Hauptsache Hochzeit
der Zeitung. Auf der Titelseite zu sein, war eine fantastische Werbung für uns. Ich fragte mich, ob wohl mein Name erwähnt wurde. »Ist die Reaktion gut? Haben wir Aussicht auf Preise?«
»Reaktion?« Max warf mir einen seltsamen Blick zu. »Wir hatten doch noch nicht mal den Launch. Wie soll die Kampagne da bewertet werden?«
Ich merkte, dass ich rot anlief. »Ich dachte, es sei vielleicht eine Vorabbesprechung«, sagte ich verlegen. »Ist es also nicht?«
»Nein«, antwortete Max. »Das ist es nicht.«
»Oh«, sagte ich enttäuscht. »Worum geht es denn dann?«
»Es geht um Jarvis Private Banking und die Übernahme von Glue.«
»Ach so«, sagte ich, darum bemüht, einen interessierten Eindruck zu machen. »Aber das ist doch auch gut.«
»Nein, ist es nicht«, erwiderte Max stirnrunzelnd. »In dem Artikel wird eine Übernahme erörtert, von der eigentlich niemand etwas erfahren sollte.«
»Verstehe«, sagte ich, obwohl ich nur mit halbem Ohr zuhörte.
»Diese Übernahme wird Milton Advertising laut diesem Artikel hier jede Menge neue Aufträge einbringen.«
»Na, das ist doch toll!«, sagte ich. »Aber hör mal, könnten wir die Sache mit den Zauberkünstlern schnell klären, damit ich Giles ….«
»Zauberkünstler?« Max blickte mich fassungslos an. »Jess, verstehst du überhaupt, was ich sage? Die Übernahme ist ausgeplaudert worden. Ich weiß nicht von wem, aber aus dem Artikel lässt sich entnehmen, dass die undichte Stelle wohl bei uns selbst ist. Was natürlich nicht sein kann. Ich habe versucht, Chester zu erreichen, aber er geht nicht ran.«
Damit erlangte er nun meine volle Aufmerksamkeit. »Scheiße«, sagte ich und legte angestrengt die Stirn in Falten. »Aber es war doch wirklich niemand von uns, oder?« Max schüttelte den Kopf. »Dann … dann müsste es einer von Chesters Leuten gewesen sein …«
Max wirkte nicht überzeugt.
»Ach komm, das wird schon«, sagte ich lahm.
»Nee, wird’s nicht. Außerdem würde Chester sich doch nicht selbst das Geschäft verderben. In diesem Artikel hört es sich an, als hätten wir das durchsickern lassen, um für uns selbst zu werben.«
Ich nahm ihm die Zeitschrift aus der Hand und las den Artikel. Zuerst mit leichtem Stirnrunzeln, dann mit heftigerem. Und schließlich blieb mir fast das Herz stehen. Im vorletzten Absatz war ein Statement abgedruckt. Von einem gewissen Hugh Barter. »Milton Advertising hat ehrgeizige Pläne, und bislang war Jarvis Private Banking offenbar mit dieser Agentur, die eine kleinere Nische in der Branche besetzt, zufrieden. Ob Jarvis Banking Milton Advertising allerdings als Partneragentur behalten wird, wenn die Bank in den Internetbanking-Markt einsteigt, ist eine spannende Frage – die von der Branche mit höchstem Interesse beobachtet wird.«
Hugh Barter. Ich merkte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich, und mir wurde flau im Magen. Schweiß trat mir auf die Stirn. Ich hatte das ungute Gefühl, dass ich diesem Mann nach den vielen Bloody Marys in der Bar irgendwas davon erzählt hatte, dass Jarvis Banking eine Internet-Bank kaufen wolle.
O mein Gott.
Das war richtig schlimm.
Das war absolut entsetzlich.
Meine letzte Unterhaltung mit Hugh fiel mir wieder ein. Er hatte mir gedroht, etwas auszuplaudern über unsere Nacht, und ich hatte mich darauf verlassen, dass er es nicht tun würde. Aber jetzt hatte er es doch getan – auf einer anderen Ebene. Die ich vollkommen vergessen hatte.
Ich selbst war die undichte Stelle. Ich konnte es nicht fassen. Ich war der unbrauchbarste Mensch unter der Sonne.
Und Max würde mir niemals verzeihen. Nicht in tausend Jahren.
»Und, denkst du jetzt immer noch, dass Chester etwas damit zu tun hat?«, fragte Max angespannt.
»Womit habe ich zu tun?« Wir fuhren beide herum und erblickten Chester, der fröhlich grinsend in der Tür stand.
»Hey, Max, ich hab gehört, dass Sie mich erreichen wollten. Das beruht übrigens auf Gegenseitigkeit.«
»Ach ja?« Max wurde blass.
»Na ja, eigentlich gar nicht Sie, sondern eher Ihre zukünftige Gattin.«
»Mich?«, fragte ich und wischte mir nervös die feuchten Hände am Rock ab. »Weshalb?«
»Es gibt aufregende Neuigkeiten«, verkündete Chester. »Eine ganz große Sache. Ich wollte euch nur schon mal vorwarnen.«
Ich warf Max einen Blick zu und schaute dann wieder Chester an. »Neuigkeiten?«, fragte Max vorsichtig.
»Ganz große.« Chesters Grinsen wurde noch breiter. Ich entspannte mich. Er schien alles gut zu verkraften. So
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