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Haschen mit Hexen

Haschen mit Hexen

Titel: Haschen mit Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ausmanövrieren wollte. Sie kann
gelegentlich sehr grausam sein — aber damit hatte sie recht, darüber war ich
mir klar. Eine Art Vater-Sohn-Rivalität um dieselbe Frau. Heute frage ich mich
oft, was mich überhaupt dazu getrieben hat.«
    »Weshalb hat sie es sich dann
noch anders überlegt und Sie geheiratet?«
    »Das lag an Kirk. Das
Zusammenleben mit ihm hat sie von einigen ihrer wilderen Angewohnheiten
kuriert. Sie hat mir erzählt, wie sie zu der Narbe kam. Als sie ihm von der
geplanten Heirat mit mir erzählte, schnitt er ihr absichtlich sein Monogramm
ins Fleisch — aus einem perversen Hang zur Grausamkeit. Damit sie ihn niemals
vergaß, so sagte er angeblich dabei.«
    »Ich frage mich«, meinte ich
zögernd, »was sie wohl getan hätte, wenn Sie sich geweigert hätten, sie zu
heiraten?«
    Eine Weile saß er völlig reglos
da, dann hob er sein Glas und trank es auf einen Zug aus. »Selbst gepanschter
Scotch ist besser als gar keiner.« Plötzlicher Haß verzerrte seine Stimme.
»Los, Sie Bastard, spucken Sie’s endlich aus!«
    »Ach, das war nur so ein
Einfall«, sagte ich beiläufig. »Ich war eben neugierig, ob sie Ihnen vielleicht
auch eine Alternative genannt hat, wie zum Beispiel die, daß sie die ganze
Story dem nächsten Klatschmagazin hinterbringen würde, wenn Sie sie nicht
heirateten.«
    »Sie sollten Ihren Verstand
gelegentlich auch mal gebrauchen, Holman«, grollte er. »Auf die Art würde er
sich wenigstens nicht in solche absurde Spekulationen hineinsteigern.«
    »Vielleicht fange ich an,
Rollen auswendig zu lernen«, meinte ich. »Auf diese Art werde ich mit der Zeit
vielleicht ein ebenso geübter Lügner wie Sie.«
    »Ich will ja nicht behaupten,
daß ich meine Frau liebe«, sagte er ausdruckslos, »aber mein Respekt vor der
Ehe und ehelichen Treue ist ziemlich ausgeprägt. Und ebenso hege ich eine
unerschütterliche Zuneigung zu meinen beiden Kindern, selbst wenn sie sich
manchmal wie unberechenbare Halbwilde benehmen.«
    »Folglich?«
    Mit kalt funkelnden Augen
beugte er sich über den Tisch. »Sie sagten vorhin, ich könnte Sie nicht mehr
bremsen, weil auch Sie selbst in den Mord verwickelt seien. Gut! Ich werde es
nicht einmal versuchen. Aber vergewissern Sie sich bloß, daß Sie richtig
liegen, wenn es so weit ist, denn wenn Sie in dieser Angelegenheit auch nur den
kleinsten Fehler begehen, der entweder meinen Kindern oder meiner Frau zum Schaden
gereicht, dann bringe ich Sie dafür um, Holman!«
    »Noch eine letzte Frage, Mr.
Mulvane«, sagte ich. »Wo war Ihre Frau in der vorletzten Nacht?«
    Schweigend starrte er mich
lange Zeit an, dann erhob er sich. Ich sah ihm nach, wie er energisch aus der
Bar marschierte, jeder Zoll der weltberühmte Schauspieler, und ich fragte mich, wieviel an seiner Vorstellung in den letzten zwanzig
Minuten geheuchelt gewesen war. Aber das war schließlich auch nur eine von
vielen offenen Fragen.
    Aus mehreren Gründen gönnte ich
mir einen kräftigen und ausgiebigen Lunch; nach der Nacht mit Amanda mußte ich
meine Lebensgeister wieder wecken, und außerdem hatte ich nichts besseres vor.
Kurz nach drei Uhr nachmittags kam ich zu Hause an. Die Sonne schien warm, und
der Rest der Menschheit freute sich wahrscheinlich seines Lebens. Ich zog mich
aus und schlenderte in der Badehose zum Schwimmbecken hinaus. Ein paar
energische Runden im Wasser würden mich körperlich und geistig erfrischen,
dachte ich. Und das war der letzte zusammenhängende Gedanke, bevor ich
einschlief.
    Gegen halb sieben wurde ich
wach. Ich schwamm einmal quer durchs Becken, lief ins Haus, duschte und zog
mich an. Unter der Jacke schnallte ich mir das Gürtelholster um, überprüfte den
.38er und ließ ihn in die Schlaufe gleiten. Wie immer machte es mich nervös,
eine Waffe zu tragen, weil das besondere Assoziationen auslöst. Wenn ich
bewaffnet bin, drängt sich mir nun einmal der unangenehme Gedanke auf, daß es
notwendig werden könnte, auf jemanden zu schießen.
    Eine halbe Stunde später
läutete es an der Haustür, und ich fand Marie Pilgrim mit entschlossenem
Gesicht draußen vor. Sie trug einen schwarzen Pullover und eine enge schwarze
Hose, die in hohen Stiefeln steckte.
    »Was soll das darstellen?« platzte
ich heraus. »Arbeitsloser Fassadenkletterer auf Erkundungstour?«
    »Das ist im Augenblick egal«,
schnappte sie. »Ich muß dich dringend sprechen, Rick.«
    »Dann komm doch herein.«
    Ich schloß die Haustür und
folgte ihr, als sie schnellen Schritts ins Wohnzimmer

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