Havoc - Verwüstung - Thriller
Rücken eines alten Pferdes -, während das Dach der Vorderveranda jeden Augenblick einzustürzen drohte. Trotzdem waren die Fenster erleuchtet, eine Rauchfahne stieg aus dem Kamin auf, wurde vom Wind zerfasert und über die Landschaft geweht. Die Scheune in der Nähe machte einen deutlich neueren und stabileren Eindruck.
Der Kurs der Hindenburg führte am Rand eines freien Feldes eine Viertelmeile südlich des Farmhauses entlang. Mit ein
wenig Glück würde der Farmer den Safe finden, ehe das, was er anbaute, die Ackerfläche überwucherte.
Chester hatte nicht mehr zu tun, als den Safe loszulassen. Er fiel mit einem lauten Krachen durch das schräge Fenster, das vom Getöse des Windes schnell verschluckt wurde, der in das Luftschiff peitschte. Bowie war auf den regennassen Windstoß nicht vorbereitet. Er wich stolpernd vom Geländer zurück, drehte sich dann herum und rannte zu seiner Kabine zurück, während die Tür zur Mannschaftsmesse aufgerissen wurde. Wütende deutsche Stimmen verfolgten ihn, doch niemand hatte gesehen, was er gerade getan hatte.
Unglücklicherweise konnte Chester Bowie auch nicht sehen, wie der Safe dem Erdboden entgegentaumelte. Etwa dreißig Meter bevor er sich ins sandige Erdreich grub, wurde die Notiz, die er so sorgfältig am Türgriff befestigt hatte, vom Wind weggerissen. Sie wurde fast eine Stunde lang vom Sturm weiter fortgetragen, dann zu Konfetti zerfetzt und über zwei Countys verteilt.
Der Regen zeichnete verzweigte Bahnen auf den Gummiponcho, sobald sich dicke Tropfen gesammelt hatten und auf dem glatten Stoff abflossen. Seit fast achtzehn Stunden kauerte die einsame Gestalt unter der Schutzplane, reglos und fast ohne zu blinzeln. Von ihrem Standort auf einem Hangar hatte sie einen ungehinderten Blick auf das Landefeld, das sich einen knappen Kilometer entfernt befand, und ebenso auf das stählerne Gerippe des Ankermasts. Von dort aus erschien er wie eine Miniversion des Eiffelturms.
Das Ziel des Mannes hatte sich um zwölf Stunden verspätet, was umso ärgerlicher war, als ihn seine Befehle gezwungen hatten, seine Position in größter Eile einzunehmen.
Indem er sich betont langsam und behutsam bewegte, um die Umrisse des wasserdichten Ponchos nicht zu verändern, brachte der Mann das Gewehr in Anschlag. Das Zielfernrohr war ein Beutestück, das er während des Ersten Weltkriegs einem Scharfschützen abgenommen hatte. Er hatte es auf jedes Gewehr montiert, das er seitdem benutzt hatte. Er blickte durch die Optik und hielt das Fadenkreuz vor das Gewimmel der Landemannschaft. Die Männer waren soeben nach einem kurzen Regenschauer auf das Landefeld zurückgekehrt. Er schätzte die Anzahl der Helfer auf etwa zweihundert, aber so viele Männer waren durchaus nötig, um das riesige Luftschiff auch bei einer nur leichten Brise festzuhalten. Er ließ das Fadenkreuz sekundenlang auf einzelnen Männern verharren, ehe er den Gewehrlauf weiterschwenkte. Dann entdeckte er den Flugplatzkommandanten Charles Rosendahl. Der Mann neben ihm musste Willy von Meister sein, der amerikanische Vertreter der Zeppelin-Gesellschaft. Trotz der gelegentlich heftigen Windböen hätte der Scharfschütze jeden der Männer durch einen Schuss in ein Auge seiner Wahl töten können. Ein Stück von ihnen entfernt hatten sich ein Radioreporter und ein Kameramann aufgebaut. Sie unterzogen ihre Ausrüstung einer letzten Kontrolle, während alle anderen noch auf die verspätete Ankunft der Hindenburg warteten.
Er wollte das schwere Gewehr gerade wieder sinken lassen, als sich alle Personen auf dem Landefeld gleichzeitig umdrehten und einen Arm zum Himmel streckten, so dass es aussah, als führten sie den Nazigruß aus. Der Scharfschütze veränderte seine Haltung ein wenig. Von dem bleifarbenen Himmel sank die Hindenburg herab.
Die Entfernung konnte seinen Eindruck von der Größe des Luftschiffes nicht mindern. Es war absolut gigantisch, das trotzige Symbol eines wiedererstandenen Deutschland. Es
glänzte, war wie ein Torpedo geformt und besaß Stabilisatoren und Ruder, die größer als die Tragflächen eines Bombers waren. An seiner breitesten Stelle hatte der Zeppelin einen Durchmesser von zweiundvierzig Metern, und innerhalb seines Gerippes aus Duraluminiumstreben befanden sich Gaszellen, die insgesamt 200 000 Kubikmeter hochexplosiven Wasserstoffs enthielten. Zwei Stockwerke hohe Hakenkreuze zierten seine Seitenruder, und heller Qualm wurde von den vier Dieselmotoren ausgestoßen.
Während sich das
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