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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Reiben von der Tür her. Jemand versuchte heimlich, den Riegel beiseite zu schieben. Schließlich begann sich die Tür sehr, sehr langsam zu öffnen.
Ich sprang auf, ergriff die Hand, die sich gerade hereinschob -und fühlte das zarte Handgelenk zu spät, um die Gewalt des Schlages abfangen zu können. Marjorie stürzte herein, keuchte und fiel gegen den Türrahmen. Ich ließ ihre Hand fallen, als hätte ich mich verbrannt. Sie stolperte, taumelte, und ich fing sie rasch auf.
„Schnell”, flüsterte sie, „mach die Tür zu.”
„Die Götter mögen uns beschützen”, flüsterte ich und starrte sie entsetzt an. „Ich hätte dich töten können!”
„Ich bin froh, daß du dazu in der Lage bist…” Sie holte tief Luft. „Lew, dein Gesicht! O Gott…”
„Die liebevolle Zuwendung eines Verwandten.” Ich schloß die Tür und schob einen schweren Stuhl davor.
„Ich habe sie angefleht… gebettelt…”
Ich legte den Arm um sie. „Armes. Ich weiß. Ich habe dich gehört. Haben sie dir etwas angetan?”
„Nein. Selbst Beltran hat mich nicht angerührt, obwohl ich ihn gebissen und gekratzt habe”, sagte sie unter kurzen Atemstößen. „Ich habe deine Matrix. Hier. Schnell.” Sie streckte mir den kleinen Lederbeutel entgegen. Ich warf ihn in die Tunika, drückte ihn gegen meine Haut. Sogleich schien mir, als könne ich besser sehen, und das dumpfe Dröhnen in meinen Ohren hörte auf. Selbst mein Herz schlug ruhiger. Ich fühlte mich immer noch zerschlagen und verletzt, doch wieder lebendig. „Wie bist du daran gekommen?”
„Bob hat sie mir gegeben”, antwortete sie. „Er hat gesagt, ich sei die Bewahrerin und könne sie als einzige bei mir halten, ohne dich zu verletzen. Er sagte, du würdest sonst sterben. Da habe ich sie genommen, Lew, nur um dich zu retten. Ich schwöre es…”
„Ich weiß. Wenn irgend jemand anders außer einer Bewahrerin sie lange behalten hätte, wäre ich sicher gestorben.” Nicht etwa, daß ich Kadarin wegen dieses Interesses an meinem Wohlergehen verziehen hätte. Er wußte wahrscheinlich, was mit ihm geschehen würde, wenn er zuviel mit der Matrix eines anderen herumhantierte.
„Wo ist die Sharra-Matrix?”
„Ich glaube, Thyra hat sie”, sagte sie zweifelnd. „Ich bin aber nicht sicher.”
„Wie bist du hier hereingekommen, Marjorie? Stehen Wachen draußen?”
Langsam nickte sie. „Alle Wachen kennen mich”, sagte sie schließlich. „Die meisten waren Freunde meines Vaters und kennen mich, seit ich als Kind auf ihren Knien gesessen habe. Sie vertrauen mir… und ich habe ihnen Wein mit einem Schlafmittel gebracht. Ich schäme mich dafür, Lew, aber was hätte ich sonst tun können. Wir müssen so schnell wie möglich hier fort. Wenn sie erwachen, werden sie merken, was passiert ist, und es Beltran sagen…” Ihr versagte die Stimme.
„Er sollte dir dankbar sein, weil du den letzten Rest seiner Ehre bewahrt hast”, sagte ich zornig. Dann merkte ich, daß sie „wir” gesagt hatte.
„Du kommst mit mir?”
„Ich muß. Nach dem, was ich getan habe, wage ich nicht zu bleiben. Lew, willst du mich denn nicht? Glaubst du, ich hätte mit ihnen… oh!”
Ich umarmte sie fest. „Kannst du daran zweifeln? Aber in diesen Bergen, in dieser Jahreszeit…”
„Ich bin hier geboren. Und ich bin bei schlechterem Wetter als diesem unterwegs gewesen.” „Dann müssen wir fort, ehe die Soldaten wach werden. Was hast du ihnen gegeben?” Sie sagte es mir, und ich schüttelte den Kopf. „Das ist nicht gut. Sie werden innerhalb der nächsten Stunde wach. Aber vielleicht kann ich etwas tun.” Ich berührte die Matrix. „Laß uns gehen.” Hastig suchte ich meine Sachen zusammen. Marjorie hatte sich warme Kleider angezogen, wie ich sah, wozu schwere Stiefel und ein langes Reitkleid gehörten. Ich blickte aus dem Fenster. Es wurde schon Nacht, doch dank irgendeiner günstigen Fügung des Schicksals schneite es nicht.
In dem dämmrigen Flur lagen ausgestreckt zwei schnarchende Gestalten. Ich bückte mich und lauschte auf ihren Atem. Marjorie rang nach Luft. „Töte sie nicht, Lew. Sie haben dir nichts zuleide getan.”
Ich war nicht so sicher. Meine Rippen taten immer noch von den Tritten ihrer schweren Stiefel weh. „Ich weiß was Besseres, als sie umzubringen”, sagte ich und wog die Matrix auf der Handfläche. Rasch und durchdringend glitt ich in die Gedanken der Schlafenden. Schlaft, befahl ich ihnen, schlaft lang und tief, schlaft, bis euch die Sonne weckt. Marjorie ist nie

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