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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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Monitor war ausgeschaltet, und als ich ihn eingeschaltet habe, war da eine Meldung über eine unterbrochene Aktion. Und eine weitere Meldung über einen ungesichert entfernten USB-Stick.“
    „Der Kerl, der mich überfallen hat“, flüsterte Natalie. Ihr Herz hämmerte wild. „Glaubst du, darauf hatte er es abgesehen? Meinst du, er hat die Fotos kopiert, bevor ich ins Haus kam? Aber warum …“
    Plötzlich kniete ihre Freundin neben Natalies Sessel. „Großartig. Und ich habe gerade jede Menge Fingerabdrücke auf Maus und Tastatur hinterlassen. Die Polizei rastet aus.“
    Natalie legte Melissa die Hand auf den Arm. Ihre Gedanken rasten wie ihr Puls. Der Mann war hinter Kopien von ihren Fotos her? „Du konntest es nicht wissen. Außerdem werden sie in erster Linie froh über die neue Spur sein. Nur …“ Nur: Warum würde jemand ihre Fotos stehlen wollen? Ausgerechnet diese Fotos? Es erschien lächerlich. Vielleicht zog sie nur voreilige Schlüsse.
    Aber Natalie wusste es besser. Niemand außer ihr selbst benutzte ihren Computer, und es wäre ein zu großer Zufall. Zuerst erschienen ihre Fotos in der Lokalzeitung. Nur wenige Tage später überfiel sie ohne ersichtlichen Grund ein Mann in ihrer Wohnung. Und dann stellte sie fest, dass jemand sich an ihrem Computer zu schaffen gemacht hat? Nein, da musste ein Zusammenhang bestehen. Vielleicht hatte sie, ohne es zu wissen, etwas Verfängliches fotografiert.
    Das war nicht einmal weit hergeholt. Nicht nur war ihre Sehkraft eingeschränkt, sondern zudem war sie abgelenkt gewesen. „Kannst du mir helfen, sie durchzusehen?“
    Ihre Freundin atmete scharf ein. „Es sind Hunderte, Natalie.Das kann Stunden dauern. So lange kann ich nicht bleiben. Tut mir leid.“
    „Schon gut“, sagte sie. Melissa hatte recht, und außerdem wollte sie sofort die Polizei von ihrer Theorie unterrichten, für den Fall, dass die fehlenden Fotos irgendwie für ihre Ermittlungen von Bedeutung waren. Andererseits wollte sie auch nicht grundlos falsche Hoffnungen wecken.
    Agent McKenzie hielt ohnehin schon nicht viel von ihr. Sie wollte ihm nicht noch zusätzliche Munition liefern – Grund zu der Annahme, dass sie ihren Fotos eine Bedeutung beimaß, die sie nicht hatten -, solange sie nichts Näheres wusste. Als Nächstes bezeichnete er sie womöglich als geltungssüchtig, als eingebildete Künstlerin, die für bare Münze nahm, was die Presse über sie schrieb, und glaubte, dass ihre Fotos einen Diebstahl wert wären. Sogar einen Mord.
    „Was hast du vor?“ Melissa schaute sie fragend an.
    Natalie erwog ihre Möglichkeiten. „Ich werde die Fotos vergrößern. Nachsehen, ob sie etwas Belastendes enthalten. Vielleicht finde ich etwas, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall überlasse ich Agent McKenzie die Fotos zur Ansicht. Dir dürfte ich wohl sowieso keine Kopien geben, bevor ich nicht Agent McKenzie über die Sache informiert habe.“
    „Hmm.“
    In der gesummten Zustimmung ihrer Freundin schwang ein Unterton mit, der Natalie unangenehm berührt die Augen zusammenkneifen ließ. „Was soll das heißen?“
    „Was?“ Melissas Tonfall war honigsüß.
    „Tut nicht so unschuldig. Du bist immer noch wie ein aufgeschlagenes Buch für mich.“
    „Du kommst mir einfach ein bisschen … ich weiß nicht … verändert vor, wenn du von ihm sprichst.“
    „Das ist der Ärger. Er hat meine Tür aufgebrochen!“
    „Er hat gedacht, du wärst in Gefahr.“
    „Er hat mit der Hand vor meinem Gesicht gewedelt.“ Das hatte sie wahrscheinlich viel mehr geärgert als seine Fragen.
    „Du kannst nicht akzeptieren, dass du blind bist. Was erwartest du von anderen?“
    Darauf wusste sie keine Antwort. Wovon zum Teufel redete Melissa? Natalie akzeptierte ihre Blindheit durchaus. Sie versuchte eben zu tun, was sie konnte. Nach vorn zu schauen, statt sich an Vergangenes zu klammern.
    Das Schweigen lastete zwischen ihnen, bis Melissa sich räusperte. „Verzeih. Willst du ihn auffordern, dich hier zu besuchen?“
    Die Vorstellung schmetterte Natalie spontan ab. Sie wollte ihn nicht noch einmal in ihrem Haus haben. Die Erinnerung an seine Anwesenheit, durch die er ihr Haus mit seinen Worten und seinem Duft markiert hatte, beschäftigte sie ohnehin schon viel zu sehr.
    Doch dann kam ihr ein Gedanke. Es war doch wohl bedeutend vorteilhafter, sich McKenzie in ihrem Umfeld vorzustellen, statt den Mann, der sie überfallen hatte, oder?
    Doch es war nun mal so, dass sie den Frieden, den ihr Haus ihr immer geboten

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