Hauptsache Hochzeit
mir.
»Siehst du? Da bemühe ich mich, ein sensibler verständnisvoller Partner zu sein, und du machst dich über mich lustig«, beklagte er sich. »Wie soll ich denn nun sein?«
Ich brachte ein Grinsen zuwege. »Du sollst leidgeprüft sein.« Ich setzte mich zu ihm und legte den Kopf auf seine Schulter. Es tat gut, mit Max zu reden und mich wenigstens ein bisschen öffnen zu können. »Ich kenne meine Mutter doch kaum. Aber eines ist sicher: Chester kommt wie gerufen für sie.«
»Meinst du das wirklich?« Max sah mich prüfend an.
»Absolut«, antwortete ich und ließ mich zurücksinken. »Weißt du, ich bin so lange ohne sie ausgekommen, da brauche ich sie jetzt auch nicht mehr. Aber sie sollte lieber ihren Termin nicht in die Nähe von unserem Hochzeitstermin
legen. Außerdem wird unser Fest viel, viel schöner werden.«
»Ist das ein Wettbewerb?«, wollte Max wissen.
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Nein. Aber wenn es einer wäre, würden wir ihn gewinnen.«
»Er scheint ziemlich verrückt nach deiner Mam zu sein.« Max strich mir übers Haar. »Und ich finde, du verhältst dich recht hart ihr gegenüber. Hat sie dir irgendwas getan?«
»Chester kennt sie einfach nicht so gut«, sagte ich, um der Antwort aus dem Weg zu gehen. »Außerdem ist sie ziemlich unzuverlässig. Wahrscheinlich sagen sie in einer Woche wieder alles ab.«
»Das glaube ich nicht. Sie wirken ziemlich verliebt auf mich. Vielleicht solltest du etwas nachsichtiger sein mit deiner Mutter, Jess.«
»Nachsichtig? Und wieso?«, fragte ich ärgerlich.
»Weil du stärker bist als sie. Und obendrein glücklich. Sie ist beides nicht.«
»Falls es wirklich so sein sollte, hat sie sich das ganz allein selbst zuzuschreiben«, entgegnete ich.
»Findest du das nicht ziemlich schonungslos?«
Ich sah Max an, den lieben, guten Max, der immer nur Gutes über seine Mitmenschen dachte und jedem eine Chance gab. Und schüttelte den Kopf. »Glaub mir, sie kann sehr gut auf sich selbst aufpassen. Sie weiß ganz genau, wie sie ihr Glück schmiedet.«
»Du weißt aber, dass sie dich anbetet«, sagte Max.
Ich lächelte giftig. »So sehr, dass sie es nicht mal für nötig hielt, mir mitzuteilen, dass sie meinen wichtigsten Kunden heiratet. Das nenne ich wahre Mutterliebe.«
»Ich bin ganz sicher, dass sie es dir selbst sagen wollte.
Schau, ich weiß nicht, was in letzter Zeit zwischen euch beiden abgelaufen ist. Ich habe nichts dazu gesagt, weil … na ja, es sind eben deine Angelegenheiten, Schatz. Aber ich weiß genau, wie viel ihr daran lag, dich zu sehen, und wie verzweifelt sie darüber war, dich verloren zu haben. Und ich glaube, dass Chester gut für sie ist. Er selbst wirkt auch viel glücklicher, seit er mit Esther zusammen ist. Gib den beiden doch eine Chance. Du bist ansonsten so ein großzügiger Mensch, Jess. Sei auch großzügig mit ihr.«
Ich öffnete den Mund, um Max zu widersprechen und ihm zu sagen, dass er keine Ahnung hatte von meiner Mutter. Doch dann ließ ich es bleiben. Denn er hatte natürlich recht. Und er war Max. Mein Max, den ich betrogen hatte. Ich befand mich nicht in der Position, ihm zu widersprechen – sondern musste ihm zutiefst dankbar sein. »Gut, wenn du meinst. Wenn du dir das wünschst.«
»Was ich mir wünsche, ist, dass du glücklich bist«, sagte Max ernsthaft. »Ich kenne dich, Jess. Ich weiß, wie kratzbürstig du sein kannst, wenn du dich selbst zu schützen versuchst. Das habe ich schon am eigenen Leib erlebt, vergiss das bitte nicht.«
»Ich bin nicht kratzbürstig«, sagte ich, was nicht ganz der Wahrheit entsprach.
»Jedenfalls nicht mehr als ein Igel«, bemerkte Max, zog mich an sich und küsste mich.
»Ich halte die Hochzeit der beiden immer noch für eine überstürzte Entscheidung«, sagte ich trotzig, als ich den Kuss erwidert hatte. »Aber das ist wirklich ihr Problem, stimmt schon.«
»Ganz genau. Und vielleicht handeln sie nicht überstürzt, sondern wollen einfach nur keine Zeit vergeuden.«
Ich löste mich von ihm und grinste schelmisch. Wenn ich mit Max alleine war, konnte ich mir beinahe einbilden, dass es den ganzen Hugh-Barter-Mist gar nicht gab. »Und weshalb hat es dann mehrere Jahre gedauert, bis du mich gefragt hast, ob ich mit dir ausgehen will?«, fragte ich spitzbübisch.
Max grinste. »Weil ich ein dämlicher Idiot war und du mich eingeschüchtert hast.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Eingeschüchtert? Wie denn? Ich bin doch gar nicht einschüchternd. Und wie kannst du
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