Haus der Sünde
Bild, das er ihr bot, keineswegs weniger erotisch wirken.
Als der Fremde die Augen schloss und seinen Kopf zurücklegte, hatte Claudia den Eindruck, als ob das Tor, gegen das sie schon eine ganze Weile gedrückt hatte, endlich weit aufging. Die Gefühle, die in den letzten Wochen langsam zu ihr zurückgekehrt waren, wurden nun plötzlich überwältigend stark. Während sie die zuckenden Finger des jungen Mannes im Fluss beobachtete, gab sie sich selbst die Erlaubnis, nach unten zu fassen und ihren Schoß zu umschließen.
Am liebsten hätte sie laut gelacht. Oder auch geweint. Sie wollte sich zurücklegen, die Beine spreizen und sich so lange selbst befriedigen, bis sie nicht mehr klar sehen konnte. Doch vor allem wollte sie ihrem geheimnisvollen Fremden danken.
Die zarte Knospe des Glücks hatte sich nun in eine wunderschöne, offene Blüte verwandelt.
Kapitel 2
Eines schönen Tages
Der Sturm hatte eingesetzt. Zumindest gab es bereits Donner und Blitz, und auch der reinigende Regen würde wahrscheinlich nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Darüber machte sich Claudia allerdings kaum Gedanken. Manchmal beunruhigten sie große Gewitterstürme, vor allem wenn sie sehr heftig waren und an Wagners Musik erinnerten. Doch an diesem Abend war sie in Gedanken bei dem geheimnisvollen nackten Fremden am Fluss.
Es gelang ihr nicht, sein Bild aus ihrem Kopf zu verscheuchen. Es kam ihr wie ein weich gezeichneter Film vor, der in einer Endlosspule in ihrem Inneren abzulaufen schien. Zuerst sah sich der junge Mann selbst an, dann wusch er sich und schließlich masturbierte er. Sie konnte noch immer seinen kaum unterdrückten Triumphschrei vernehmen, als sein Samen wie ein weißes Seidenband auf das Wasser traf. Sie sah vor ihrem inneren Auge, wie er ins Wanken kam und sich dann erschöpft am grasbewachsenen Ufer niederließ, die Augen geschlossen, während seine blasse Brust vor süßer Erleichterung bebte.
Du hättest aus dem Wäldchen hervortreten und dich vorstellen sollen, du Idiotin, rügte sie sich selbst. Unruhig rutschte sie im duftenden Wasser, das sie sich in die Wanne eingelassen hatte, hin und her und dachte daran, wie gut ihm wohl ihre cremige, feuchtigkeitsspendende Seife und der Duft ihres aromatherapeutischen Badeöls gefallen hätten. Dann versuchte sie ihn sich gemeinsam mit ihr in der Wanne vorzustellen – die ziemlich groß war und Platz für zwei bot; diesmal jedoch
strichen seine Hände über ihren Körper und nicht über den seinen.
Ihre Hand wanderte instinktiv zu ihrem Schoß, und sie wollte gerades das weiche, blonde Pelzchen auf ihrem Venushügel teilen und sich dort liebkosen, als ein besonders lautes Donnern sie dazu brachte innezuhalten.
Okay, genug für den Augenblick, sagte sie sich, lachte leise und stimmte dem himmlischen Moderator bei, der durch das laute Krachen der Elemente entschieden hatte, dass dreimaliges Masturbieren im Bad vorerst reichen musste. Nun war es genug. Es würde bestimmt noch weitere Gelegenheiten geben, falls sie dieses bekannte, ihr so wohl vertraute Bedürfnis künftig wieder verspüren sollte.
Und das ist höchstwahrscheinlich, dachte sie und erhob sich aus dem Wasser. Sie griff nach einem großen Badetuch, das über dem beheizten Halter hing. Schließlich kann ich überhaupt nicht mehr aufhören, an meinen geilen Fremden im Fluss zu denken …
Im Wäldchen hatte sie sich noch zurückgehalten, da sie hatte befürchten müssen, ihn zu stören. Claudia war ziemlich leidenschaftlich und deshalb laut, wenn es um die Liebe ging; sie tendierte dazu, Schreie auszustoßen, sobald ein Orgasmus sie überrollte. Zudem war es schon sehr lange her gewesen, seitdem sie das letzte Mal gekommen war, und so hatte sie angenommen, dass sie beim ersten Mal nicht an sich halten oder vielmehr leise sein konnte.
Der Fremde schien nach seinem Höhepunkt an genau der Stelle am Ufer, wo er sich hatte fallen lassen, einzuschlafen. Sein schlanker, langer Körper lag so still wie der eines Toten, während er seine Arme von sich gestreckt hatte: diese Haltung erinnerte leicht an einen Gekreuzigten. Claudia beobachtete ihn eine Weile. Sie war erleichtert, als sie sah, wie sich sein Brustkorb langsam hob und senkte, während er flach atmete.
Wer zum Teufel warst du, mein verlorener Prinz, fragte sich Claudia nun, während sie ihre kurzen, blonden Haare mit den Strähnchen trocken rubbelte und an die wilden, braunen Locken des Fremden dachte.
Wer bist du? Wo mochte sich der schöne
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