Hashimoto und Basedow
viele Basedow-Fälle treten in der Schwangerschaft oder nach der Geburt auf. Diese feuchtwarme Veranlagung in einer feuchtwarmen Lebenssituation wie der Schwangerschaft kann noch leichter zu einer Basedow-Erkrankung führen, wenn wir zahlreiche Aufgaben haben, die zu erfüllen sind oder die wir meinen erfüllen zu müssen. Denn auch unsere Pflichten und Tätigkeiten, die wir im Leben wahrnehmen, verstärken unsere innere Hitze. Und: Je mehr wir uns bewegen, desto wärmer wird uns. Eine Frau, die rund um die Uhr hart arbeitet, sich danach noch »entspannt«, indem sie joggen geht, und außerdem ein aktives Geschlechtsleben hat, kann da schon einmal »überdrehen«, ihre Schilddrüse so stark überlasten, dass daraus ein Basedow entsteht. Das ist aber nur dann der Fall, wenn bei all diesen Aktivitäten ein Zweifel mitschwingt, das Gefühl: Das reicht nicht aus, du müsstest noch erfolgreicher sein. Vielleicht besteht z. B. ein Kinderwunsch, aber eine innere Stimme sagt: Das schaffst du gar nicht, weil dich niemand unterstützt, du kannst dir das deshalb gar nicht zutrauen.
Gefahr: Zu viel Hitze und Feuchtigkeit
Nach der Lehre der alten Medizin gilt diese »Überhitzung« auch für Aktivitäten im geistigen und seelischen Bereich. Alles, was uns in »Wallung« bringt, wie man früher sagte, ist eine Form der Wärme, eine Form der Bewegung. Die Wallung entsteht durch Botenstoffe in unserem Körper. Die wichtigsten davon sind die Schilddrüsenhormone. Wenn wir also die Erkrankungshäufigkeit am Basedow unter diesem neuen Blickwinkel betrachten, dann sehen wir einen klaren Hinweis darauf, dass ein Übermaß an Hitze und Feuchtigkeit im Körper den Basedow hervorrufen kann und dass deshalb auch alles Kühlende und Trocknende eine Verbesserung bewirken kann. Wir haben hier nach dem Gegensatzprinzip eine Handlungsanweisung für alle therapeutischen Maßnahmen. Unter »Naturheilkundliche Therapien« werden wir sie ab S. 76 vorstellen.
Wenden wir uns aber zunächst noch einmal den Ursachen und Auslösern einer Basedow-Erkrankung zu. Es soll nicht verschwiegen werden, dass manche Menschen genetisch stärker dazu prädestiniert sind, einen Basedow zu entwickeln. Man kann bei einem Großteil der Erkrankten das Antigen HLA-DR3 isolieren, ein Erbfaktor, der diese Menschen prinzipiell für die Ausbildung von Autoimmunerkrankungen empfänglich macht. Aber warum bricht die Krankheit dann bei manchen aus und bei anderen nicht? Hier wird gerne zur Antwort gegeben, dass Umwelteinflüsse wie das Rauchen, Virusinfektionen oder psychosozialer Stress dafür verantwortlich sein könnten. Allerdings ist das eine schon etwas veraltete Sicht der Genetik: Heute weiß man, dass negative Gedanken und Gefühle einen weit stärkeren Einfluss auf die Ausprägung genetischer Anlagen nehmen können als vermutet. Anscheinend können sich sogar mitunter genetische Veranlagungen durch seelische Reize ausbilden und an künftige Generationen weitergegeben werden. Hier gibt es noch keine eindeutigen Erkenntnisse der Genforschung, aber erste Einblicke in diese Thematik zeigen, dass der alte Gegensatz zwischen Vererbung und Umwelteinflüssen nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Zurück bleibt eine Erkenntnis, die auch schon 500 Jahre alt ist und von Paracelsus stammt: Es kommt auf den Archeus des Menschen an. Der Archeus ist ein handelndes Etwas in jedem von uns, das entscheidet, ob wir uns der Anstrengung und Bitterkeit des Lebens optimistisch und kraftvoll stellen und unserem Leben unseren Willen aufzwingen oder ob wir uns von Missständen beherrschen lassen. Wir müssen stark und gestaltungsfähig sein, um unser Leben leben zu können. Der Archeus, die Handlungsfähigkeit, ist eine Grundvoraussetzung jedes Lebens. Entweder wir zähmen unsere Umwelt oder sie beherrscht oder vernichtet uns. Im »Kleinen Prinzen« von Antoine de Saint-Exupéry wird der Weg gewiesen, wie diese Zähmung zu erfolgen hat: durch die Liebe, die auch ein gegenseitiges Zähmen zwischen den Menschen ist. Liebevoll muss der Umgang mit und unter uns sein, damit wir nicht in einen Morbus Basedow hineinstürzen. Wir müssen unser Selbstwertgefühl beständig und mit Nachdruck aufbauen, um gesund werden zu können. Liebevoll muss der Weg sein, auf dem man aus dieser Krankheit herausgeführt wird – liebevoll sowohl in der Behandlung des ganzen Menschen als auch seines Körpers durch die Therapien und Arzneien, die wir nun im Folgenden kennenlernen werden.
Naturheilkundliche
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