Hashtag #Love
ich lausche gebannt. Ich glaube, dass ich in Stella das Mädchen gefunden habe, das mich von meinen Dämonen befreien kann. Zum Glück hat sie damals auf meinen Status geantwortet, den so viele favorisiert und beantwortet haben, aber nur sie war nicht oberflächlich. Dass mich 160 Zeichen so fasziniert haben, ist einfach unglaublich. Aber es war dieses Hashtag, das mich umgehauen hat.
Schließlich ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und Stella löst sich schneller von mir, als ich gucken kann. »Zeig mir das Poolhaus«, schmunzelt sie, nachdem sie mich angesehen hat.
Ich stehe auf und ergreife ihre Hand. »Wenn man dort im Hauptschlafzimmer im Bett liegt, kann man die Sterne sehen«, erzähle ich ihr.
»Ist die Decke etwa verglast?«, fragt sie.
Ich nicke. »Ja, es ist eine Art verglaste Kuppel«, antworte ich und zeige zum Poolhaus, dessen Glaskuppel man von hier aus sehen kann.
Dann gehen wir gemeinsam herüber. Es steht etwas abseits vom Haupthaus, dort hätte ich meine Ruhe, aber solange die Albträume mich plagen, möchte ich nicht alleine in einem Haus schlafen.
»Oh mein Gott, das ist toll«, sagt sie, als wir das Poolhaus betreten haben.
»Gefällt's dir?«, erkundige ich mich.
»Ja, es ist wirklich … wow, etwas Anderes fällt mir dazu nicht ein.« Stella schaut sich um und äußert immer wieder begeisterte Kommentare, wenn sie ein neues Zimmer entdeckt hat.
»Ich bin gerne hier, aber ich möchte nicht alleine hier drin wohnen«, erzähle ich ihr.
»Warum nicht?«
»Wegen meiner Schlafstörungen, manchmal schlafwandle ich und da sollte jemand ein Auge auf mich haben. Deshalb gibt es vor meinem Schlafzimmer auch keine Pflanzenkübel oder Möbel, die mir im Weg stehen könnten«, antworte ich. Langsam bin ich das Lügen leid. Kübel stehen dort keine, weil ich sie dort nicht haben wollte, und geschlafwandelt bin ich noch nie. Es geht einzig und allein um meine Albträume, nach denen ich nicht in dem Wissen, dass ich alleine bin, aufwachen und mich beruhigen will.
»Hast du schon mal eine Nacht in einem Schlaflabor verbracht oder eine Therapie gemacht? Vielleicht hat dich in deiner Kindheit irgendwas traumatisiert, was sich nun durch die Schlafstörungen kanalisiert«, meint sie.
>Wenn du wüsstest<, schießt es mir durch den Kopf. »Das kann sein. Ich habe die Trennung meiner Eltern nie wirklich überwunden, aber ich glaube nicht, dass die der Grund dafür ist, dass ich Schlafstörungen habe.« Dann sehe ich sie von oben bis unten an. Sie trägt so einen sexy schwarzen Minirock und ein enges rotes Top dazu. Das Outfit betont ihre durchaus weibliche Figur, obwohl ich bisher kein Gramm Fett zu viel an ihrem Körper feststellen konnte. »Komm, ich zeige dir das große Schlafzimmer mit der Glaskuppel«, sage ich schließlich.
Stella kommt zu mir und ich führe sie nach oben. »Ich würde hier sofort einziehen, wenn ich dürfte«, murmelt sie.
»Weil es dir so gut gefällt?«, erkundige ich mich neugierig.
»Ja, und weil ich dann in deiner Nähe wäre«, erwidert sie.
>Und da sagt sie, dass sie nicht verliebt ist<, denke ich. Vielleicht ist sie ja auf dem besten Weg dahin. Ich finde meine Gefühle für Stella völlig irrational, weil ich sie kaum kenne, aber man kann Gefühle eben nicht erklären. Sie waren, sind und bleiben einfach unerklärbar. »Ich hätte dich auch sehr gerne in meiner Nähe, vielleicht können wir ja im Sommer ein paar Tage am Stück miteinander verbringen?«, frage ich sie.
Stella sieht mich lächelnd an. »Das wäre schön. Ich … muss das aber von meinen Eltern absegnen lassen. Auch wenn ich 18 bin, sie bestimmen die Regeln, solange ich in ihrem Haus wohne«, sagt sie.
Ich nicke langsam. »Ja, so sieht's hier auch aus, aber immerhin darf ich ausbleiben so lange ich möchte und alles Mögliche. Das Einzige, was verboten ist, sind Partys, die ich sowieso nicht schmeiße«, entgegne ich.
»Ich darf nicht mal welche besuchen, es sei denn, J.T., begleitet mich dorthin«, erzählt sie, dabei klingt sie ein wenig genervt.
»Ich glaube, das ist normal, wenn man die Jüngere ist. Ich habe keine Geschwister - jedenfalls keine, von denen ich weiß - und kenne das nicht, dass ich auf jemanden aufpassen muss.«
»Das Schlimme ist nicht, dass er mich begleiten soll, sondern sein Verhalten. J.T., lässt niemanden an mich heran und versucht immer, mich von allem abzuschirmen. Manchmal glaube ich, dass sie mich alle nicht erwachsen werden lassen wollen«, seufzt
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