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Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition)

Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition)

Titel: Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: François Lelord
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Eindruck, dass für mich nur noch die Schürzenjäger übrig geblieben sind (und die sind sowieso meist auch verheiratet), die total Verklemmten oder die Geschiedenen, die Angst haben, sich erneut zu binden! Ich könnte ein ganzes Buch über die Typen schreiben, die mich am Tag danach wieder anrufen, aber die ich lieber nicht wiedersehen möchte!«
    Hector saß ein wenig verdattert da, als sich diese Flut von Vertraulichkeiten über ihn ergoss, obwohl er eigentlich wusste, dass es sein Job war, sich so etwas anzuhören.
    »Und wissen Sie, was am schlimmsten ist?«, fragte Olivia.
    »Nein …«
    »Dass ich manchmal von einem fürsorglichen Mann träume. Der mich mit auf Reisen nimmt und mit mir shoppen geht. Für den Geld nie ein Problem ist und der mich zu alledem noch fragt, wie ich mich fühle. Ein fürsorglicher Mann! Von so etwas zu träumen! Schauderhaft, nicht wahr?«
    Und Olivia musste lachen, was einmal mehr ihren guten Gesundheitszustand bewies. »Ich mache Witzchen darüber, Doktor, aber es ist wirklich ernst. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben bisher ein einziger Irrtum war.«
    »Darüber werden wir genauer sprechen müssen«, sagte Hector, denn die Konsultation war zu Ende, und auch wenn er sich gern länger mit Olivia unterhalten hätte, durfte er nicht noch etwas Zeit dranhängen, weil die dann dem nächsten Patienten gefehlt hätte.
    Er griff zu Olivias Krankenakte, zögerte ein wenig und schrieb dann: »Midlife-Crisis« .

Hector und die Midlife-Crisis
    Eigentlich wusste Hector nicht recht, ob er an die ominöse Midlife-Crisis glaubte, von der in den Zeitschriften so oft die Rede war. Einige seiner Kollegen hatten sogar Bücher darüber geschrieben und traten zu diesem Thema im Fernsehen auf.
    Er hatte im Übrigen genau recherchiert und herausgefunden, dass es den Forschern selbst nach zahlreichen Untersuchungen schwerfiel, die Existenz dieser berühmten Krise nachzuweisen. Krisen konnten sich nämlich in jedem Moment des Lebens ereignen, und außerdem gab es viele Menschen mittleren Alters, die keine solche Krise durchmachten.
    Aber wenn sich jemand so um die vierzig, fünfzig schlecht fühlte, wenn er seine Arbeit oder seinen Ehepartner nicht mehr so gut ertragen konnte oder sogar gleich ganz auswechseln wollte, dann fragte er sich natürlich, ob es nicht vielleicht die Midlife-Crisis war. Hector erklärte diesen Patienten dann oft, dass es sich eher um eine Krise handelte, die von den Sorgen ausgelöst wurde, die typischerweise in der Lebensmitte auftreten: Scheidung, Überlastung, berufliche Enttäuschungen oder, was noch trauriger war, der Verlust eines geliebten Menschen – all die Dinge, die passieren, wenn die Jahre ins Land gehen.
    Aber er wusste auch, dass die Ankunft in der Mitte des Lebens (er selbst war ja gerade dort angekommen) eine sehr spezielle Sache war, denn wie Olivia bemerkt man dann plötzlich, dass man nicht mehr jung ist, auch wenn man noch nicht zu den Alten gehört. Also sagt man sich, dass man lieber jetzt damit beginnen sollte, etwas zu ändern, denn später würde es noch schwieriger werden: Man hätte dann weniger Energie, und vor allem würden die anderen denken, dass man zu alt sei, um ein neues Leben anzufangen. Sie würden einem keine Chance mehr geben – weder in der Liebe noch für eine neue Karriere.
    Die Midlife-Crisis war ein bisschen wie die Lautsprecheransage: »Liebe Kunden, unser Geschäft schließt in wenigen Minuten, bitte beeilen Sie sich, Ihre Einkäufe für ein neues Leben zu erledigen, denn sonst wird es zu spät dafür sein.«
    Und vielleicht vernahm Hector, wenn ihm eine hübsche Passantin über den Weg lief, selbst so eine innere Stimme, die ihm sagte: »Noch hast du Zeit, aber beeil dich, denn bald ist es zu spät.«
    Der Nächste bitte!

Sabine möchte ein neues Leben anfangen
    »Doktor, ich möchte ein neues Leben anfangen!«
    Jetzt saß ihm Sabine gegenüber, eine verheiratete Frau, die eine eindrucksvolle Karriere hingelegt hatte, und das, ohne vorher groß studiert zu haben. Sie war zur regionalen Verkaufschefin einer großen Firma für Frühstücksflocken aufgestiegen. Hector sagte sich, dass sie wohl mindestens doppelt so viel verdiente wie Olivia.
    »Ich habe die Nase so voll«, meinte Sabine.
    »Wovon?«
    »Von diesem permanenten Stress. Immer starrt man wie gebannt auf die Verkaufszahlen. Man muss die Vorgaben erfüllen und setzt auch noch das ganze Team unter Druck. Und wofür das alles?«
    »Ja, wofür?«
    »Um die Kinder mit

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