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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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erreichen müssen. Vermutlich kann Ihnen jemand helfen … hm, das heißt, ich weiß ja, dass Sie lesen können, aber …“
    „Ich bin in der Lage, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen. Wennnötig, rufe ich die Auskunft an, das dürfte nicht so schwierig sein.“ Jetzt hing ihr eigener Sarkasmus in der Luft.
    Mac zögerte sekundenlang, gerade lange genug, damit sie sich unleidlich und kindisch vorkam. „Dann sind wir hier wohl fertig“, meinte Agent McKenzie schließlich. „Für heute.“
    Jase brach das Schweigen, kaum dass sie auf die Veranda hinausgetreten waren. Er schüttelte den Kopf und lachte leise. Beinahe höhnisch. „Ich hab versucht, es dir zu sagen.“
    Mac blieb stehen und hatte Mühe, seine Beschämung zu verbergen. „Du hast also vor mir bemerkt, dass sie blind ist. Na und?“
    „Nichts. Officer Munoz hat es offenbar auch nicht bemerkt. Außerdem ist die beste Freundin meiner Schwester blind, deshalb erkenne ich es schneller. Aber du hast sie zu hart angefasst, Mac.“
    Mac zog die Augenbrauen hoch. Er hatte Jases Beschützerverhalten immer deutlicher gespürt, je länger er Natalie verhörte, doch dass der Mann ihn wegen seiner Verhörtechnik kritisierte, fiel aus dem Rahmen, war geradezu untypisch für ihn. Jase wusste durchaus, dass Polizisten beim Verhör unterschiedliche Methoden anwandten, und Mac war vielleicht aggressiv aufgetreten, aber nicht unangemessen – jedenfalls nicht in seinen Augen.
    Man musste kein Genie sein, um zu verstehen, warum Jase sich plötzlich als Ritter in strahlender Rüstung präsentierte. „Würdest du das auch behaupten, wenn sie nicht blind wäre? Oder hat ihr Vorbau dich so schwer beeindruckt?“
    Jase öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Er fühlte sich sichtlich unwohl.
    Mac verbiss sich eine spitze Bemerkung. Zum Teufel, er konnte Jase keinen Vorwurf machen. Schließlich war er ein Kerl aus Fleisch und Blut. Natürlich hatte Jase sie anziehend gefunden. Er allerdings hatte trotzdem unbeeindruckt seine Arbeit gemacht. Ich nicht.
    Hatte er sie tatsächlich zu hart angefasst? Weil er sich gegen ihre Anziehungskraft wehren musste? Weil es ihn schockiert hatte zu erfahren, dass sie blind war? Es konnte doch nicht sein, dass er ihr um seines Egos oder seiner Libido willen so zugesetzt hatte, aber … einen Moment lang, als er sich vor sie gehockt und ihr in die Augen gesehen hatte, hätte er schwören mögen, dass sie ihn sehen konnte. In allen Einzelheiten.
    Und merkwürdigerweise war es ihm gleichgültig gewesen. Er hatte sich weder geschämt, noch hatte er sich verstecken wollen.
    Vielmehr stieg der verrückte Wunsch in ihm auf, sich auszuziehen und sie mehr sehen zu lassen. Und Natalie hätte er auch am liebsten die Kleider abgestreift. Damit sie ihm zeigte, wer sie war. Damit sie sich ihm öffnete. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Eben noch hatte er in einem Mordfall eine Zeugin vernommen, und in der nächsten Sekunde hatte er sie ins Auge gefasst, nicht als Beute, aber immerhin als Zielobjekt. Ein urtümlicher Hunger hatte sich in seinem Inneren ausgebreitet und der Wunsch, diese Frau zu besitzen. Er hätte sie sich gerne über die Schulter geworfen und sie fort von Jase und der gesamten Welt ins Schlafzimmer geschleppt, die Tür verriegelt und aufs Bett gelegt. Dann hätte er sie Zentimeter für Zentimeter, von Kopf bis Fuß, erforscht, um zu erfahren, wo genau sie sich gern berühren ließ, wie heftig und wie lange.
    Er unterdrückte einen Fluch, sowie er den prüfenden Blick seines Kollegen bemerkte. „Tut mir leid, dass dir meine Technik nicht gepasst hat, aber ich habe die Nase voll von liebebedürftigen Frauen. Ob sie blind ist oder nicht, ob es ihr bewusst ist oder nicht, sie könnte Informationen haben, die uns helfen. Deshalb besuche ich sie noch einmal. Und wenn dir meine Vorgehensweise nicht gefällt, kannst du verdammt noch mal draußen bleiben.“
    Er marschierte zum Wagen und zögerte, bevor er einstieg. Ihm war, als streifte etwas seinen Nacken, und er schaute sich hastig um. Die Wohngegend war gepflegt und ruhig. Officer Munoz und Detective Carillo hatten ihm versichert, dass die Anwohnerverhört und mit Fotos von Lindsay und Alex konfrontiert worden waren. Mac fragte sich, ob die Nachbarn je auf den Gedanken kamen, nach Natalie zu sehen, auch wenn am Vortag niemand etwas mitbekommen hatte. Ob sie versucht hatten, sich mit ihr anzufreunden, und von ihr abgewiesen worden waren.
    Nach dem wenigen, das er von ihr wusste, fasste sie gut

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