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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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starrte in die Ferne und sagte ruhig: »In jeder amerikanischen Wahl ist diese Frage berechtigt, und jeder Wähler kann eine faire Antwort darauf verlangen. Ich frage mich, in welcher Weise ich Ihnen am besten antworten soll.« Er schien nachzudenken und begann dann in entspannter Haltung zu sagen: »Ist der Mann, der diese Frage stellte, alt genug, um sich an das McKinley-Punahou-Spiel von 1938 zu erinnern? Es war in den letzten fünfzehn Sekunden des Spiels, wenn Sie sich erinnern, und Punahou hinkte mit vier Punkten hinterher, 18 zu 14. Da befreite sich einer von Punahous Läufern aus einem ziemlich vertrackten Handgemenge, und ich sehe heute noch, wie er am Rand des Spielfeldes vorstürmte - zehn Meter, zwanzig Meter, vierzig. Er war drauf und dran, Punahou ein Mal einzubringen und damit den Sieg. Ich kann mich noch heute erinnern, wie aufgeregt ich bei diesem Lauf war, denn der Läufer war mein Bruder Tadao Sakagawa, der erste Japaner aus dem Volk, der in Punahou aufgenommen wurde und einer der besten Rugbyspieler, die sie je dort hatten.
    Aber erinnern Sie sich noch an das, was dann geschah? Ein Stürmer der McKinley-Mannschaft erhob sich von seinen Knien und raste hinter meinem Bruder her. Tad rannte schnell, aber dieser Mann aus McKinley war schneller als der Wind. Auf der Fünfmeterlinie - ja es ging hart auf hart - brachte dieser McKinley-Mann meinen Bruder zur Strecke und rettete für seine Mannschaft das Spiel. Es war mein anderer Bruder, Goro -derjenige, der sich in Jefferson beworben hatte und abgewiesen wurde. Die Pointe der Geschichte ist die: Goro hätte sich zurückhalten und meinem Bruder den Sieg überlassen können, der dadurch zum Held des Jahres geworden wäre; aber er vergaß keinen Augenblick lang seine Pflicht. Er überwältigte seinen eigenen Bruder auf der Fünfmeterlinie und rettete den Tag. Das ist die Art, wie die Sakagawas von ihren Eltern erzogen wurden. Pflicht, Pflicht und abermals Pflicht.
    Aber die wichtigere Pointe meiner Geschichte ist die: Wissen Sie, wo sich der berühmte Läufer Tadao Sakagawa jetzt befindet? Begraben unter einem Kreuz am Punchbowl. Er gab sein Leben für Amerika. Und wo ist sein Bruder, Minoru Sakagawa? Begraben unter einem Soldatenkreuz am Punchbowl. Auch er gab sein Leben für sein Vaterland. So sind wir Sakagawas nun einmal:    Tapfere, entschlossene,
    unnachsichtige Kämpfer. Und ich will Ihnen noch eines sagen. Wenn mein Bruder Goro Sakagawa, wie Sie behaupten, ein Kommunist wäre, dann würde ich ihn persönlich von den Inseln jagen. Ich würde nie aufhören, ihn zu bekämpfen. Ich würde ihn niederzwingen in der Art, wie er Tadao niederzwang, denn ich verzeihe den Kommunisten nichts.«
    Dann nahm seine Stimme einen härteren Klang an, und er fuhr fort: »Aber Goro Sakagawa ist kein Kommunist. Er ist ein sehr anständiger Gewerkschaftsführer, und das Gute, das er für die Arbeiterschaft Hawaiis getan hat, kann gar nicht ermessen werden. Ich stehe für solche Gewerkschaftsführer ein, und ich möchte, daß diese Tatsache überall bekannt wird. Goro und ich sind die beiden Enden ein und desselben Schwertes, er in der Arbeiterschaft, ich in der Politik. Wir rotten alte und ungerechte Methoden aus. Wir rütteln an den letzten Bollwerken des Feudalismus.«
    Schließlich wurden seine Worte mahnend: »Und weder Goro noch ich werden klein beigeben, denn wir erinnern uns beide an den Tag, da unser Vater uns zu dem alten Plantagenlager auf Kauai nahm und uns die Baracken zeigte, durch die früher die Lunas stürmten, um mit ihrer Peitsche die Feldarbeiter zu mißhandeln. Wir schworen uns damals, dem allem ein Ende zu setzen. Nun, mein Herr, Sie, der Sie behauptet haben, mein Bruder sei ein Kommunist, ich möchte Ihnen meinerseits zwei Fragen stellen: >Wo waren Sie, als meine Brüder Minoru und Tadao ihr Leben für die amerikanische Demokratie ließen? Was haben Sie getan, das dem an die Seite zu stellen wäre, was Goro und ich getan haben, um diese Demokratie, die meine toten Brüder gerettet haben, rein zu erhalten?< Würden Sie bitte nach der Versammlung zu mir kommen, denn wenn Sie halb soviel wie wir getan haben, dann möchte ich Sie als einen verdammt guten Amerikaner umarmen, weil Sie, Bruder, dann gewiß kein Kommunist sind, wie auch ich keiner bin.« Die Menge brach in wilden Beifall aus, und als Jim McLafferty zum erstenmal diese Antwort hörte, rief er: »Bei Gott, wir müssen jemand in die Versammlungen setzen, der jeden Abend diese Frage stellt.

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