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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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alt wie er, aber kleiner, und sein Körper wirkte selbst unter dem steifen Taucheranzug sehnig. Seine Augen waren fast so schwarz wie sein Haar, und als der Junge ihn angrinste, leuchteten seine Zähne fast unnatürlich weiß.
    Michael wusste nicht genau, ob das Grinsen freundlich gemeint war oder nicht. »Tauchst du allein?« fragte er den Jungen.
    »Klar«, antwortete der andere. »Mach' ich oft.«
    Michael erinnerte sich, dass sein Vater immer gesagt hatte, man solle nie ohne Partner tauchen, aber der Junge sah nicht so aus, als würde er sich von einem Anfänger etwas sagen lassen. Er zog sich bereits seine Flossen an, und Michael bückte sich ebenfalls. Doch noch ehe er seinen Fuß in die Flosse bekommen hatte, war die bereits voller Sand. Schwankend bemühte er sich, beide Flossen überzustreifen.
    Schließlich verlor er endgültig das Gleichgewicht und plumpste unbeholfen in den Sand. Einem anderen Teilnehmer ging es genauso.
    »Wir sehen uns im Wasser«, sagte der dunkelhaarige Junge. Er zog seine Maske über, steckte das Mundstück in den Mund und ging rückwärts den Strand hinunter, bis ihm die Brandung bis zu den Hüften reichte. Dann legte er sich ins Wasser, kippte nach hinten und verschwand.
    Fünf Minuten später waren auch Michael und seine Gruppe bereit, und Dave führte sie ins Wasser.
    Michael wurde einem Mann namens Les als Partner zugeteilt. Les war etwa dreißig und schien ihn kaum wahrzunehmen. Michael drehte sich um und ging rückwärts ins Wasser, so wie er es gesehen hatte, wäre aber dreimal beinahe gestolpert, bevor er tief genug war, um unterzutauchen. Er setzte das Mundstück ein, überprüfte die Ventile und zog sich schließlich die Gesichtsmaske über. Dann holte er tief Atem, duckte sich und ließ sich nach hinten fallen.
    Im nächsten Augenblick hatte sich die Welt verändert.
    Der Tauchanzug behinderte ihn überhaupt nicht mehr - im Gegenteil, er fühlte sich an wie eine zweite Haut, die ihn vor dem kalten Wasser schützte, aber seine Bewegungsfreiheit kaum einschränkte.
    Das Wasser war kristallklar. Sand stob auf und wirbelte über den Meeresboden, so dass es schien, als sei er flüssig geworden.
    Als er einen leichten Schmerz in der Brust spürte, merkte Michael, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Er zwang sich auszuatmen, dann atmete er ganz langsam wieder ein. Die Sauerstoffflasche auf seinem Rücken füllte seine Lunge mit frischer Luft. Beim zweiten Atemholen sah er sich um und entdeckte Les, der bereits ein paar Meter vor ihm schwamm, ins Meer hinaus. Er wollte ihm zurufen, er solle auf ihn warten, aber dann fiel ihm ein, dass er nicht schreien konnte und ihn der Typ sowieso nicht hören würde.
    Er musste versuchen, zu ihm aufzuschließen.
    Michael schwamm und trat heftig mit den Beinen. Seine Hände waren über dem Bauch verschränkt, so wie Dave es ihnen am Morgen im Schwimmbecken gezeigt hatte. Mit Hilfe der Flossen kam er schnell voran, während Luftblasen in dünnem Strahl aus seinem Automaten strömten. Als er sich vom Strand entfernte, wurde der Boden deutlicher sichtbar. Der Sand war wellenförmig gemustert, und je weiter er hinausschwamm, desto steiler neigte sich der Grund. Mit jedem Schlag wich seine innere Anspannung etwas mehr, und er spürte eine friedliche Stille, die er so nicht kannte. Das gebrochene Sonnenlicht ließ das Wasser um ihn herum hell leuchten. Plötzlich kreuzten zwei Fische von etwa einem halben Meter Länge träge seine Bahn. Dabei kamen sie so nah, dass Michael sie berühren konnte. Kaum hatte er das getan, als sie mit einer winzigen Bewegung ihrer Schwänze davonschossen.
    Er näherte sich Les. Der ältere Mann schwamm nach rechts, und als Michael ihm folgte, erhaschte er einen ersten Blick auf das Riff.
    Von oben hatte es ausgesehen wie ein Finger aus fast gänzlich schwarzer Lava, der ins Meer hinaus zeigte, aber im Wasser sah Michael das leuchtende Rot und Blau der Korallenköpfe, zwischen denen Hunderte von Fischen schwammen. Einige waren so blaß, dass sie fast durchsichtig schienen, andere leuchteten so farbenfroh, als dienten sie als Leitstrahlen im Meer. Als er sich dem Riff näherte, versammelte sich eine Gruppe von Papageienfischen um ihn, in der Hoffnung auf Nahrung. Da er nichts dergleichen zu bieten hatte, schwammen sie rasch wieder davon und näherten sich einer Frau, die ein paar Meter weiter an der Oberfläche schwamm. Sie atmete durch einen Schnorchel und hielt den Fischen eine Handvoll gefrorener Erbsen

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