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Hawkings Kosmos einfach erklaert

Hawkings Kosmos einfach erklaert

Titel: Hawkings Kosmos einfach erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Vaas
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Dadurch könnte die Raumzeit eine positive Krümmung erhalten, die Reisen in die Vergangenheit ausschließen würde. Noch ist nicht klar, ob diese Teilchen eine positive oder negative Krümmung verursachen oder ob die Krümmung, die bestimmte Arten virtueller Teilchen hervorrufen, durch die Krümmung, die auf Einwirkung anderer Arten zurückgeht, aufgehoben wird.“
    Immerhin zeigen die verwickelten Diskussionen, dass und wie das Thema Zeitreisen nicht länger nur Fiction ist, sondern auch harte Science. Die großartigen Gedankenspiele in Literatur und Film haben in der Physik eine zweite Heimat gefunden.
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    Das sind interessante Spekulationen. Aber im Augenblick ist die Frage nach der Möglichkeit von Zeitreisen und ihren Bedeutungen unbeantwortet. Wahrscheinlich muss auch hier die Entscheidung auf eine Theorie der Quantengravitation vertagt werden. Da sie aber noch Zukunftsmusik ist, analysieren Physiker auch einfachere, weniger exotische Szenarien. So hat Hawking zusammen mit seinem Studenten Michael Cassidy 1998 die Studie Models for Chronology Selection zum Zeitschutz in der Quantenphysik veröffentlicht. In einigen Fällen glückte der Nachweis, dass „die kausalitätsverletzenden Feldkonfigurationen aus dem quantenmechanischen Phasenraum herausgelesen werden“, sich also gar nicht erst bilden können. „Es scheint daher, dass die Quantenphysik akausales Verhalten natürlicherweise verbietet“, es also keine Quantenzustände gibt, die zu Zeitschleifen führen, folgern die Forscher. „Die entscheidende Frage ist somit, ob dieses Ergebnis generell gilt.“
    Wurmloch-Billard: Wenn Zeitreisen möglich sind, folgen daraus noch keineswegs zwingend verheerende Zeitparadoxien. Denn die Natur erlaubt vielleicht nur solche Zeitschleifen, die nicht zu Widersprüchen führen. Physiker haben sogar mathematische Modelle für dieses Selbstkonsistenzprinzip entwickelt. So könnte ein Teilchen oder eine Billardkugel zwischen den beiden Öffnungen eines Wurmlochs hindurch fliegen (oben). Es ist aber auch denkbar, dass es mit sich selbst kollidiert (mit der künftigen Kugel), in eine Öffnung gestoßen wird, aus der anderen Öffnung herauskommt, sich selbst trifft (die vergangene Kugel) und den ursprünglich geraden Weg fortsetzt (unten). Diese Selbstbegegnung geschieht in einer Zeitschleife, die kein Paradoxon erzeugt.
    Das klingt kompliziert – und so ist es auch. Bisher ist das letzte Wort zu diesem schwierigen Themenkomplex jedenfalls noch nicht gesprochen. Die Näherungsrechnungen sind zu grob, und genauere Theorien existieren noch nicht. Die Vermutung zum Schutz der Zeitordnung ist nicht vollständig (es gibt beispielsweise Schwierigkeiten im Umgang mit Singularitäten), und Hawking musste Details revidieren. „So bleibt die Frage von Zeitreisen offen“, räumt Hawking ein. „Ich werde darauf jedoch keine Wette abschließen. Der andere könnte ja den unfairen Vorteil haben, die Zukunft zu kennen.“ Hawking lässt sich seine Zuversicht trotzdem nicht nehmen: „Es gibt immerhin ein starkes empirisches Indiz für die Richtigkeit der Zeitschutz-Vermutung – wir erleben keine Invasion von Touristen-Horden aus der Zukunft.“
    IM KONTEXT
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    â€º  Das Vakuum und die Raumzeit auf kleinsten Skalen sind nicht glatt und statisch, sondern wabernd, körnig – und von winzigen Wurmlöchern durchsetzt, wie Hawking mutmaßt.
    â€º  Im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie könnte es auch große Wurmlöcher geben, die als kosmische Abkürzungen effektiv überlichtschnelle Flüge erlauben würden – und möglicherweise sogar Reisen in die Vergangenheit.
    â€º  Diese Wurmlöcher würden die Raumzeit selbst modifizieren und so die Barriere der Lichtgeschwindigkeit austricksen. Dafür wäre allerdings eine negative Energiedichte nötig. Vielleicht lässt sie sich aus dem Quantenschaum des Vakuums „ausleihen“.
    â€º  Hawkings Vermutung zum Schutz der Zeitordnung verbietet Zeitreisen. Sie hat sich in einigen Beispielrechnungen bewährt, doch es ist unklar, ob sie ausnahmslos gilt. Falls nicht, sind Zeitparadoxien trotzdem keineswegs zwingend.
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Hawking, Gott und die Welt
    Die Annahme eines Schöpfers, der den Urknall gezündet und die Welt eingerichtet hat, ist in der modernen Kosmologie überflüssig. Doch wie weit

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