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Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
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Häuschen vor Freude, wussten gleichzeitig aber nicht genau, was das eigentlich zu bedeuten hatte.
    Unter anderem bedeutete es, dass wir ganze zehn Tage lang Zeit hatten. Es bedeutete, dass wir in dieser unglaublichen Scheune aufnahmen, die zu einem Studio umgebaut worden war. James Brown hatte dort aufgenommen, ebenso wie zahlreiche Grunge-Bands. Sie lag im Wald außerhalb von Seattle, es gab ein Loft und eine Küche. Zudem war ein Hotel daran angeschlossen. Deshalb kriegten wir auch so viel auf die Reihe, weil wir einfach nur Musik machen und die ganze Nacht Songs schreiben konnten. »Listen up« entstand bei einer unserer nächtlichen Songwriting-Sessions. Wir hatten wirklich großes Glück. Ich litt zwar unter einem leichten Lagerkoller, weil ich keinen Führerschein hatte und allein nicht aus dem Wald herauskam. Aber es war Frühling, und im Wald war es wirklich schön. Insgesamt lief alles perfekt. Wir hatten ein Riesenbudget und arbeiteten mit Guy Picciotto von Fugazi. Wir konnten es kaum fassen! Das war unglaublich! Er ist ein toller Mensch – ein echter Gentleman und leibhaftiger Teil der Punkgeschichte. Es war surreal und unglaublich, und wir hatten das Gefühl, wahnsinnig großes Glück zu haben. Wir hatten keine Ahnung, dass Songwriting so interessant und anregend sein kann. Als wir ins Studio gingen, hatten wir vier Songs, und zehn Tage später war schon das ganze Album fertig.
    Meine Vorstellung von einer erfolgreichen Band sah damals so aus, dass man auf Tour ging, seine Rechnungen bezahlte und kein Minus machte. Bei unseren Vorbildern war das der Fall, deshalb hatten wir das erklärte Ziel, dies auch zu erreichen. Niemand hätte je gedacht, dass die Platte in die britischen Top 40 kommen und in Großbritannien sowie Frankreich vergoldet werden würde. In dem Haus, in dem meine Mom heute lebt, hängt meine goldene Schallplatte an der Wand. Wie irre ist das denn? Total irre, so irre ist das. Ich wette, das Ding wiegt mehr als die ganze Bude. Wir wollten und wollen immer nur eines: eine bessere Platte machen als die letzte. Oder eine andere. Dass sich Standing in the Way of Control so gut verkaufte und sogar vom Mainstream beachtet wurde, war völlig verrückt und absurd. Niemand von uns hatte damit gerechnet.
    Warum wir in Europa so erfolgreich sind, lässt sich nur schwer nachvollziehen, weil wir nicht dort leben und vieles gar nicht mitbekommen. Wir traten in Fernsehsendungen auf, konnten die Shows danach aber nie selbst sehen. Wir bekamen tolle Einladungen, und ich dachte immer: »Ach was!« Wir traten bei Jonathan Ross auf, dem englischen Pendant zu David Letterman. Das Ganze kam mir vor wie ein Traum. Als wir später irgendwann auch bei David Lettermans Late Night auftraten, wusste ich, dass dies für die Band ein unheimlich großer Schritt war. Und als ich zum zweiten Mal für die Titelseite des NME fotografiert wurde – das Nackt-Cover –, begriff ich endgültig, dass wir jetzt »berühmt« waren.
    Als ich vom NME zur coolsten Person der Welt gewählt wurde, war ich die erste Frau, die diesen Titel erhielt, aber auch die Erste, die als coolste Person der Welt nicht aufs Cover der Ausgabe kam. Ich stänkerte mächtig rum, und kurze Zeit später kamen Gossip auf die Titelseite. Irgendwann meinten sie dann: »Wir wollen Beth auf der Titelseite haben, und zwar nackt.« Ich dachte lange darüber nach. Nicht weil ich mich nicht ausziehen wollte, sondern weil ich wusste, dass ich eine Menge Kritik dafür würde einstecken müssen, und zwar nicht nur Kommentare über meinen Körper. Ich war sicher, manche Leute würden meine Beweggründe anzweifeln – als wäre ich unfähig, eine solche Entscheidung selbst zu treffen. Polarisierende Bilder können eine ziemlich große und positive Wirkung haben, denn die Aufregung um etwas so Gewöhnliches wie einen fetten weiblichen Körper sagt eine Menge aus über den Stand unserer Kultur, in Hinblick auf Sexismus und Körperpolitik. In 95 Prozent der Fälle macht es mir nichts aus, wenn sich jemand über mich lustig macht. Ich habe nichts dagegen, als fett bezeichnet zu werden. Ihr könnt mich fett nennen, aber untersteht euch zu behaupten, ich könne nicht singen. Ich weiß, dass ich singen kann! Also zog ich es durch, obwohl ich gerade meine Tage hatte. Es tat auch nicht weh – es macht mir nichts aus, nackt zu sein. Ich wurde

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