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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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leeren Raum. Das Geräusch war nur eine sinnlose Vibration, doch er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, wollte die Bedeutung herausfinden. „Regis!” Wer war Regis? Die dröhnende Kerzenflamme erstarb zu einem Glimmen, und Regis hörte sich laut keuchen. Jemand stand über ihm, rief seinen Namen und schlug ihn mehrmals. Plötzlich und lautlos war der Raum wieder da.
„Regis, wach auf! Steh auf und geh herum, laß dich nicht treiben!”
„Javanne…”, sagte er und kämpfte sich schwindlig hoch, als ihre Hand zu einem weiteren Schlag niedersauste. „Nicht, Schwester …”
Er war überrascht, wie schwach und weit entfernt seine Stimme klang. Sie stieß einen erleichterten Schrei aus. Sie stand neben seinem Bett. Ein weißer Schal glitt von ihren Schultern über ein langes Nachtgewand. „Ich hatte gedacht, eines der Kinder weinte, dann hörte ich dich. Warum hast du mir nicht gesagt, daß du die Schwellenkrankheit hast?” Regis zwinkerte und ließ ihre Hand los. Auch ohne die Berührung konnte er ihre Angst spüren. Immer noch schwebte der Raum um ihn her. „Schwellenkrankheit?” Darüber dachte er einen Moment nach. Er hatte davon gehört, natürlich, das war unvermeidlich, wenn man aus einer Comyn-Familie stammte: ein psychischer und physischer Stau bei sich entwickelnden Telepathen in der Jugend. Die Unfähigkeit des Gehirns, mit der plötzlichen Überfütterung von sensorischen und extrasensorischen Daten fertig zu werden, die in Verzerrungen der Wahrnehmung von Sehen, Hören und Berührung resultierte … „Ich habe es noch nie gehabt. Ich wußte nicht, was es war… Ich konnte nicht richtig sehen, hören…” „Ich weiß. Steh jetzt auf und geh ein wenig umher.”
Der Raum stand immer noch schief. Er klammerte sich an das Bettgestell. „Wenn ich das tue, falle ich…”
„Und wenn du es jetzt nicht tust, wird dein Gleichgewichtszentrum wieder aus den Angeln geraten. Hier”, sagte sie mit kurzem Lachen, warf ihm behutsam den weißen Schal über und sah höflich beiseite, als er sich darin einwickelte und sich auf die Füße kämpfte. „Regis, hat dich niemand davor gewarnt, als sich dein Laran entwickelte?”
„Wer hätte mich denn warnen sollen? Ich glaube, niemand weiß es”, sagte er und versuchte vorsichtig ein paar Schritte. Sie hatte recht. Mit der Konzentration und Anstrengung der Bewegung wurde der Raum wieder stabil. Ihn schauderte, und er ging auf die Kerze zu. Das kleine Flämmchen tanzte und zuckte immer noch hinter seinen Augen, doch es hatte wieder die Größe der Kerze. Wie war es zu dem rasenden Waldbrand aus seiner Kindheit geworden? Er nahm sie hoch und blickte erstaunt auf seine zitternde Hand. Javanne sagte scharf: „Faß die Kerze nicht an, wenn deine Hand nicht ruhig ist. Du steckst sonst irgend etwas in Brand. Regis, ich hatte Angst.”
„Wegen der Kerze?” Er stellte sie ab.
„Nein, weil du so gestöhnt hast. Ich habe, als ich dreizehn war, ein halbes Jahr in Neskaya verbracht. Ich habe einmal gesehen, wie eines der Mädchen Krampte bei einer Krise bekam.” Regis sah seine Schwester an, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Er konnte nun die Gefühle hinter der kurzangebundenen, mürrischen Art spüren. Er legte ihr den Arm um die Schultern und sagte verwundert: „Hattest du wirklich Angst?” Die Barrieren zwischen ihnen waren verschwunden, und was sie hörte, war:
„Würde es dir wirklich etwas ausmachen, wenn mir etwas passierte?” Sie reagierte auf das verwunderte Erstaunen dieser unausgesprochenen Frage mit richtiger Entrüstung. „Wie kannst du daran zweifeln? Du bist mein einziger Verwandter.”
„Du hast Gabriel. Und fünf Kinder.”
„Aber du bist der Sohn meines Vaters und meiner Mutter”, sagte sie und umarmte ihn kurz und fest. „Jetzt scheinst du wieder in Ordnung zu sein. Geh wieder ins Bett, bevor du dich erkältest und ich dich wie ein Baby pflegen muß.”
Doch nun wußte er, was der scharfe Tonfall ihrer Stimme verbarg, und es störte ihn nicht mehr. Gehorsam schlüpfte er unter die Decke. Sie setzte sich auf den Bettrand. „Du solltest eine Zeitlang in einen Turm gehen, Regis. Nur um die Kontrolle zu lernen. Großvater kann dich nach Neskaya schicken oder nach Arilinn. Ein untrainierter Telepath stellt für sich selbst eine Bedrohung dar und ebenso für alle um ihn her. Das haben sie mir gesagt, als ich in deinem Alter war.”
Regis dachte an Danilo. Hatte er irgend jemanden, der ihn warnen konnte?
Javanne zog ihm die Decke bis ans

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