Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
anrufen, wenn es nicht wichtig wäre.“
„Also gut, was ist denn los?“, fragte sie und Anja hörte es rascheln, als sich ihre Freundin im Bett aufsetzte.
„Erinnerst du dich an den Mann gestern im Restaurant? Der alleine am Tisch saß, ganz schwarz angezogen, schwarze Haare?“
„Nein. Ich habe niemanden bedient, der alleine am Tisch war.“
„Hast du ihn denn nicht bemerkt? Er saß zwei Stunden dort und hat nur Wasser getrunken.“
„Hmm, nein. Was ist denn mit dem?“
Anja verstand es nicht. Er hatte zwar einen Tisch in der Ecke gehabt, aber Sarah hätte ihn doch bemerken müssen. So groß war das Restaurant auch wieder nicht.
„Also, ich glaube, er hat mich gestern Nachmittag verfolgt. Doch immer, wenn ich ihn sah, war er kurz darauf wieder verschwunden. Vor meinem Fenster und sogar im Supermarkt, er stand vor der Tür und kurz darauf war er wieder weg.“
„Aha. Und deshalb rufst du mich um sechs Uhr morgens an?“
„Nein, da ist noch etwas. Ich bin nachmittags wohl auf dem Sofa eingeschlafen und hatte einen merkwürdigen Traum. Der Mann war hier in meiner Wohnung und, naja, wir hatten Sex auf dem Sofa. Ich konnte seine Zähne sehen und die waren nicht normal. Er hatte Fangzähne! Und er biss mich in den Hals“, ihre Stimme hatte einen verzweifelten Ton.
„So was träumst du? Ich glaube, du brauchst mal wieder einen Mann, oder?“, Sarah lachte.
„Hör auf! Das ist nicht zum Lachen. Als ich heute Morgen aus der Dusche kam, habe ich gesehen, dass ich wirklich eine Verletzung am Hals habe. Zwei Punkte, um genau zu sein!“
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, gab Sarah erschrocken zurück.
„Ich fürchte doch. Nur weiß ich nicht, was ich denken soll. War es nun real oder nicht. Die Wohnungstür ist verriegelt, ebenso die Fenster, und das hätte ich ja wohl kaum im Schlaf tun können. Und wenn er wirklich hier gewesen ist, wie ist er dann hinaus gekommen?“
„Tja, gute Frage.“
Anja hörte, wie Sarah mit den Fingern auf ihrem Nachtisch trommelte. Sie bewegte immer ihre Finger, wenn sie nachdachte.
„Und die Verletzung könnte nicht von Loulou stammen?“
„Nein. Sie hat mir noch nie etwas getan. Sie ist eine liebe Katze.“
„Hmm.“
„Kannst du vielleicht meine Schicht mitmachen? Es ist ja Dienstag und da ist nie viel los. Bitte, ich fühle mich echt beschissen!“
„Na gut. Wir haben ja heute Suppe zum Mittagstisch, da kommen wirklich nie viele Leute.“
„Danke. Du bist ein Engel.“
„Ja, ja. Dafür habe ich aber etwas gut bei dir. Soll ich später noch bei dir vorbeikommen?“
„Nein, ich glaube nicht. Ich werde jetzt noch mal alles doppelt und dreifach verriegeln und mich dann in eine Decke einwickeln. Danach sehe ich mir einen Film an und versuche nicht mehr allzu viel nachzudenken.“
„Okay. Aber ich rufe dich nach Feierabend noch mal an, ja?“
„Ist gut. Und nochmals danke!“
Anja legte auf. Dann nahm sie ihre Kaffeekanne, schraubte den Thermodeckel darauf und ging mit Kanne und Tasse ins Wohnzimmer. Misstrauisch beäugte sie das Sofa und stellte die Sachen auf den Tisch. Danach kontrollierte sie alle Fenster, legte an der Tür die Kette vor und drehte den Schlüssel im Schloss bis zum Anschlag. Sie beruhigte sich selbst, dass sie hier vollkommen sicher war.
Zurück im Wohnzimmer nahm sie sich die große Decke und wickelte sich die um die Schultern. Anschließend suchte sie sich eine DVD heraus und kuschelte sich auf das Sofa. Loulou kam auf ihren Schoß gesprungen und Anja startete den Film.
„Na, willst du mit mir zusammen den Film anschauen?“, fragte sie das Tier und streichelte den seidigen Pelz.
Die Katze rollte sich zusammen und genoss die Streicheleinheiten, die auch auf Anja beruhigend wirkten. Nach einer halben Stunde sprang Loulou von ihrem Schoß und tapste zum Fenster. Leichtfüßig hüpfte sie auf die Fensterbank. Kurz darauf fing sie laut an zu miauen.
Da läuft sicher ein Hund , dachte Anja.
Doch das Maunzen wurde immer kläglicher, und die Katze hieb ihre Pfoten gegen das Glas. Es sah so aus, als wollte sie zum Fenster hinaus. Das hatte sie noch nie gemacht.
Anja stoppte den Film, stand auf und ging zu dem Tier hin.
„Was ist denn los?“, fragte sie und sah aus dem Fenster. Dann erstarrte sie und traute ihren Augen nicht. Auf dem gegenüberliegenden Gehweg stand er, mit seiner schwarzen Kleidung und sah sie durch die Scheibe an. Seine blauen Augen fixierten sie, dann lächelte er und nickte ihr zu.
Anja nahm
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