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Haus ohne Hüter

Haus ohne Hüter

Titel: Haus ohne Hüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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undȱ nahmȱ
    auchȱ dasȱ Stückȱ Seife.ȱ »Eineȱ Mark«,ȱ sagteȱ derȱ Mann,ȱ undȱ inȱ seinemȱ Gesichtȱ
    warȱfastȱWut,ȱWutȱüberȱsoȱvielȱrealisierteȱHoffnung,ȱvonȱderȱerȱvierzehnȱTageȱ
    würdeȱ zehrenȱ müssen,ȱ Vorschußȱ desȱ Glücks,ȱ dasȱ erȱ mitȱ gemischtenȱ
    Gefühlenȱhinnahm,ȱdunkelnȱahnend:ȱDasȱkonnteȱnichtȱgutgehen.ȱ
    »Vierȱ Markȱalso«,ȱsagteȱsie,ȱ undȱ erȱ nickteȱ ihrȱerleichtertȱzu.ȱSieȱgabȱ ihmȱ vierȱ
    Mark,ȱsilberneȱMünzen,ȱundȱlegteȱdreiȱZigarettenȱaufȱdenȱDeckelȱdesȱKoffers.ȱ
    Vorȱ Schreckenȱ wagteȱ derȱ Mannȱ nicht,ȱ dankeȱ zuȱ sagen,ȱ erȱ starrteȱ sieȱ anȱ undȱ
    nahmȱ dasȱ kostenlose,ȱ müheloseȱ Lächelnȱ ausȱ ihremȱ Gesichtȱ entgegen.ȱ Ihrȱ
    Lächelnȱ wirkteȱ sofort,ȱ dunkleȱ Gier,ȱ wildesȱ Verlangenȱ nachȱ soȱ vielȱ Schönheit,ȱ
    wieȱ erȱ sieȱ sonstȱ nurȱ aufȱ Seifenpackungenȱ sah,ȱ Filmschönheit,ȱ verheerendesȱ
    LächelnȱimȱDämmerȱderȱDiele.ȱNellaȱerschrakȱundȱschloßȱleiseȱdieȱTür.ȱȱ
    160ȱ
    »Albert«,ȱriefȱsie,ȱ»Albert,ȱkommstȱduȱȬȱichȱmußȱgleichȱweg.«ȱ»Ja«,ȱriefȱerȱausȱ
    seinemȱZimmer,ȱ»ichȱkomme.«ȱSieȱgingȱinȱihrȱZimmerȱzurückȱundȱließȱdieȱTürȱ
    offen.ȱAlbertȱwarȱschonȱfertigȱangezogen,ȱalsȱerȱkam;ȱerȱhatteȱdieȱZeitungȱinȱderȱ
    Tasche,ȱ denȱ Autoschlüsselȱ inȱ derȱ Handȱ undȱ dieȱ Pfeifeȱ imȱ Mund.ȱ »Wasȱ istȱ
    los?«ȱ sagteȱ erȱ undȱ bliebȱ inȱ derȱ offenenȱ Türȱ stehen.ȱ »Kommȱ dochȱ herein«,ȱ
    sagteȱsie,ȱ»oderȱhastȱduȱkeineȱZeit?«ȱ»Nichtȱviel«,ȱsagteȱer,ȱaberȱerȱkamȱherein,ȱ
    ließȱ dieȱ Türȱ offenȱ undȱ setzteȱ sichȱ aufȱ dieȱ Kanteȱ einesȱ Stuhls.ȱ »Duȱ fährstȱ
    weg?«ȱ »Ja.« ȱ
    »FürȱmehrereȱTage?«ȱ
    »Ichȱweißȱnochȱnicht,ȱvielleichtȱkommeȱichȱmorgenȱschonȱzurück.ȱEsȱistȱeineȱ
    Tagung«,ȱsagteȱsie.ȱ»Vonȱwemȱüberȱwas?«ȱ
    »Dichtungȱ undȱ Gesellschaft,ȱ Dichtungȱ undȱ Kirche«,ȱ sagteȱ sie.ȱ »Naȱ schön«,ȱ
    sagteȱer.ȱ
