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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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„Tropensturm“ auswies. Gedämpftes Lachen ließ ihn herumfahren. Carrie Ward, das rote Haar zu einem strammen Pferdeschwanz zusammengenommen, der ihre hohen Wangenknochen betonte, prostete ihm fröhlich mit ihrem Becher zu. „Beim Aufbrühen haben wir an dich gedacht.“
    Bryce DeMarco, der neben ihr stand, stieß sie an und schmunzelte.
    „Ihr zwei seid zum Schießen. Danke.“ Mit einem weiteren leisen Fluch griff Mac nach der Kanne. Bevor Jase zur SIG gestoßen war, hatten Mac und seine Kollegen Hills-Bros.-Kaffee getrunken. Schlicht. Berechenbar. Stark. Wenn Mac jetzt einen Kaffee brauchte – ohne den Beigeschmack von Macadamiaoder Haselnüssen oder sonst etwas Verrücktem -, musste er zum Pausenraum gehen, und dort enthielt die Kaffeekanne gewöhnlich nur einen Rest schwarzer Plörre.
    Aber jetzt brauchte er einfach Koffein. Außerdem wollte er Ward oder DeMarco keinen weiteren Anlass zum Lachen geben, also schenkte er sich einen Becher Kaffee ein, trank ein paar geschmacksintensive Schlucke und verbiss sich stoisch eine Grimasse.
    Der Mensch, der in Seattle seinerzeit das erste Starbucks eröffnet hatte, gehörte standrechtlich erschossen.
    „Hey, Jase“, rief DeMarco. „Toller Zwirn.“
    Mac sah auf und verfolgte, wie Jase das Büro betrat. Er trug einen flotten grauen Anzug mit kobaltblauer Krawatte. Mac hatte Jase noch kurz nach drei Uhr morgens an seinem Schreibtisch bei der Arbeit gesehen. Inzwischen waren zwölf Stunden vergangen, und Jase sah schon wieder aus, als könnte er Bäume ausreißen.
    Mac lehnte sich an einen Schreibtisch und nickte. „Wenn du dich frisch machst, bist du gar nicht mal so hässlich.“
    Jase grinste und klatschte in einer hundsmiserablen Imitationder Glücksradfee Vanna White in die Hände. Buhrufe und Pfiffe ertönten. Mac sah die anderen drei SIG-Mitarbeiter an und zog die Augenbrauen hoch.
    „Gefällt dir der Anzug? Für vierhundert Mäuse kann ich dir einen besorgen. Mein Neffe Nick hat einen Job bei Macy’s gekriegt.“
    Vierhundert Dollar für einen Anzug – das sollte günstig sein? In Macs Augen nicht. „Nein, danke.“
    „Ganz wie du willst.“
    „Bist du bei deiner Mama zum Abendessen eingeladen, Tyler?“, fragte DeMarco.
    Unbeeindruckt von der Stichelei drehte Jase eine Pirouette – sofern ein eins neunundachtzig großer Polizist mit Schuhgröße siebenundvierzig dazu in der Lage war. „Ich muss heute Nachmittag vor Gericht aussagen. Danach habe ich eine Verabredung.“
    „Und wer ist heute die Glückliche?“ DeMarco runzelte die Stirn. Der gut aussehende Hispanoamerikaner hatte fast genauso viel Glück bei den Frauen wie Jase, doch es machte ihm Spaß, Jase auf die Schippe zu nehmen. Simon Granger, der kräftige Stille mit den geheimnisvollen Augen, hatte ein leises Lächeln auf den Lippen. Einen größeren Ausdruck von Belustigung hatte Mac nie bei ihm gesehen. Er grinste nie. Lachte schon gar nicht. Und trotzdem hatte er Sinn für Humor. Ward, die jetzt neben ihm stand, stieß einen Laut der Empörung aus und wandte sich ab.
    „Was denn?“ DeMarco lachte leise, doch es klang plötzlich verkrampft. Seine Belustigung wirkte aufgesetzt. „Ich habe gerade einen Fall, der ist eine harte Nuss. Ich könnte ein bisschen Abwechslung brauchen.“
    Carrie drehte sich zu DeMarco um. Alle drehten sich zu ihm um, nahmen seine Worte ernst. Wahrscheinlich viel ernster, als er sie gemeint hatte.
    Sie wussten, welch harte Nuss er zu knacken hatte. Es ging um einen Mord an einem Kind und dem Verschwinden des Geschwisterkindes. Fälle, die mit Kindern zu tun hatten, waren immerdie schwersten, besonders wenn die Mutter der betreffenden Kinder gerade zur Hauptverdächtigen avanciert war.
    Nur einen flüchtigen Moment lang spiegelten Carries Züge Mitgefühl. Dann schnaubte sie abfällig und sah Jase an.
    Es lief ganz automatisch. Sie wollte Jase benutzen, um De-Marco abzulenken. Und Jase würde mitspielen.
    „Wer sie ist, spielt eigentlich keine Rolle“, bemerkte Carrie jetzt. „Die Frage müsste vielmehr lauten: Weiß sie, dass unser Tyler hier eine Eintagsoder vielmehr Einenachtsfliege ist?“
    DeMarco lachte laut auf, und selbst Mac musste lächeln. Jase grinste, doch es war nicht so selbstgefällig wie sonst. Es war ein herausforderndes Haifischlächeln, wie er es noch nie an Carrie gerichtet hatte, obwohl sie ihn so gern aufzog. Mac merkte auf. Konnte es sein, dass …?
    „Eifersüchtig, Agent Ward?“ Jase beäugte Carrie von Kopf bis Fuß.
    Alle

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