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Haushaltsschnecken leben länger

Haushaltsschnecken leben länger

Titel: Haushaltsschnecken leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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sondern in etwa: »Diese irren Weiber! Müssen sie sich denn dreimal am Tag umziehen? Man könnt' ja meinen, das wär' die Wäscherei von einem Mädchenpensionat!«
    Dann konzentrieren sich meine Gedanken ganz auf Frottee!
    Listig hole ich Handtücher, Waschlappen und Badetücher aus dem Wäscheberg. Diese Dinger zu bügeln, baut mich auf. Das macht nicht viel Mühe, und der Wäscheberg schrumpft rapide, und die Stöße auf dem Tisch gewinnen an Reputation!
    Hierauf ziehe ich Socken aus dem Wäschehaufen. Und wieder sind meine Gedanken nur auf Socken gerichtet; Hochstimmung überflutet mich, wenn ich zu jedem Socken einen Partner finde.
    Getrübt wird das Erfolgserlebnis allerdings dadurch, daß etliche Sockensohlen unschön verfärbt schillern. Grün die roten, rot die grünen, gelb die weißen. Worauf ich mir Gedanken über die Farbechtheit von Schuhleder mache und herausfinde, daß die Höhe des Schuhpreises auf diese keineswegs einen Einfluß haben kann.
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    Beim Bettwäschebügeln dann denke ich an meine Großmutter und ihren Wäschekasten mit den wunderschönen,
    gleichmäßigen, noch durch Bänder verzierten Wäschestapeln.
    »Sony, Oma«, murmle ich schuldbewußt, falte die Leintücher, lasse das Eisen übers Achtfachlinnen gleiten und erzeuge einen Stapel Leintücher, dem meine Oma den Aufenthalt in ihrem Kasten entschieden verwehrt hätte.
    Die Herrenhemden hebe ich mir bis ganz zum Schluß auf. Zu denen brauche ich am längsten. Vielleicht sollte ich an ihnen das Fassen von schönen literarischen Gedanken erlernen. Zutrauen würde ich mir das schon!
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    Aber ob mein Mann bereit ist, querplissierte Hemdbrüste anzunehmen?
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    Erträumte Stunden des Alleinseins
    Menschen, die andauernd von etlichen Familienmitgliedern Tag und Nacht umgeben sind - Hausfrauen und Mütter
    üblicherweise -, ersehnen oft nichts mehr als ein bißchen Ruhe, ein wenig Stille und einen Hauch von Einsamkeit. Sie träumen von ein paar Stunden, wo niemand ein Butterbrot gestrichen haben will, wo niemand einen Hosenzipp eingenäht haben will, wo niemand um eine Tasse Kaffee bittet.
    In diesen erträumten Stunden würden auch keine schrillen Kampfschreie aus dem Kinderzimmer dringen, und die Oma würde nicht zum hundertelften Mal erzählen, wie ihr
    »endgültiger Bruch mit Tante Erna« seinen Anfang nahm.
    Keiner wollte, daß man ihn Vokabeln abfragt und sein blaues Hemd bügelt. Auch den rosa Buntstift müßte man nicht suchen.
    Und »Wer zuerst angefangen hat«, ginge einen gar nichts an.
    Niemand wollte irgend etwas. Ganz für sich selber wäre man da und könnte - was man sonst nie kann - endlich tun, wozu man Lust hätte.
    Und dann, eines unerwarteten Tages, ganz plötzlich und unvorbereitet, sind die erträumten Stunden da!
    Der Ehemann ist mit einem Freund zum Fischen, die Oma
    fährt ihrem fünfzigsten Maturatreffen entgegen, und die Kinder, samt Hund, wurden von milden Freunden zum Baden
    mitgenommen.
    Jetzt hat man sie, die erträumten Stunden! Beglückt und fassungslos nimmt man es zur Kenntnis. Und viele unter uns gibt es, bei denen überwiegt die Fassungslosigkeit. Sie können mit dieser Kostbarkeit nichts anfangen.
    »Zuerst wollte ich ja schlafen, einfach nichts als schlafen«, sagte mir eine Freundin, »aber dann habe ich die ganze Wohnung gesaugt!«
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    Oder: »Eigentlich wollte ich den Tag zum Lesen benutzen, aber dann habe ich die Kästen komplett umgeräumt. Dazu komme ich ja sonst nie!« Oder: »Ich war meine Freundin Eva besuchen. Aber wir sind gar nicht richtig zum Tratschen gekommen. Ihre drei Kinder waren so lästig!«
    Mit dem Alleinsein ist das halt so eine sonderbare Sache! Ist man es nicht gewohnt, ersehnt man es zwar, kann es aber nicht.
    Ist man es gewohnt, kann man es zwar, verabscheut es aber wie kaum etwas anderes im Leben.
    Dies bedenkend, erscheinen mir die armen Frauen, die
    erträumte Einsamkeitsstunden sinnlos vergeuden, als ziemlich glückliche Wesen.
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    Mütter wollen gebraucht werden
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    Mütter wollen gebraucht werden
    Mütter und kinderlose Frauen können natürlich innig
    miteinander befreundet sein, sich prächtig verstehen und bei allen möglichen Problemen gleicher Meinung sein, aber wenn es um »die Kinder« geht, dann treten doch oft enorme
    Unstimmigkeiten zwischen ihnen auf.
    Sagt da - zum Beispiel - die Kinderlose: »Ja siehst du denn nicht, daß sie dich nur ausnutzen?«
    Die Mutter schüttelt den Kopf, ganz energisch, ganz empört.
    Ihre Kinder? Ausnutzen?

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