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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Umwälzungen hob sich die Insel von neuem aus dem Meer, sammelte das Geröll, das von den Hügeln herabgewaschen wurde und sank wieder unter die Wellen, um dort erneut den Lebensstoff des Schlicks zu binden. Jedesmal wenn die ungeheure Meereslast auf die Küste herabdrückte, und das geschah oft Tausende von Jahren hindurch, dann bildeten sich neue Felsmassen, ein undurchdringlicher Schild, der sich von den niedrigeren Hügeln bis weit hinaus in das Meer dehnte. Es war eine deckende Felsmasse, die in einem riesigen unterirdischen Reservoir alles verschloß, was sich darunter befand.
    Was dort unten eingefangen lag, war natürlich Wasser. Tief unter der sichtbaren Oberfläche der Insel verborgen, eingekerkert unter der wasserdichten Felsdecke lag das reinste, süßeste, reichste Wasser, das in allen Lindern zu finden war, die an den Großen Ozean grenzten oder in ihm existierten. Es lag unter großem Druck gefangen, so daß es nicht nur verfügbar war, wenn der Mensch sein geheimes Verlies entdeckte, sondern auch die Kraft besaß, zehn oder zwanzig Meter in die Luft zu schießen und sich mit seiner ganzen lebenspendenden Süße über den Menschen zu ergießen, der die Felsdecke durchdringen und es in Freiheit setzen würde. Es wartete. Ein fast unerschöpflicher Vorrat an Wasser wartete, um Leben zu erhalten, verborgen unter dem deckenden Fels wartete eine ganze Welt von Wasser.
    Die unternehmungslustigen Pflanzen und Insekten, die als erste das nordwestliche Eiland erreichten, hatten reichlich Zeit, ihren Weg auch nach den jüngeren Inseln zu finden, als diese zum Leben erwachten. Es mochte Millionen Jahre dauern, bis eine Grasart ihre Reise die Inselkette hinab vollbracht hatte. Aber sie hatte keine Eile. Langsam und mit unfaßlicher Geduld krochen Bäume und Wein und Schnecken die Inseln hinab, während sich in anderen Teilen der Welt ein neues und mächtigeres Tier aufrichtete und sich auf die Eroberung der Inseln vorbereitete.
    Noch ehe die Insel mit den zwei Vulkanen ausgewachsen war, hatte sich der Mensch in fernen Gegenden entwickelt. Noch ehe die letzte Insel ihre beherrschende Stellung eingenommen hatte, war es dem Menschen in Ägypten gelungen, riesige Baudenkmäler und ein festes Regierungssystem zu errichten. Der Mensch schrieb bereits und bewahrte seine Erinnerungen. Während die Vulkane entlang der Inselkette noch immer in Tätigkeit waren, entwickelte China ein ausgeklügeltes Gedankensystem und gewann Japan die Prinzipien einer Kunst, die später die Welt bereichern sollten. Während die Insel ihre endgültige Form erhielt, sprach Jesus in Jerusalem und trat Mohammed mit einer neuen Vision des Himmels aus der glühenden Wüste. Niemand aber ahnte etwas von dem irdischen Himmel, der ihn auf diesen Inseln erwartete.
    Denn dieses Land gehörte zu den jüngsten Teilen der sichtbaren Erdoberfläche. Es war neu. Es war roh. Es war leer. Es wartete. Bücher, in denen wir noch heute lesen, wurden verfaßt, ehe diese Inseln anderen Wesen bekannt waren als den vorüberziehenden Vögeln. Lieder, die wir heute noch anstimmen, wurden verfaßt, als es um diese Insel noch still war. Die Bibel lag schon vor und auch der Koran.
    Roh und leer schliefen diese jugendlichen Inseln in der Sonne, oder sie wurden von Regen gepeitscht. Sie warteten.
    Da ihnen bestimmt war, bei ihrer schließlichen Entdeckung weithin als Paradies gepriesen zu werden, ist es nur angemessen, sie in ihren letzten erwartungsvollen Augenblicken zu betrachten, in jenen traurigsüßen, unwiderstehlichen Tagen, ehe die ersten Kanus sie erreichten. Die Inseln waren schön. Das ist wahr. Ihre bewaldeten Berge, die kühlen Wasserfälle, die es zu Tausenden gab, waren eine Augenweide. Dort, wo das rastlose Meer die Ausläufer großer Berge fortgerissen hatte, fielen die Klippen Hunderte von Metern tief ins Meer. Die Vögel nisteten an senkrechten Felsen. Die Flüsse waren fischreich. Der Strand der Inseln war weiß, und die Wellen, die ihn bespülten, waren von durchsichtigem Blau. Nachts waren die Sterne nah, große feurige Punkte, die auf ewig den Standort der Inseln festgelegt hatten und die die majestätischen Straßen für Mond und Sonne bildeten. Wie schön waren diese Inseln! Wie durchdrungen waren sie von Harmonie und Frieden! Wie gerne verweilt der Geist bei ihrer vormaligen Größe, eine Größe, die unantastbar war. Wenn sich im Paradies nur Schönheit findet, dann war hier das schönste Paradies, das ein Mensch auf Erden je betreten konnte;

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