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Haus des Grauens

Haus des Grauens

Titel: Haus des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Fraillon
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Jasper an und blickte verstohlen zu ihm. „Keine Sorge, ich werde hier nicht lange genug bleiben, um überhaupt etwas zu lernen“, wisperte sie ihm zu.
    Jasper fragte sich, ob Houdini schon einen Fluchtplan ausgearbeitet hatte.
    Stenka wirbelte herum und knallte ihren Zeigestock so laut auf Jaspers Couch, dass er zusammenzuckte. Er war sich sicher, dass sie ganz genau wusste, woran er gerade gedacht hatte. Sie warf einen eisigen Blick zu Jasper und Saffy.
    „Wir hatten es hier schon mit den unterschiedlichsten Schülern zu tun“, erklärte Stenka, „aber egal, für wie schlau oder gerissen sie sich auch hielten – wir haben das alles schon erlebt. Und wir haben gewonnen. Wir gewinnen immer . Uns entkommt man nicht. Wir sind schließlich das Monstrum House.“
    Jasper fühlte, wie sein Blick starr wurde. Ist das eine Kampfansage?, fragte er sich.
    Stenka hielt seinem Blick stand, ohne auch nur einmal zu blinzeln.
    Da ertönte der Gong. Die Stunde war zu Ende.
    Stenka lächelte und wandte sich ab.
    „Abgefahren!“ sagte Felix. „Es wird immer irrer.“ Er und Jasper packten gerade das Buch ein, das ihnen ausgehändigt worden war: Wesen, die durch die Nacht schleichen: Ein Naturführer der häufigsten Monster . Vom Umschlag starrte sie eine besondersmerkwürdig aussehende Bestie mit einem Maul voller Reißzähne und sechs Augen an.

    Felix schauderte und drehte das Buch um.
    „Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich nicht völlig verrückt bin“, sagte Jasper. „Ich hab schon lange vermutet, dass in der Dunkelheit so etwas wie Monster umherstreifen“, sagte Jasper.
    Saffy schüttelte den Kopf „Ich wäre lieber verrückt, als hier in der Falle zu sitzen“, murmelte sie.
    Jasper seufzte. „Manche Menschen kennen eben keine Abenteuerlust.“
    Aber wenn er die Wahl hätte zwischen hier und seinem alten Zuhause, dann wüsste er schon, wie seine Entscheidung ausfallen würde. Nicht zugunsten von Monstrum House …
    Jasper schaute auf den Stundenplan. „O. k., wir haben jetzt Hilfsgeräte und nützliche Tricks , Zimmer 4.“
    Bei diesem Fach hatte er so eine Vorstellung, worum es gehen könnte. Zum Beispiel um besonderspräparierte Schuhe, mit deren Hilfe er sich durch kleine Raketen hoch über das Schloss in die Luft schrauben konnte.
    „Na, das hört sich doch schon viel besser an“, sagte Saffy.
    Sogar Felix schien ein bisschen vergnügter zu sein.

Sie irrten sich gewaltig. Die nächste Stunde war die schlimmste von allen. Jasper stieß die Tür zu Klassenzimmer 4 auf – und dort wartete Stenka.
    „Eine Doppelstunde Stenka!“, seufzte Jasper.
    „Wir haben gelogen“, verkündete Stenka selbstgefällig. „Es gibt keinen Unterricht Hilfsgeräte und nützliche Tricks . Was glaubt ihr, wo ihr hier seid? Auf der James-Bond-Schule für Spione?“
    Niemand sagte ein Wort, als Stenka die Klasse raus auf den schneebedeckten Hof führte.
    „Schuhe aus!“, kommandierte Stenka laut. Keiner hatte den Mut zu widersprechen.
    „Heute wird euch die große Ehre zuteil, in einer ganz besonderen Stunde von Direktor Lord Strasser unterrichtet zu werden.“ Stenka lächelte bösartig. „Das hat hier Tradition.“
    Dann kehrte sie sichtlich erfreut in das Schulgebäude zurück und ließ die Schüler auf dem Hof stehen – vor Kälte zitternd und bis zu den Knöcheln im Schnee.
    Jasper fragte sich, wie lange es wohl dauerte, bis der Erste von ihnen Erfrierungen erleiden würde und einen Fuß amputiert bekommen musste. Voller Sehnsucht dachte er an die bequemen Sofas und das warme Feuerchen im Monsterkunde-Zimmer zurück.
    Die Schüler warteten. Und warteten. Und warteten noch länger. Felix war schon fast blau gefroren. „Glaubssu, dass überhaupt jemamamand kokommt?“, stotterte er mit klappernden Zähnen. Jasper hoffte das sehr. Er konnte seine Füße schon nicht mehr fühlen.
    „So, jetzt reicht es“, sagte Jasper nach weiteren fünf Minuten Eisesstarre. „Ich hau ab.“ Aber indem Moment, als er sich zu seinen Schuhen hinabbeugte, fiel ein Schatten auf ihn. Er fühlte, wie ein Hauch heißen Atems seinen Rücken hinuntergeblasen wurde. Man musste kein Genie sein, um sich auszurechnen, zu wem der Schatten wohl gehörte.
    „Na, McPhee, machen wir einen kleinen Ausflug?“, raspelte eine raue Stimme. Jasper richtete sich langsam auf. Lord Strasser saß auf seinem Pferd und hatte denselben Helm auf wie gestern. Aber diesmal trug er einen blauen Umhang, der wie eine Schürze um seinen Körper gebunden war. Seine

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