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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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würde ihr trotzdem so lange nachjagen, bis er zusammenbrach. Oder bis feindliche Mächte seinen Zusammenbruch herbeiführten. Ein Dutzend Stufen blieb hinter ihm zurück. Zwei Dutzend. Drei Dutzend. Er nahm nun nur noch eine Stufe auf einmal, bewegte sich aber trotzdem noch recht zügig voran. Das Portal am Ende der Treppe wurde mit jedem Schritt größer, auch wenn es nach wie vor in quälend weiter Ferne zu liegen schien.
    Nach einem Dutzend weiterer Stufen setzte allmählich die Müdigkeit ein. Er musste sich entsetzlich anstrengen, um seine müden Beine einen weiteren Absatz hinaufzuschleppen. Der Schweiß rann in Strömen über seinen nackten Oberkörper. Er konzentrierte sich auf seinen Aufstieg und richtete seinen gesamten Willen auf die Anstrengung, die es ihn kostete, in Bewegung zu bleiben.
    Ein Bein für den nächsten Schritt anzuheben, wurde zur entsetzlichen Qual, fast noch schlimmer, als müsste er an einem brennend heißen Sommertag riesige Kartoffelsäcke einen steilen Hügel hinaufschleppen. Mehr als alles andere sehnte er sich danach, sich einen oder zwei kurze Augenblicke lang hinsetzen und ausruhen zu können. Sein Herz raste in der Brust wie der Motor eines uralten, extrem klapprigen Autos.
    »Mach jetzt bloß nicht schlapp, Arschloch …«, ermahnte er sein überanstrengtes Herz.
    Es dauerte eine Weile, bis ihm bewusst wurde, dass die Kreaturen ihn nicht länger verfolgten. Er stieg die Treppe inzwischen deutlich langsamer hinauf, als ein Rentner in Florida seinen Buick über eine verstopfte Straßenkreuzung lenkte. Dass sie weg waren, dämmerte ihm erst, als er bemerkte, dass außer seinem angestrengten Atem und dem rasenden Hämmern seines Herzens kein anderes Geräusch mehr zu hören war.
    Eddie blieb stehen – ein Vorgang, der ihm keine allzu große Mühe bereitete. Er lehnte sich gegen die kalte Betonmauer, glitt langsam daran hinunter, bis er in der Hocke ankam, und verharrte in dieser Position, während sein Körper versuchte, zu Kräften zu kommen. Er schätzte, dass er etwa in einer oder zwei Wochen aufhören würde zu keuchen.
    Er hockte mehrere Minuten lang mit geschlossenen Augen da, dankbar dafür, dass er nicht länger in unmittelbarer Gefahr schwebte, in Stücke gerissen zu werden. Seine Atmung normalisierte sich allmählich und auch sein Herz schien nicht mehr in der nächsten Sekunde aus seiner Brust springen zu wollen. Er gestattete sich, seine Augen vorsichtig zu öffnen, was ihm die erste Gelegenheit gab, einen blinzelnden Blick nach unten zu werfen.
    Er verspürte ein Schwindelgefühl und ihm wurde ganz flau im Magen. Vor seinen Augen verschwamm alles, und er fühlte sich noch schwindeliger als damals als Kind, wenn er sich schier endlos wie ein Kreisel gedreht hatte. Er tastete mit einer Hand nach einer der Stufen über ihm, klatschte die offene Handfläche der anderen gegen die Wand und krallte sich fest. Kurz darauf war das Schwindelgefühl verflogen. Als er sich dazu in der Lage fühlte, wagte er einen erneuten Blick in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Eddie spürte ein leichtes Stechen in der Magengegend, aber es machte ihm nichts aus. Alles in Ordnung. Er sah keine gefräßigen Ungeheuer mit dämonisch hervorquellenden roten Augen, die sich an seine Fersen hefteten. Nicht mehr. Die Stufen waren verwaist, ebenso wie der kleine Flur am Fuß der Treppe. Er horchte angestrengt, konnte jedoch keinerlei Laute der Zerstörung aus dem kleinen Wachraum hören. Nun, das war doch ein gutes Zeichen. Allem Anschein nach war ausnahmsweise einmal etwas zu seinen Gunsten verlaufen. Er ließ seinen Blick zur Decke hinaufwandern und starrte auf das blinkende rote Lämpchen der Überwachungskamera. Ihm fiel auf, dass es ihm unten im Flur so vorgekommen war, als wäre die Kamera wesentlich näher …
    Eigentlich …
    Wenn er sie sich jetzt genauer besah, wirkte auch die Treppe sehr viel steiler als zuvor. Er hatte allenfalls ein Drittel der Strecke hinter sich gebracht, obwohl er schon eine gefühlte Ewigkeit mit dem Aufstieg beschäftigt zu sein schien. Ein unwirkliches Gefühl ergriff von ihm Besitz. Ein neuerliches Gefühl eiskalter Angst, das durch seinen ganzen Körper kroch. Unwirklich. Das war genau das richtige Wort dafür. Oder lag es einfach daran, dass sich die Wirklichkeit an diesem seltsamen Ort besonders flüchtig verhielt?
    Würde er diese Stiegen noch bis ans Ende aller Zeit hinaufklettern müssen, ohne jemals anzukommen?
    »Nein. Oh, nein. Auf gar keinen Fall.

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