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Haushaltsschnecken leben länger

Haushaltsschnecken leben länger

Titel: Haushaltsschnecken leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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wohlgefällig, wie mein Blick auf den Speisekammerregalen zu ruhen pflegt, ist er noch nie in die Kühltruhe gefallen. Ganz im Gegenteil! Der Kubikmeter steinharte Nahrung, plastikgebeutelt und
    silbergewickelt, bedrückt mich.
    Das Wissen, daß sämtliche vordere Stelzen aller Schweine, die wir gegessen haben, im Truhengrund vor sich hinfrösteln, grämt mich ebenso wie das Nichtwissen, ob noch Petersilie und wenn ja: gehackt, ganz, in Alu, in Dose, oben, unten oder rechts oder links, in dem vereisten Ding lagert.
    Ja, ja, ich weiß schon, Zetterl anhängen, Pickerl kleben. Und außen an der Truhe eine Liste, wo man einträgt, was man eingefüllt und entnommen hat. Aber erstens bin ich nicht
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    Truhenalleinbenützer. Und zweitens: Wenn ich meine Tochter zum Abschied mit eisiger Nahrung überhäufe, damit sie -
    alleinlebend
    - nicht verhungere, drückt mir der
    Abschiedsschmerz nicht gerade den Stift zum Listenausfüllen in die Hand.
    Und drittens hätte ich die Eierschwammerl wirklich nicht beschriften müssen! Eierschwammerlgelb erkenne ich! Auch vereist! Ich konnte doch nicht ahnen, daß ein Unmensch ein Resterl Kaiserschmarren »probehalber« in die Truhe tat. Recht geschieht dem Unmenschen jetzt, daß er im Jägerschnitzel Kaiserschmarrenbröckerl bestaunt.
    Und überhaupt! Die schönste Truhenordnung befreit mich nicht von den vorderen Stelzen! Auch ohne Liste merke ich, daß meine Kühltruhe langsam zur Schweinshaxlgruft entartet!
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    Abspülen spielen
    Ein Geschirrspüler ist kein Möbelstück, das die neuzeitliche Küche zieren soll, sondern ein Arbeitsgerät, das dem, der es besitzt, lästige Arbeit erspart. Das sieht nach etlichen Jahren der Ablehnung gegen dieses Gerät sogar mein altes Mutterl ein.
    Sie hat ihr Argument »Des Zeug braucht zum Waschen
    doppelt so lang wie ich« aufgegeben und benutzt »des Zeug«
    mit Leidenschaft.
    Energiesparend ist so ein Geschirrspüler angeblich auch. Das hat man uns vorgerechnet! Obwohl man bei dieser Rechnung vergessen hat, die Energie aufzurechnen, die es braucht, dieses Gerät zu erzeugen, zu vertreiben und dafür auch noch Werbung zu machen.
    Dem Benutzer jedenfalls spart das gute Stück eine Menge an Energie und Arbeit. Soviel Arbeit allerdings, wie es einsparen könnte, spart es in vielen Familien nicht, denn ausgehend von dem sehr richtigen Grundsatz, daß nur ein wirklich vollgefüllter Geschirrspüler effizient genutzt wird, hantieren viele Leute - ich auch - ungefähr so:
    Man eilt mit einer schmutzigen Tasse und einem ebensolchen Teller zum Geschirrspüler und merkt, daß in den Körben kein Platz mehr für Tasse und Teller ist. Dann überblickt man die Lage genauer und sieht gewisse Möglichkeiten!
    Man dreht einen Häferlhenkel, schiebt ein Glas einen
    Zentimeter nach, wechselt hierauf den Standort von drei Teetassen, gruppiert noch zwei Kompottschüsserl um und ein Milchkanderl und hat damit Platz für die Tasse geschaffen.
    Hierauf betreibt man das gleiche Spiel in der unteren Etage der Maschine und hat nach allerlei Umräumen schließlich auch für den Teller ein Platzerl frei.
    Stolz klappt man dann den Geschirrspüler zu und verdrängt den einsichtigen Gedanken, daß man in der Zeit, die man aufs
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    Umarrangieren des Spülerinhalts verbraucht hat, leicht ein ganzes Kaffeeservice händisch hätte waschen und trocknen können.
    Aber das ist schon in Ordnung!
    Ein Mensch ist schließlich keine Maschine! Er hat -gottlob -
    auch als Erwachsener noch einen gewissen Spieltrieb. Und irgendwo und irgendwann im grauen Arbeitsalltag muß er diesen Hang zum Spielen ja befriedigen. Und eine Tassen umgruppierende Hausfrau wirkt noch allemal seriöser als eine, die mit Legosteinen spielt.
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    Bügel-Gedanken
    In einem Fernseh-Interview mit Patricia Highsmith hörte ich die berühmte Schriftstellerin sagen, daß sie die Tätigkeit des Bügeins mit großem Genüsse ausübe, weil sie bei dieser stur gleitenden Beschäftigung schöne und für ihr literarisches Schaffen brauchbare Gedanken fassen könne.
    Potzeiderdaus!
    Da kam ich mir wieder einmal kleinkariert wie ein Pepitakittel und schäbig wie ein Secondhand-Trenchcoat vor! Da sieht man eben, wie sich wirklich große Literaten von einer Person wie mir, die ihre kleine Schriftstellerei mühselig vor sich hinkurbelt, unterscheiden.
    Mache ich mich ans Bügeln, betrachte ich zuerst einmal grämig den überquellenden Wäschekorb und fluche in mich hinein. Nichts literarisch Verwertbares fluche ich,

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