Hawkings Kosmos einfach erklaert
reichen naturwissenschaftliche Erklärungen überhaupt? Und ist, wie Hawking es provokant formuliert hat, auch die Philosophie am Ende?
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⺠Kein Raum für einen Schöpfer?
Es geschieht nicht oft, dass in den Schlagzeilen der Medien die moderne Kosmologie mit alten religiösen Schöpfungskonzeptionen in Konflikt gerät. Doch im Presserummel, den das Erscheinen des Buchs Der GroÃe Entwurf von Stephen Hawking und Leonard Mlodinow im September 2010 begleitete, dominierte die Meldung, Hawking halte Gott für überflüssig, um die Entstehung und Entwicklung des Universums zu erklären.
âEs ist nicht nötig, Gott als den ersten Beweger zu bemühen, der das Licht entzündet und das Universum in Gang gesetzt hatâ, schlossen Hawking und Mlodinow aus den quantenkosmologischen Hypothesen zum Verständnis des Urknalls. Mit anderen Worten: Der schon von Aristoteles behauptete Erste Beweger als göttliche Ursache von allem, zugleich Ziel des späteren sogenannten kosmologischen Gottesbeweises, ist Hawking zufolge eine unnötige und sogar unhaltbare Annahme.
Weil Hawking der berühmteste Kosmologe der Gegenwart ist, sorgte sein jüngstes Buch wie die früheren für groÃe mediale Aufmerksamkeit â obwohl es nicht viel Neues enthält. Das betrifft auch theologische Fragen. Denn schon zuvor hatte Hawking mehrmals deutlich gemacht, dass er keine Gründe sieht, an die Existenz eines Schöpfers zu glauben. Die von manchen Journalisten konstruierte Wendung Hawkings in Der GroÃe Entwurf zum Atheisten ist daher keine. Hawking hatte nie einen Theismus propagiert, also einen Glauben an einen persönlichen Schöpfergott.
Bereits in Eine kurze Geschichte der Zeit von 1988 fragte er rhetorisch, wo denn ânoch Raum für einen Schöpferâ der Welt wäre, wenn diese physikalisch weitgehend verstanden sei. Zwar endete das Buch beinahe mystifizierend, aber auch publikumswirksam, dass eine vollständige Erklärung des Universums, âder endgültige Triumph der menschlichen Vernunftâ wäre, âdenn dann würden wir Gottes Plan kennenâ â eine Bemerkung, die Hawking beinahe gestrichen hätte (âdann wären vielleicht nur halb so viele Exemplare verkauft wordenâ). Aber âPlanâ war irreführend übersetzt, im Original stand âmindâ (âGeistâ). Gäbe es einen âPlanâ, würde das bedeuten, dass eine Absicht dahinter steckt und somit jemand, der diese hat. âGeistâ ist dagegen ein dehnbarer Begriff und kann ganz abstrakt eine rationale â oder rational beschreibbare â Struktur meinen, was auch für die Naturgesetze gelten mag. Tatsächlich hatte Hawking immer wieder deutlich gemacht, dass er unter âGottâ nur die unpersönlichen Naturgesetze verstanden hat â wie schon Albert Einstein in mehreren, oft falsch interpretierten Aussagen. So sagte Hawking 2001 auf einer Pressekonferenz in München: âDen Geist Gottes zu kennen heiÃt also, die Naturgesetze zu kennen.â
⺠Ein Märchen und die Handschrift Gottes
Die scheinbare Ordnung der Welt gilt vielen Gläubigen als Hinweis auf einen universalen Gesetzgeber. Aber die RegelmäÃigkeiten der Natur können auch ganz anders erklärt werden. Warum es sie überhaupt gibt und weshalb sie so sind, wie sie sind, bleibt aber offen. Wenn sie mit dem Urknall entstanden sind, so verschiebt sich die Frage nur: Wie kam es zum Urknall, und warum brachte er das Universum hervor, das wir beobachten?
âDie meisten Menschen sind zu der Ãberzeugung gelangt, Gott habe dem Universum gestattet, sich nach einer Reihe von Gesetzen zu entwickeln, und er enthalte sich jedes Eingriffs, um diese Gesetze nicht auÃer Kraft zu setzen. Gott sei aber immer noch nötig gewesen, um das Uhrwerk aufzuziehen und über den Anfang zu entscheiden. Solange das Universum einen Anfang hat, können wir annehmen, dass es auch einen Schöpfer gibtâ, schrieb Hawking bereits in seiner Kurzen Geschichte der Zeit . âDoch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende: Es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?â
Diese Frage sorgte für viele Diskussionen. Gott ist im Verständnis der meisten Gläubigen
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