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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kinn hoch. Erinnerte sie sich nun, daß sie das schon so gemacht hatte, als er noch sehr klein gewesen war, noch ehe er den Unterschied kannte zwischen einer älteren Schwester und einer nie gekannten Mutter? Sie war selbst noch ein Kind gewesen, hatte jedoch versucht, ihn zu bemuttern. Wie hatte er das vergessen können? Sie küßte ihn sanft auf die Stirn, und Regis, der sich nun sicher und beschützt fühlte, stolperte in einen Abgrund tiefen, traumlosen Schlafes.
Am nächsten Tag fühlte er sich benommen und krank, doch wenn ihm Javanne auch sagte, er solle im Bett bleiben, war er doch zu unruhig, dem zu folgen.
„Ich muß sofort nach Thendara zurück”, beharrte er. „Ich habe etwas erfahren, was es notwendig macht, mit Großvater zu reden. Du hast selber gesagt, ich solle zu einem der Türme gehen. Was kann mir denn passieren, wenn mich drei Wachen begleiten?” „Du weißt genau, daß du nicht reisefähig bist. Ich sollte dich ausschelten und ins Bett stecken, wie ich es mit Rafael tun würde, wenn er unvernünftig ist”, sagte sie mürrisch. Seine neue Erkenntnis von ihr ließ ihn sanft antworten. „Ich wäre gerne jung genug für eine besorgte Schwester, selbst wenn sie mich auch ausschimpft. Aber ich weiß, was ich zu tun habe, Javanne, und ich bin der Frauenherrschaft entwachsen. Bitte behandle mich nicht wie ein Kind.”
Seine Ernsthaftigkeit ernüchterte sie. Immer noch unwillig, schickte sie nach den Bediensteten und Pferden.
Den ganzen Tag lang ritt er mit quälenden Erinnerungen, die sich immer und immer wiederholten, und mit einer zunehmenden Unsicherheit und Angst. Würden sie ihm glauben? Würden sie ihm überhaupt zuhören? Danilo befand sich außer Reichweite Dyans. Es war Zeit, es bekanntzumachen, bevor er jemand anders in Gefahr brachte. Und Regis wußte, wenn er schwieg, würde er stillschweigend dulden, was Dyan getan hatte.
Am Nachmittag, als sie noch Meilen von Thendara entfernt waren, setzten wieder Schneefall und Graupelschauer ein, doch Regis schlug den Vorschlag seiner Eskorte, irgendwo Schutz und Unterkunft zu suchen, in den Wind. Jeder Augenblick zwischen ihm und Thendara wurde ihm nun zur Qual. Er sehnte sich danach, dort zu sein und seine angsterregende Konfrontation hinter sich zu bringen. Als sich die Meilen länger und länger hinzogen und er immer durchweichter und verzweifelter wurde, zog er den feuchten Umhang enger um sich und hüllte sich hinein wie in einen schützenden Kokon. Er wußte, daß seine Wachen über ihn redeten, doch diesen Gedanken schloß er gezielt aus und zog sich mehr und mehr in seinen Kummer zurück.
Als sie über die Höhe des Passes ritten, hörte er das entfernte Dröhnen des Raumhafens dumpf und vibrierend durch den dichten Nebel dringen. Mit wildem Sehnen dachte er an die abziehenden Raumschiffe, unsichtbar hinter der Regen- und Hagelwand, die Symbole der Freiheit, die er sich herbeiwünschte.
Er ließ sich von dem zunehmenden Sturm peitschen, und es kümmerte ihn nicht. Er begrüßte den eisigen Wind, den Hagel, der sich in dicken Schichten auf seinen schweren Reitumhang, seine Wimpern und Haare legte. Er bewahrte ihn davor, zurück in jenen sonderbaren, hypersensitiven, halluzinatorischen Zustand zurückzugleiten.
Was soll ich Großvater sagen?
Wie konnte er dem Regenten der Comyn gegenübertreten und ihm mitteilen, daß sein vertrautester Berater korrupt war, ein perverser Sadist, der seine telepathischen Kräfte dazu benutzte, sich in ein ihm anvertrautes Bewußtsein einzumischen?
Wie sagt man dem Kommandeur der Wache, seinem eigenen kommandierenden Offizier, daß sein vertrautester Freund, der den verantwortlichsten und vertrauenswürdigsten der Posten innehatte, einen Jungen in seiner Obhut schamlos mißbraucht und mißhandelt hatte? Wie beschuldigt man seinen eigenen Onkel, den stärksten Telepathen der Comyn, daß er gleichgültig dabeisteht und zusieht, wie man den seltensten und sensibelsten aller Telepathen fälschlich beschuldigt, seinen Geist peinigt, ihn verletzt und entehrt, während er, ein PsiTechniker, im Turm ausgebildet, nichts tut?
Die Steinmauer des Schlosses türmten sich vor ihnen auf und schützten sie vor dem beißenden Wind. Regis hörte die Flüche der Eskorte, als sie die Pferde fortführten. Er wußte, daß er sich bei ihnen entschuldigen mußte, weil er sie dieser Kälte, diesem erschöpfenden Ritt in einem solchen Wetter, ausgesetzt hatte. Es war absolut verantwortungslos, dies loyalen Männern anzutun, und die

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