Hasturs Erbe - 15
genügend ausgebildete Männer und Frauen, um auf allen neun Türmen arbeiten zu können. Für einen solchen galaktischen Plan, wie du ihn dir ausdenkst, brauchen wir Dutzende, Hunderte.”
„Aber wenn selbst latente Telepathen die Matrixtechnik lernen können?” fragte er. „Und viele von denen, die die Gabe geerbt haben, entwickeln sie niemals. Ich habe gedacht, Leute, die im Turm ausgebildet sind, können Laran erwecken?”
Ich runzelte die Stirn. „Die Gabe der Altons ist erzwingbarer Kontakt. Ich habe im Turm gelernt, es zu benutzen, um Latente zu erwecken, wenn sie nicht allzu barrikadiert waren. Mir gelingt das nicht immer. Dazu braucht es einen Katalysatortelepathen. Und das bin ich nicht.” Thyra sagte scharf: „Das habe ich dir doch gesagt, Bob. Dieses Gen ist ausgestorben.” Irgend etwas in ihrem Tonfall reizte in mir Widerspruch. „Nein, Thyra”, sagte ich. „Ich kenne einen. Er ist noch ein Junge und nicht ausgebildet, aber er ist definitiv ein Katalysatortelepath. Er hat Laran in einem Latenten erweckt, wo ich versagt hatte.”
„Das kann uns ja gut nutzen”, sagte Beltran verächtlich. „Der Rat der Comyn hat ihn wahrscheinlich so stark eingebunden mit Gunst und Zuweisungen, daß er niemals über ihren Willen hinaussehen wird. Das machen sie immer so mit Telepathen. Ich bin überrascht, daß sie dich nicht schon so bestochen und gebunden haben.”
Versucht haben sie es, dachte ich, sagte es aber nicht. „Nein”, sagte ich, „das haben sie nicht. Dani hat überhaupt keinen Grund, die Comyn zu lieben … aber Grund genug, sie zu hassen.” .
Ich lächelte Marjorie an und erzählte ihnen von Danilo und den Kadetten.
13
Regis lag im Gästezimmer von Edelweiß, war müde und erschöpft, konnte jedoch nicht schlafen. Er hatte Edelweiß in dichtem Schneefall am Spätnachmittag erreicht, war aber immer noch zu erschüttert und gelähmt, um sprechen oder das Abendessen zu sich nehmen zu können, das ihm Javanne bereitet hatte. Sein Kopf pochte, und vor den Augen tanzten kleine Punkte, die auch dann, wenn er die Augen schloß, auf ihn eindrangen und hinter den Lidern eigenartige Visionen bildeten.
Dyan, dachte er immer wieder. Verantwortlich für die Kadetten, der seine Macht auf solche Weise mißbrauchte. Und niemand wußte es, kümmerte sich darum oder schaltete sich ein. Oh, sie wußten es, merkte er. Sie mußten es gewußt haben. Er würde niemals glauben, daß Dyan Kennard täuschen konnte.
Er erinnerte sich an das merkwürdige, unbefriedigende Gespräch mit Dyan in der Schenke, und sein Kopf pochte noch stärker, als würde ihn die Heftigkeit seiner Gefühle auseinandersprengen. Er fühlte sich um so schlechter, als er Dyan gemocht, ihn bewundert und sich durch seine Aufmerksamkeiten ihm gegenüber geschmeichelt gefühlt hatte. Er hatte die Gelegenheit begrüßt, als Ebenbürtiger zu reden mit einem Verwandten… wie ein dummes, albernes Kind! Jetzt wußte er, was Dyan herauszufinden versucht hatte, und zwar auf so subtile Weise, daß es nicht einmal eine Einladung war.
Es war nicht die Art von Dyans Begierden, die ihn beunruhigte. Es galt nicht als besonders anstößig, ein Ombredin, ein Liebhaber der Männer zu sein. Bei Jungen, die für eine Heirat zu jung waren und durch den allgemeinen Brauch streng von allen Frauen, außer von Schwestern oder Cousinen, femgehalten wurden, galt es als passend, Kameradschaft und auch Liebe eher bei einem Freund zu suchen als bei den Frauen, die allen zur Verfügung standen. Es war vielleicht bei einem Mann in Dyans Alter exzentrisch, aber nicht schamlos.
Was Regis Übelkeit verursachte, war die Art und Weise des Drucks, den Dyan gegenüber Danilo ausgeübt hatte, die bewußte, sadistische Grausamkeit, die besonders gemeine Rache, die Dyan für die Verletzung seines Stolzes genommen hatte.
Gewöhnliche Belästigungen wären vielleicht grausam, aber verständlich gewesen. Aber Laran gegen jemanden wenden? Sich in Danilos Gedanken zwingen, ihn so zu foltern? Regis wurde übel vor Abscheu.
Außerdem, dachte er, hätte es genügend Jungen und Männer gegeben, die Dyans Interesse begrüßt hätten. Einige vielleicht, weil Dyan ein Comyn-Lord war, reich und in der Lage, Geschenke und Privilegien zu verteilen, doch andere würden sicher Dyan auch für einen charmanten, gebildeten und angenehmen Kameraden halten. Er hätte ein Dutzend Liebhaber oder Freunde haben können, und niemand hätte auch nur daran gedacht, ihn zu kritisieren. Aber irgendeine perverse
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