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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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schauderte. Ihm wurde oft schlecht, wenn er Blut sah.
    So oft, dass er schon daran gedacht hatte, sich nach einem anderen Job umzusehen.
    Vielleicht konnte er für Takeo Yoshihara arbeiten. Er hatte gehört, dass niemand auf Maui höhere Löhne zahlte als er.
    Das war indirekt auch der Grund, weshalb er jetzt in der Leichenkammer stand.
    Ein paar Tage, nachdem er begonnen hatte, im Krankenhaus zu arbeiten, hatte ihn ein Arzt angesprochen, während er gerade ein Zimmer putzte. Elvis Dinkins hatte den Mann bereits gekannt.
    Es handelte sich um Stephen Jameson, den Leibarzt von Takeo Yoshihara.
    Um jemanden also, dem man zuhörte.
    Und deshalb hatte Elvis auch besonders gut zugehört, als ihn Dr. Jameson bat, ihn zu informieren, falls ihm im Krankenhaus etwas Ungewöhnliches auffallen sollte.
    Damals hatte Elvis natürlich noch keine Vorstellung davon gehabt, was man in einem Krankenhaus als ungewöhnlich bezeichnen sollte. Er hatte gewartet, Augen und Ohren aufgehalten, aber nichts »Ungewöhnliches« bemerkt. Bis jetzt.
    Ein Teenager war gestorben, unter Umständen, die sogar Dr. Hatcher unklar blieben - wenn das nichts Ungewöhnliches war. Er hatte Glück gehabt, dass er sich in der Notaufnahme aufhielt, als Sergeant Olani gekommen war.
    Er hatte sich im Flur herumgedrückt, während der Cop mit Hatcher gesprochen hatte, und am Ende der Schicht hinter Jo-Nell seine Karte in die Stempeluhr geschoben. Doch er hatte das Krankenhaus nicht verlassen, sondern gewartet, bis Dr. Hatcher gegangen war, und sich eine Kopie ihres Autopsieberichts ausdrücken lassen. Zuerst hatte er nur daran gedacht, Dr. Jameson den Bericht zukommen zu lassen, aber dann fiel ihm ein, dass Dr. Hatcher erwähnt hatte, die Lunge dieses Kioki habe irgendwie komisch ausgesehen. Daraufhin hatte er sich entschlossen, auch eine Probe von der Lunge zu entnehmen.
    Doch jetzt starrte er auf die groben Stiche, mit denen Dr. Hatcher den großen Y-förmigen Schnitt wieder geschlossen hatte, und fragte sich, ob er es wirklich schaffen würde. Seine Hände zitterten schon jetzt, dabei hatte er noch nicht einmal den Faden durchtrennt.
    Er umfasste den Griff des Skalpells, das er aus dem OP mitgenommen hatte, wappnete sich, so gut es ging, und beugte sich über die Leiche.
    Nacheinander fuhr er durch die Schnitte, bis der Torso der Leiche weit auseinander klaffte.
    Nachdenklich betrachtete Elvis Dinkins das Durcheinander der Organe, die nach der Autopsie wieder in den Körper gepackt worden waren. Abermals drehte sich sein Magen um, und er musste sich zusammenreißen, um sich nicht auf der Stelle zu übergeben. Aber als er mit dem Skalpell tief in das Gewebe des linken Lungenflügels schnitt, sagte er sich, dass es auch nichts anderes war, als wenn er die Leber zerschnitt, die seine Mutter mit Zwiebeln in der Pfanne gebraten hatte.
    Der Brechreiz ließ etwas nach.
    Nach einigen Sekunden hatte er ein Stück Lunge abgeschnitten und gab es in eines der Speziesgläser, die er aus demselben Schrank wie das Skalpell entwendet hatte. Natürlich hatte er keine Ahnung, was Dr. Jameson mit der Probe anfangen würde, aber wichtig war sie bestimmt.
    Sehr wichtig.
    Und dann ...
    Als er sich aus dem Krankenhaus stahl, träumte Elvis Dinkins von der Zukunft. Wenn er einen Job bei Takeo Yoshihara bekam, würde er sich eine neue Wohnung suchen.
    Verdammt, wenn er Glück hatte, würde der Inhalt dieses Glases sein ganzes Leben verändern.
    Der Gedanke, dass dieser Inhalt ihn auch das Leben kosten könnte, kam Elvis Dinkins nicht.

KAPITEL 13
     
    Jack Peters wünschte sich, die passenden Worte für die zwölf Teenager zu finden, die ihn umringten. Heute alberten die Jungen nicht herum wie sonst vor Beginn der Trainingsstunde. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, aber als der Trainer seinen Blick über die Gesichter wandern ließ, entdeckte er etwas Gemeinsames:
    Furcht.
    Keiner von ihnen wusste, warum Kioki Santoya letzte Nacht gestorben war, und weil sie es nicht wussten, hatten sie Angst.
    Er glaubte zu wissen, was sie dachten.
    Was, wenn Kioki an einer dieser neuen Krankheiten gestorben war, Ebola oder so etwas, die einen innerhalb weniger Stunden töteten, während man sich das Hirn auskotzte und überall zu bluten begann?
    Was, wenn jemand Kioki getötet hatte?
    Was, wenn ... ?
    Jack Peters kannte so viele Wenns, dass er sie unmöglich alle beantworten konnte. Solange sie nicht wussten, was mit Kioki geschehen war, konnte er im Grunde keine einzige Frage

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