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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Frage als einen Erwachsenen anerkannte. Mit entsprechender Höflichkeit antwortete er: »Jawohl, Oheim, mein Großvater wünscht, daß ich in diesem Jahr am Rat teilnehme.«
    »Seid Ihr das ganze Jahr über im Kloster von Nevarsin gewesen, Neffe?«
    Kennard wußte sehr wohl, wo er gewesen war, dachte Regis; als seinem Großvater nichts anderes eingefallen war, ihn loszuwerden, hatte er ihn nach Sankt-Valentin-im-Schnee verfrachtet. Doch es wäre ein fürchterlicher Bruch der Etikette gewesen, hätte er dies erwähnt, so sagte er lediglich: »Ja, er hat meine Erziehung den Cristoforos anvertraut. Ich bin seit drei Jahren dort.«
    »Das ist aber eine verdammte Art und Weise, einen Erben der Hasturs zu behandeln«, sagte eine rauhe, melodiöse Stimme. Regis blickte auf und erkannte Lord Dyan Ardais, einen blassen, großen, hakennasigen Mann, den er auf kurzen Besuchen im Kloster gesehen hatte. Regis verbeugte sich und grüßte ihn: »Lord Dyan!«
    Dyans Augen, scharf und fast farblos – es hieß, die Ardais hätten Chieri -Blut –, ruhten auf Regis. »Ich habe Hastur gesagt, er sei ein Riesendummkopf, einen Jungen zur Erziehung an einen solchen Ort zu schicken. Aber ich habe mitbekommen, daß er viel mit Staatsgeschäften belastet ist, zum Beispiel mit all den Problemen, die die Terraner in unsere Welt gebracht haben. Ich habe ihm angeboten, Euch nach Ardais zu bringen. Meine Schwester Elorie hat keine Kinder und hätte gern einen Verwandten aufgenommen und erzogen. Aber Euer Großvater, denke ich, hielt mich für keinen guten Paten für einen Jungen Eures Alters.« Er lächelte leicht sarkastisch. »Nun, Ihr scheint die drei Jahre in den Händen der Cristoforos gut überstanden zu haben. Wie war es in Nevarsin, Regis?«
    »Kalt.« Regis hoffte, damit das Thema abgetan zu haben.
    »Daran erinnere ich mich gut«, sagte Dyan lachend. »Auch ich bin bei den Brüdern groß geworden, wie Ihr wißt. Mein Vater war da noch bei Verstand – oder genügend bei Verstand, um mich bei seinen verschiedensten Exzessen von sich fernzuhalten. Ich habe die ganzen fünf Jahre dort gezittert.«
    Kennard hob eine graue Braue. »Ich kann mich nicht erinnern, daß es so kalt war.«
    »Aber du hattest es im Gästehaus auch warm«, sagte Dyan mit einem Lächeln. »Dort brennen das ganze Jahr über Feuer, und man kann sich jemanden mitnehmen, der einem das Bett wärmt, wenn man will. Der Schülerschlafsaal in Nevarsin – das meine ich ganz ernst – ist der kälteste Ort auf ganz Darkover. Hast du nicht gesehen, wie die armen Jungen zitternd durch die Räume liefen? Haben sie einen Cristoforo aus Euch gemacht, Regis?«
    Regis sagte kurz: »Nein, ich diene dem Herrn des Lichts, wie es sich für einen Sohn der Hasturs gehört.«
    Kennard wies auf zwei Burschen in den Alton-Farben, und sie ritten ein Stück nach vorn. »Lord Regis«, sagte er förmlich, »gestattet mir, Euch meine Söhne vorzustellen: Lewis-Kennard Montray-Alton, Marius Montray-Lanart.«
    Regis fühlte sich kurz verunsichert. Kennards Söhne waren durch den Rat nicht anerkannt, doch wenn Regis sie als Verwandte und Gleichgestellte begrüßte, würde er ihnen die Anerkennung der Hasturs zollen. Wenn nicht, würde er seinen Verwandten beleidigen. Er war wütend auf Kennard, daß er ihm diese Wahl aufzwang, besonders deshalb, weil es keinen Punkt der Comyn-Etikette und Diplomatie gab, den Kennard nicht kannte.
    Lew Alton war ein kräftiger junger Mann, fünf oder sechs Jahre älter als Regis. Er sagte mit schiefem Lächeln: »Ist schon gut, Lord Regis. Ich wurde vor ein paar Jahren legitimiert und formell als Erbe bestätigt. Es ist also in Ordnung, wenn Ihr mich begrüßt.«
    Regis fühlte, wie er vor Verlegenheit heftig errötete. Er sagte: »Großvater hat es mir geschrieben. Ich hatte es vergessen. Seid gegrüßt, Vetter. Seid Ihr schon lange unterwegs?«
    »Ein paar Tage«, antwortete Lew. »Die Straßen waren ruhig, wenn auch mein Bruder, glaube ich, der Meinung ist, daß es ein langer Ritt war. Er ist sehr jung für eine solche Reise. Ihr erinnert Euch doch an Marius, oder?«
    Erleichtert bemerkte Regis, daß Marius, Montray-Lanart statt Alton genannt, weil er noch nicht als legitimer Sohn anerkannt war, erst zwölf Jahre alt war – in jedem Fall zu jung für eine offizielle Begrüßung. Diese Frage konnte man umgehen, indem man ihn wie ein Kind behandelte. Er sagte: »Du bist gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich glaube, du erinnerst dich nicht mehr an

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