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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Spüle. In Arizona war es Mittwoch und spät am Abend, was in Australien Donnerstagnachmittag bedeutete. Ihr blieben noch zehn Minuten, sich auf den Musikunterricht vorzubereiten. Die Erwachsenen merkten gar nicht, wie sie schnell ihren Wintermantel überzog, ihren Cellokoffer nahm und das Haus verließ.
    Es schneite noch immer. Auf dem Weg von der Haustür zum Gartentor machten die Gummisohlen ihrer Arbeitsschuhe ein knirschendes Geräusch. Eine zwei Meter hohe Mauer aus Lehmziegeln umgab das Haus und den Gemüsegarten. Im Sommer hielt sie die Rehe fern. Letztes Jahr hatte Antonio ein breites Gartentor mit geschnitzten Szenen aus dem Garten Eden angebracht. Wenn man nah genug an das dunkle Eichenholz herantrat, konnte man Adam und Eva erkennen, einen blühenden Baum und eine Schlange.
    Alice stieß das Tor auf und trat durch den Torbogen. Der Weg durchs Tal, der bis zum Gemeinschaftszentrum hinaufführte, war mit Schnee bedeckt, aber das störte sie nicht. Ihre Kerosinlampe schaukelte in den Schneeflocken hin und her. Der Schnee hatte Kiefern und Bergmahagoni bedeckt und einen Stapel Feuerholz in einen weißen Haufen verwandelt, der aussah wie ein schlafender Bär.
    Das Gemeinschaftszentrum bestand aus vier großen Gebäuden, in deren Mitte ein Hof lag. In einem der Gebäude war die Schule für die älteren Kinder untergebracht, insgesamt acht Klassenzimmer, in denen online gelernt wurde. Ein Router in der Abstellkammer war über ein Kabel mit der Satellitenschüssel auf dem Hochplateau verbunden. Durch New Harmony liefen keine Telefonkabel, und Handys funktionierten im Tal nicht. Die Bewohner nutzten entweder das Internet oder das Satellitentelefon im Gemeinschaftszentrum.
    Alice schaltete einen Computer ein, holte ihr Cello aus dem Koffer und schob einen Stuhl mit hoher Rückenlehne vor die Webcam. Sie wählte sich ins Internet ein, und einen Moment später erschien ihre Cellolehrerin auf dem Großbildmonitor. Miss Harwick war eine ältere Dame, die früher im Ensemble der Oper von Sydney gespielt hatte.
    »Hast du geübt, Alice?«
    »Ja, Madam.«
    »Dann lass uns heute mit Greensleeves beginnen.«
    Alice zog den Bogen über die Saiten, und ihr Körper absorbierte die tiefen Vibrationen der ersten Noten. Wenn sie Cello spielte, fühlte sie sich größer, bedeutender, und dieses Gefühl hielt noch Stunden nach dem Spielen an.
    »Sehr gut«, sagte Miss Harwick. »Jetzt spiele bitte Teil B noch einmal. Konzentriere dich diesmal auf die Tonlage im dritten Takt, und …«
    Plötzlich wurde der Bildschirm schwarz. Zuerst dachte Alice, es gäbe ein Problem mit dem Generator. Aber alle Lampen brannten noch, außerdem konnte sie die Lüftung des Computers leise brummen hören.
    Als sie die Kabel überprüfte, öffnete sich quietschend die Tür, und Brian Bates kam ins Zimmer. Brian war ein fünfzehnjähriger Junge mit dunkelbraunen Augen und blonden Haaren, die ihm bis auf die Schultern fielen. Helen und Melissa fanden ihn süß, aber Alice redete über solche Sachen nicht gern. Sie und Brian waren als Musikschüler befreundet; er spielte Trompete und wurde von Lehrern in London und New Orleans unterrichtet.
    »Hey, Celloissima. Ich wusste gar nicht, dass du heute Abend übst.«
    »Eigentlich habe ich gerade eine Stunde, aber der Computer ist plötzlich ausgegangen.«
    »Hast du irgendwas angefasst?«
    »Natürlich nicht. Ich bin online gegangen und habe mich bei Miss Harwick gemeldet. Bis vor ein paar Sekunden war alles okay.«
    »Keine Sorge. Ich bringe das in Ordnung. In vierzig Minuten habe ich eine Stunde bei einem neuen Lehrer in London. Er spielt beim Jazz Tribe.«
    Brian stellte den Trompetenkoffer ab und zog seinen Parka aus. »Wie läuft der Unterricht, Celloissima? Ich habe dich am Donnerstag spielen hören. Klang ziemlich gut.«
    »Ich muss mir wohl auch einen Spitznamen für dich ausdenken«, sagte Alice. »Wie wäre es mit Brianissima?«
    Lächelnd setzte Brian sich vor den Computer. »›Issima‹ ist eine weibliche Endung. Da musst du dir was anderes einfallen lassen.«
    Während Alice ihren Mantel überzog, beschloss sie, das Cello im Gemeinschaftszentrum stehen zu lassen und nach Hause zu gehen. Alice öffnete die Tür, die zu einer Abstellkammer führte, stieg über eine Töpferscheibe und stellte das Cello zwischen zwei Plastiksäcken mit Tonerde in die Ecke. Im selben Moment hörte sie eine Männerstimme aus dem Proberaum.
    Alice schlich zur angelehnten Tür, spähte durch den Spalt und hielt den Atem

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