    »Etwas«,ȱ sagteȱ sie,ȱ »irgendȱ etwasȱ mußȱ ichȱ jaȱ schließlichȱ tun.ȱ Amȱ liebstenȱ
    möchteȱ ichȱ richtigȱ arbeiten.«ȱ Sieȱ fängtȱ schonȱ wiederȱ an,ȱ dachteȱ er,ȱ undȱ lautȱ
    sagteȱer:ȱ»Natürlichȱmußtȱduȱwasȱzuȱtunȱhaben,ȱaberȱarbeitenȱwäreȱunsinnig.ȱ
    Dieȱ meistenȱ Menschenȱ arbeitenȱ ausȱ demȱ einfachenȱ Grund,ȱ weilȱ sieȱ ihreȱ
    Familieȱ ernährenȱ müssen,ȱ eineȱ Wohnungȱ habenȱ müssenȱ undȱ denȱ ganzenȱ
    Kram.ȱ Wasȱ zuȱ tunȱ haben,ȱ istȱ wasȱ anderesȱ alsȱ arbeitenȱ Ȭȱ undȱ zuȱ tunȱ habenȱ
    könntestȱduȱdenȱganzenȱTag.«ȱ
    »Ichȱ weiß«,ȱ sagteȱ sieȱ seufzendȱ Ȭȱ »dasȱ Kind«ȱ Ȭ,ȱ undȱ sieȱ fielȱ wiederȱ inȱ Paterȱ
    WillibrordsȱTonfallȱȬȱ»dasȱKindȱundȱdasȱWerkȱIhresȱGattenȱbetreuen.«ȱ
    »Natürlich«,ȱsagteȱer,ȱ»tuȇs,ȱgrabeȱdieȱganzeȱKisteȱuntenȱaus,ȱsucheȱWillibrordsȱ
    Briefe,ȱSchurbigelsȱBriefeȱundȱzähleȱdieȱSegenswünscheȱfürȱdenȱFührer,ȱdieȱsieȱ
    enthalten,ȱȇneȱnetteȱBeschäftigung.«ȱ
    »Verdammt«,ȱ sagteȱ sieȱ vomȱFensterȱ her,ȱ »sollȱ ichȱ wirklichȱ meinȱ Lebenȱ damitȱ
    verbringen,ȱ siebenunddreißigȱ Gedichteȱ zuȱ betreuen?ȱ Mitȱ demȱ Jungenȱ wirstȱ
    duȱ vielȱ besserȱ fertigȱ alsȱ ich.ȱ Undȱ heiratenȱ willȱ ichȱ nichtȱ mehr,ȱ ichȱ willȱ nichtȱ
    dieȱlachendeȱMutterȱaufȱeinemȱFotoȱinȱderȱIllustriertenȱsein,ȱichȱwillȱnichtȱmehrȱ
    einesȱMannesȱFrauȱseinȱȬȱniemalsȱwirdȱwiederȱjemandȱkommen,ȱderȱsoȱist,ȱwieȱ
    RaiȱwarȱȬȱundȱRaiȱkommtȱnichtȱwieder.ȱAbgeknalltȱistȱerȱwordenȱ—ȱichȱbinȱzurȱ
    Witweȱgemachtȱfürȱ—ȱaterlandȱ—ȱolkȱ—ȱundȱȬührerȱȬ«,ȱundȱsieȱahmteȱdasȱEchoȱ
    nach,ȱwieȱesȱausȱderȱTaufkaȬȱ
    161ȱ
    pelleȱ inȱ dieȱ Kircheȱ zurückgekommenȱ war,ȱ Lügeȱ enthaltendȱ undȱ Drohung.ȱ
    Seminaristenpathos.ȱ Ȭȱ »Glaubstȱ duȱ wirklich,ȱ daßȱ esȱ mirȱ Spaßȱ macht,ȱ mitȱ
    Dummköpfenȱ aufȱ Tagungenȱ zuȱ fahren?«ȱ »Dannȱ bleibȱ dochȱ hier,ȱ Nella«,ȱ
    sagteȱer.ȱ»IchȱbinȱeinȱreicherȱMannȱgeworden,ȱüberȱNachtȱsozusagen«ȱȬȱundȱ
    erȱ lachteȱ kläglichȱ undȱ dachteȱ anȱ denȱ Inhaltȱ desȱ SunlightȬKartons.ȱ

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