Heart Beat
fest.
Am frühen Morgen hatte Selena angerufen. Sie nahm das Angebot ihrer Eltern an und wollte in den nächsten drei Wochen ausziehen. Erin konnte sie verstehen. Es war das Haus ihrer Mutter gewesen und nun, wo ihr Vater nicht mehr war, war es kein bisschen mehr Selenas Zuhause.
Es war nicht schön, nun auch noch diesen Teil ihrer Familie zu verlieren. Zwar hatten sie sich versprochen, sich an den Feiertagen zu sehen und jede Woche miteinander zu telefonieren, doch in einem versteckten Winkel wusste Erin, dass ihr gemeinsamer Weg am Grab ihres Vaters geendet hatte.
Und dann war da noch die Sache mit Cole …
Als spürte er, dass sie Zeit brauchte, um sich selbst zu finden und mit den neuen Umständen zu arrangieren, ging er auf Distanz und gab ihr Freiraum.
Einerseits dankbar, dass er ihre Entscheidung respektierte, verletzte sie sein stillschweigender Rückzug. Verrückte Gefühle, die nicht unwesentlich dafür verantwortlich waren, weshalb sie sich für den Umzug entschieden hatte.
Es brach ihr das Herz, Cole zu verlassen, aber dieses ewige Chaos in ihrem Inneren zehrte auf Dauer an ihrer Substanz. Ihre Liebe für ihn war zu stark, zu umfassend und echt, als dass sie dabei zusehen konnte, wie er irgendwann seine große Liebe fand und sich immer weiter von ihr entfernte.
Ihre Entscheidung war keine einfache, aber die einzige, die sie nicht Tag für Tag ein bisschen mehr zerstörte. Boston war weit genug entfernt, um ganz neu zu beginnen. Um alles hinter sich zu lassen. Um nach vorne zu blicken, nicht zurück. Und das war, worauf sie sich im Augenblick konzentrieren wollte.
Der Freitag kam schneller, als Erin lieb war, und der erste Abschied stand bevor. Ihr Schreibtisch an der NYU war bereits geräumt, ihre Kündigung unterschrieben und ihre Schlüssel abgegeben.
Nun gab es kein Zurück.
Mit einem schwermütigen Lächeln überquerte sie die Parkanlage der Universität und steuerte auf den großen Pavillon zu, wo die Zeugnisübergabe stattfinden würde.
Der Campus hatte sich bereits ordentlich gefüllt. Festlich gekleidete Familienangehörige und Studenten standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich mit ihren Dozenten. Andere hatten sich bereits einen Sitzplatz bei den Stuhlreihen vor dem Podium gesichert und warteten darauf, dass die Feier begann.
Erin begrüßte einige ihrer Kollegen und wechselte ein paar Worte mit stolzen Eltern, als ihr plötzlich ein Mann in dunkeln Jeans und weißem Polo-Shirt auffiel.
Die Hände lässig in die Hosentaschen geschoben, lehnte er gegen die Absperrung des Pavillons und beobachtete sie aus unergründlich tiefgrünen Augen.
Cole. Der letzte Mensch, von dem sie dachte, ihn hier anzutreffen und zugleich derjenige, der für diesen hinterhältigen Hüpfer verantwortlich war, den ihr Herz bei seinem Anblick machte.
Ohne seinen Blick loszulassen, entschuldigte sie sich und marschierte auf ihn zu – das Kribbeln in ihrem Bauch ignorierend, das bei jedem Schritt stärker wurde, als würde sie ein unsichtbares Kraftfeld betreten.
Fokussieren! Nicht schwach werden!
All diese Empfindungen konnte sie momentan nicht gebrauchen. Sie brachten nur Chaos in ihr Leben.
Er
brachte Chaos in ihr Leben. Er dürfte nicht hier sein.
»Warum bist du gekommen?«
Cole schenkte ihr eines dieser umwerfend sexy Lächeln, das bereits genügte, um ihre Knie weich werden zu lassen. Der samtig tiefe Klang seiner Stimme tat sein Übriges, um an ihrer Willenskraft zu zweifeln.
»Dachtest du wirklich, ich würde deine erste Zeugnisübergabe an der NYU verpassen?«
Ihre erste Zeugnisübergabe. Und zugleich die letzte. Ein Kloß formte sich in ihrem Hals. Sie schluckte ihn hinunter und hob ihr Kinn. »Das ist lieb von dir. Die Mühe hättest du dir aber nicht machen müssen.«
»Ich wollte«, erwiderte er. »Das ist ein Unterschied.« Wie selbstverständlich nahm er ihre Hand in seine viel größere und hauchte kleine Küsse auf jeden ihrer Fingerknöchel.
Wärme spiegelte sich in seinen Augen. »Ich habe dich vermisst, Baby. Die letzten Tage waren völlig bedeutungslos ohne dich.«
Paralysiert von seinen Worten, starrte sie ihn an. »Cole, ich …« …
habe dich ebenfalls vermisst. Ganz schrecklich sogar. Aber so kann das zwischen uns nicht weitergehen. Es macht mich kaputt
.
»Ich weiß«, sagte er, als stünden ihr die Gedanken ins Gesicht geschrieben. »Und es tut mir leid. Komm her.«
Ungeachtet der vielen Menschen, die sich um sie herum befanden, zog er sie in seine Arme. Kein
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