Headhunter
ich, wie das gemeint ist.«
Ich
lächelte und stand auf. »Und ich rate Ihnen, jetzt nach Hause zu Ihrer hübschen
Frau zu gehen und ihr zu sagen, dass Sie diese Stelle ablehnen, weil Sie sich
entschlossen haben, höhere Ziele anzupeilen. Ich schätze, Sie haben einen angenehmen
Abend vor sich.«
»Warum
tun Sie das für mich, Brown?«
»Weil
die Provision, die Ihr Arbeitgeber für Sie zahlen wird, einem Drittel Ihres
ersten Jahresbruttolohns entspricht. Wussten Sie, dass Rembrandt auf Auktionen
gegangen ist, um auf seine eigenen Bilder zu bieten? Warum sollte ich Sie für
zwei Millionen pro Jahr verkaufen, wenn ich Sie mit etwas mehr Renommee für
fünf verkaufen kann? Die einzige Bedingung ist, dass Sie sich an uns halten.
Wollen wir uns darauf einigen?«
Ich
streckte ihm die Hand entgegen.
Er
schlug begeistert ein. »Ich habe das Gefühl, dieses Gespräch hat sich gelohnt,
Brown.«
»Da
bin ich ganz Ihrer Meinung«, antwortete ich und beschloss, ihm noch ein paar
Tipps zu Intensität und Dauer seines Händedrucks zu geben, bevor er unseren
Kunden traf.
Ferdinand
rauschte in mein Büro, kaum dass Jeremias Lander gegangen war.
»Igitt«,
sagte er, schnitt eine Grimasse und wedelte mit der Hand. »Eau de Camouflage.«
Ich
nickte und öffnete das Fenster, um durchzulüften. Ferdinand hatte ganz recht,
der Bewerber hatte sich in Anbetracht seiner Nervosität extra stark
parfümiert, um den Schweißgeruch zu verbergen, der sonst den ganzen Raum erfüllt
hätte.
»Aber
wenigstens ist es Clive Christian«, meinte ich. »Gekauft von seiner Frau.
Genau wie der Anzug, die Schuhe, das Hemd und der Schlips. Und es war ihre
Idee, dass er sich die Schläfen grau färbt.«
»Woher
weißt du das?« Ferdinand ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem Lander
gesessen hatte, sprang aber gleich wieder angeekelt auf, als er die klamme
Körperwärme spürte, die noch im Bezug steckte.
»Er
wurde totenbleich, als ich das Register Ehefrau gezogen habe«, antwortete ich.
»Ich habe ihm gesagt, wie enttäuscht sie sein wird, wenn er ihr erzählt, dass
er den Job nicht bekommen hat.«
»>Das
Register Ehefrau!< Wo hast du das denn wieder her, Roger?« Ferdinand hatte
sich auf einen der anderen Stühle gesetzt und die Beine auf das Tischchen
gelegt, das einem echten Noguchi-Kaffeetischchen zum Verwechseln ähnlich sah.
Er schälte eine Apfelsine, und ein fast unsichtbarer Saftnebel spritzte auf
sein frisch gebügeltes Hemd. Ferdinand war erstaunlich unvorsichtig für einen
Homosexuellen. Und erstaunlich homosexuell für einen Headhunter.
»Inbaud,
Reid und Buckley«, sagte ich.
»Das
habe ich schon mal gehört«, erwiderte er. »Aber was ist eigentlich das
Geheimnis dieser drei? Was macht sie besser als Cute?«
Ich
lachte. »Das ist das neunstufige Verhörmodell des FBI, Ferdinand. So etwas wie
das Maschinengewehr in einer Welt aus Knallerbsen, das Werkzeug, mit dem du dir
einen Weg bahnen kannst. Du machst keine Gefangenen, kommst aber trotzdem zu
schnellen, handfesten Resultaten.«
»Und
wie sehen diese Resultate aus, Roger?«
Ich
wusste, worauf Ferdinand hinauswollte, und das war auch in Ordnung. Er war
neugierig, welches Geheimnis, welcher unerklärliche Vorsprung dazu führte,
dass ich der Beste war und er - vorläufig - nicht.
Und
ich ließ ihn an meinem Wissen teilhaben, damit er sein Ziel erreichen konnte.
So lauteten die Regeln, man teilt sein Wissen. Andererseits wusste ich aber auch,
dass er niemals besser sein würde als ich, weil seine Hemden immer nach Zitrusfrüchten
stinken und er sich auch noch in vielen Jahren fragen würde, ob andere eine
Methode hatten, ein Geheimnis, das besser war als sein eigenes.
»Unterwerfung«,
erklärte ich. »Ehrlichkeit, Wahrheit. Das alles basiert auf ganz simplen
Prinzipien.«
»Als
da wären?«
»Zum
Beispiel, dass du einen Verdächtigen nach seiner Familie befragst.«
»Pah«,
sagte Ferdinand, »das mache ich auch. Es gibt ihnen Sicherheit, über etwas zu
reden, was sie kennen, was ihnen nahesteht. So öffnen sie sich schneller.«
»Genau.
Aber es versetzt dich auch in die Lage, ihre Schwachpunkte zu identifizieren.
Ihre Achillesferse. Und auf die kommt man dann im Laufe des Verhörs noch zurück.«
»Nein,
wie du dich immer ausdrückst!«
»Wenn
es um die schwierigen Themen geht, die konkreten Ereignisse, den Mord, dessen
jemand verdächtigt wird, und sich der Verdächtige von allen verlassen fühlt und
sich verstecken will, stellst du eine Rolle Küchenpapier so
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