Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
die warmen Körper. Die Katze hatte eindeutig kein Problem mit Vampiren.
„Nein, hat sie nicht. Katzen sind die einzigen Wesen, die uns im Geist verbunden sind.“
„Ach, andauernd Gedanken lesen gehört auch dazu, hm?“
„Entschuldigung. Aber der Gedanke war so laut, dass ich kaum weghören konnte.“
„Was passiert jetzt mit ihr?“
„Sie bleibt bei uns, das ist kein Problem. Aber deine Familie wäre eins.“
„Ich habe keine. Ich bin im Waisenhaus aufgewachsen, da meine Eltern einen Unfall hatten, als ich erst ein Jahr alt war. Und andere Verwandte gibt es nicht.“
„Das tut mir Leid. Macht es aber einfacher. Freunde?“, er spielte mit einer Strähne von ihrem Haar.
„Nur Sarah, aus dem Restaurant. Alle anderen würde ich eher als Bekannte einstufen.“
„Du führst aber ein einsames Leben“, sagte er.
Wie sie so darüber nachdachte, hatte er recht. Sarah war ihre einzige Freundin und die zwei Beziehungen, die sie gehabt hatte, waren auch nicht wirklich erwähnenswert. Sie hatten zwar jeweils über ein Jahr gehalten, doch bei beiden war jeder in seiner eigenen Wohnung geblieben. So richtig ernst war es nicht gewesen. Sie hatte das nicht gewollt.
Vielleicht hat ihr Unterbewusstsein auf Bastien gewartet? Gab es so etwas wie Schicksal? Wahrscheinlich.
Hatte sie am Anfang auch furchtbare Angst vor ihm gehabt, jetzt fühlte sie sich wohl bei ihm. So geborgen. Dass er sie überrumpelt hatte, fand sie gar nicht mehr so schlimm. Wenn er ihr von den Schmerzen erzählt hätte, die durch die Verwandlung kommen, hätte sie vermutlich gar nicht zugestimmt. Sie blickte in sein Gesicht, seine Augen. In seinem Blick lag Liebe. Sie wusste nicht, wie viel von seinen Fähigkeiten sie schon hatte, doch sie erkannte die Wahrheit darin. Er liebte sie. Könnte sie ihn auch lieben? Könnte sie mit ihm eine Familie haben?
„Können Vampirinnen auch Kinder bekommen?“, fragte sie ihn.
„Ja. Aber sie sind nur alle zweihundert Jahre fruchtbar. Das liegt an der hohen Lebenserwartung.“
„Hmm, das hört sich verlockend an, besonders, dass ich nicht mehr jeden Monat meine Tage habe!“
„Du hast vielleicht Sorgen!“, er lachte und kraulte ihr den Rücken.
„Also, ich bin ja jetzt einigermaßen im Bilde. Aber ich weiß, außer deinem Namen, überhaupt nichts über dich.“
„Hmm, Kurzfassung?“
„Bitte.“
„Gut. Ich lebe hier in der Stadt, so wie du. Aber noch nicht lange. Mein Geld verdiene ich mit Antiquitäten, meine Kunden sind Menschen und Vampire. Ich bin schon als Vampir geboren, habe einen Bruder, der älter ist als ich und eine Schwester, die jünger ist. Ob meine Eltern noch mehr Kinder wollen, weiß ich nicht. Das stellt sich erst in neunzig Jahren heraus. Meine Schwester ist erst einhundertzehn. Reicht das?“
„Fürs Erste. Ich habe schon wieder Durst, ist das normal?“
Bastien lachte. „Ja. Und das wird auch noch ein paar Tage so bleiben.“
Er zog sie näher zu sich und sie stieg auf seinen Schoß. Jetzt saß sie rittlings auf ihm, dass sie nichts an hatte, war ihr völlig egal. In ihrem Kopf war nur noch Platz für diesen unbeschreiblichen Durst.
Diesmal nahm sie die andere Halsseite, stach die Zähne durch seine Haut und vergrub ihre Hände in seinem Haar.
„Trink so viel du willst“, raunte er.
Während sie schluckte, vergaß sie alles um sich herum. Anja nahm nichts mehr wahr, außer dem köstlichen Geschmack auf ihrer Zunge. Als der Durst ein weiteres Mal gestillt war, verschloss sie die Bissmale. Dann küsste sie ihn.
„Entschuldige, dass ich dachte, du hättest mich geschlagen. Ich hatte ja keine Ahnung!“
„Schon in Ordnung. Es muss ein ganz schöner Schock für dich gewesen sein.“
„Das stimmt. Ich will jetzt wahnsinnig gerne eine Dusche!“
Bastien lachte. „Nichts leichter als das.“
Er hob sie hoch und trug sie ins Bad. Während er das Wasser anstellte, betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Gesichtsfarbe war rosig und die Haut strahlender. Dann öffnete sie den Mund und schaute sich ihre Zähne an. Nicht nur, dass sie jetzt zwei wahnsinnig spitze Eckzähne hatte, nein, auch alle anderen Zähne waren perfekt. Alle gerade und strahlend weiß. Ungläubig sah sie an sich herab. Ihr Körper schien im Großen und Ganzen unverändert. Doch die Blinddarmnarbe war verschwunden, ebenso der große blaue Fleck, den sie an der Hüfte gehabt hatte. Vorgestern hatte sie sich an einem Tisch gestoßen und hatte einen handtellergroßen Fleck davongetragen.
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