Havoc - Verwüstung - Thriller
gleich wieder zu entspannen, als er Ibriham Ahmad auf dem felsigen Boden liegen sah. Sein üblicher schwarzer Anzug glänzte an der Schulter und an der Seite. Das Glänzen stammte von frischem Blut.
Mercer kniete sich neben ihn. »Wie schlimm sind Sie getroffen?«
»Ich bin tot, Dr. Mercer.« Seine Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen. »Doch ich trete immerhin mit dem Wissen ab, dass der Alambic diesen Ort nicht verlassen wird.«
»Sie haben den Eingang zugesprengt, um uns hier einzuschließen.«
Der Türke nickte steif. »Als ich den Tunnel sprengte, waren nur noch Devrin und ein anderer übrig. Ich konnte es nicht riskieren, den Kampf zu verlieren.«
Wäre der Türke nicht schon dem sicheren Tod geweiht gewesen, hätte ihn Mercer in diesem Augenblick mit bloßen Händen umbringen können. »Sie hätten mich verdammt noch mal vorher warnen können, dass Sie eine solche Nummer durchziehen wollen, um Gottes willen.«
»Ich habe es für Gott getan. Es gab keine andere Möglichkeit. Unser Opfer wird Millionen retten.«
Das war der Unterschied zwischen ihnen. Mercer war jederzeit bereit, sein Leben zu riskieren, auch wenn es völlig aussichtslos erschien. Aber sich ganz bewusst damit abzufinden,
dass keine Chance bestand, dies war etwas, das er nicht verstehen konnte.
»Ich habe nur einen von ihnen erwischt«, sagte Ibriham schwerfällig. Er war kaum noch zu verstehen. Seine Sekunden waren gezählt.
»Poli?«
»Nein, einen Araber.«
»Ich habe Salibi ausgeschaltet.«
»Möge Allahs Gnade Ihnen auf ewig gewiss sein, und möge er für alle Zeiten in der schlimmsten Hölle verfaulen.«
Mercer mochte zwar in diesem unterirdischen Albtraum gefangen sein, doch solange er am Leben war, gab es für ihn immer eine Hoffnung. Zuerst würde er sich Poli vornehmen und dann für sich und Ahmad einen Ausweg aus dieser Misere suchen. Der Mann, der in der Grabkammer herumgeschlichen war, musste der einäugige Attentäter gewesen sein.
»Wo ist Ihr Gewehr?«, fragte Mercer den Janitscharen.
»Ich habe keine Munition mehr. Ich glaube, so geht es uns allen. Deshalb hat Poli auch aufgehört zu schießen.«
»Haben Sie noch nie etwas von Schussdisziplin gehört?«, schimpfte Mercer. »Nun, wenn ich Salibi mit einem Bogen erwischen konnte, dann kann ich das Gleiche auch mit Poli schaffen. Werden Sie ein paar Minuten allein durchhalten?«
»Nein, Doktor. Dann werde ich tot sein.« Er sagte es mit einem Tonfall gelassener Resignation.
Mercer wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er legte Ahmad behutsam eine Hand auf die Schulter. »Vaya con Dios.«
»Was heißt das?«
»Es ist Spanisch. Es heißt, geh mit Gott.«
»Sie konnten mir keinen besseren Segen mit auf den Weg geben«, sagte Ibriham mit dem Anflug eines Lächelns, und dann hörte er einfach auf zu atmen.
Mercer drückte ihm sanft die Augen zu. »Genieße deine zweiundsiebzig Jungfrauen, mein Freund. Du hast sie dir redlich verdient.«
Er richtete sich auf und eilte den Säulengang entlang, den Pfeil schussbereit auf der Bogensehne. Am Eingang zur Grabkammer hielt er an und blickte sich suchend um, konnte jedoch zwischen den Grabbeigaben nichts Verdächtiges ausmachen. Er tat einen vorsichtigen Schritt vorwärts und betrat den Raum.
Das Bronzeschwert kam in einem engen Bogen herum und prallte gegen den Bogen, der Mercer das Leben rettete. Poli hatte sich direkt neben dem Eingang versteckt und nur auf ihn gewartet.
Der Hieb ließ Mercer rückwärts taumeln. Dabei wurde das Schwert, das im Bogen steckte, aus Polis Hand gerissen. Halb benommen von der Attacke, versuchte Mercer, es frei zu bekommen, doch die Klinge steckte fest. Poli kam um die Ecke herum. Sein einzelnes Auge reflektierte funkelnd das Licht der Ölflammen in den Bronzeschalen. Mercer wich weiter zurück, um sich mehr Platz zu verschaffen. Als er den Bogen anhob, brach das Holz an der Stelle, wo ihn das Schwert getroffen hatte, und die prächtige Waffe knickte in seiner Hand um und baumelte an der schlaffen Sehne.
Poli war nur zwei Schritt von ihm entfernt. Mit ausgestreckten Armen kam er auf Mercer zu. Der schleuderte ihm den Bogen entgegen. Poli fing ihn auf und wischte ihn lässig beiseite. Wie ein Panzer kam er herangewalzt.
»Du bist ein toter Mann.«
»Sehr witzig«, erwiderte Mercer. »Ich wollte gerade das Gleiche sagen.«
Poli attackierte. Mercer wich nach links aus, um dem Angriff zu entgehen, und hätte es beinahe auch geschafft, doch
eine von Polis massigen Händen packte
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