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Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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diesem Teufelszeug trinken dürfen!«
    »Das mag in der Tat die Ursache sein«, stimmte Thonensen zu. »Was sagt eure Magie?« wandte er sich an die Trolle.
    »Wir sehen nur, was das Licht uns zeigt.« Irus schüttelte den Kopf. »Hier ist nichts Ungewöhnliches.«
    Nach einer Weile zuckte Seelenwind, und die Haut an den Armen und im Gesicht prickelte.
    »Hier ist es«, sagte Nathis.
    Im fahlen Licht, das von seinen Händen ausging, sahen sie eine hauchdünne Wand, wie ein Spinnennetz, oder die Oberfläche eines stillen Tümpels. Das Licht glitt an ihr entlang bis in schwindelnde Höhen.
    »Es ist gewaltig«, sagte Irus andächtig. »Vermagst du solch ein Tor zu schließen? War Gorgans Auge auch so?«
    Nottr schüttelte den Kopf. »Ich vermag gar nichts. Es war Horcan, dessen Kräfte Gorgans Auge schlossen. Aber das Auge war anders. Es war voll Feuer.«
    »Willst du es gleich tun?«
    Nottr zögerte.
    »Wollt ihr nicht sehen, was jenseits ist?« fragte Capotentil.
    »Doch, das wollen wir«, erklärte der Sterndeuter.
    Jenseits dieses Gespinsts, das Welten trennte, war kein Eis. Die Felsenwände tropften von Feuchtigkeit. Die Höhle wurde nach kurzer Zeit kleiner und mündete in eine winzige Höhle, deren Abschluß eine aus großen Steinen gemauerte Wand bildete. Eine kahle Türöffnung zeigte eine wenig einladende Dunkelheit.
    »Was ist das, eine Festung?« fragte Nottr.
    »Ja, eine Festung«, erklärte der Xandor. »Sie heißt Irinwehr und ist sehr alt. Sie war schon alt, als ich das erstemal hierherkam.«
    »Wer bewohnt sie? Xatan?«
    »Am Anfang, als ich herkam, wohnte ein Magier darin, der der Burg den Namen gab…«
    »Qu’Irin!« entfuhr es Nottr.
    »Ja«, sagte der Xandor überrascht. »Er war ein seltsamer Mann. Ich glaube, er wollte die Magie der Natur ergründen. Er konnte Feuer entfachen mit einem Stück durchsichtigen Steins. Er konnte Dinge schweben und fliegen lassen. Er konnte nichts, was ich nicht mit meiner Schwarzen Magie auch gekonnt hätte, aber es faszinierte mich, daß einer so ganz andere Wege ging. Manchmal kamen Freunde und Gäste von weither zu ihm, und es gab nächtelange Feste. Aber in der Hauptsache tauschten sie ihr Wissen aus.«
    »Du bist ihm nie gegenübergetreten?«
    »Nein. Er haßte alles, was mit Schwarzer Magie zusammenhängt. Da wußte ich, er würde mich hassen. Er hätte niemals einen wie mich in seinem Haus geduldet. Und ich war zu neugierig auf seine Geheimnisse, um mir diese Tür zu verschließen. So beobachtete ich heimlich und war oft hier, wenn er auf Reisen war. Aber eines Tages veränderte sich die Welt.
    Der Name Genral war in aller Mund, und sie haßten ihn. Es gab Krieg, und es stand nicht gut um die Feinde Genrals. Das letztemal, daß ich ihn sah, war er verändert. Die Beschwörungen, die er in dieser Zeit wagte, waren solche, die ich auch verstand. Er hatte die Finsternis entdeckt für seine Magie, und er war ein Meister. Er holte sich Kraft aus Bereichen, in die ich nicht einen Blick gewagt hätte. Und ich, der Finstere Capandar, der Xandor Capotentil, ich empfand Furcht vor ihm. Lange mied ich seine Festung, um ihn nicht auf meine Spur zu bringen…«
    »Wußte er nichts von diesem Tor?«
    »Das kannte er wohl.«
    »Und er hat es nie benutzt?« fragte Thonensen ungläubig.
    »Doch. Aber es gibt Tausende von Spalten im Eis über diesen Höhlen. Die meisten enden, ohne irgendwo hinzuführen. Ich habe viel Zeit gehabt, mich umzusehen. Um den Weg zum Nordstern zu finden, muß man vom Nordstern kommen, oder es wäre ein ungeheurer Zufall. Aber er hat das Tor oft und eingehend studiert, in den Tagen der Naturmagie und später in seinen schwarzen Tagen. Er ist ihm mit Feuer und Magie zuleibe gerückt, um herauszufinden, woraus es besteht und wie es besteht.«
    »Er muß es gelernt haben«, sagte Thonensen.
    Nottr nickte. »Ja, er baute seine eigenen Tore.«
    »Das mag wohl sein. Als ich nach Jahren wiederkam, war Irinwehr verlassen. Seither ist weit mehr als ein Menschenalter vergangen. Er ist nicht wiedergekommen. Aber Vangor ist dunkel von Finsternis geworden. Die Sonne hängt am Himmel in ihrer letzten Glut. Alles Leben hat aufgehört. Ich habe mich umgesehen. Die Luft und das Wasser sind leer. Die Pflanzen sind verdorrt. Schwarzer Rauch kriecht über die nackte Erde. Alles erstarrt immer mehr zu Stein…«
    »Und Stein«, sagte Thonensen, »ist der einzige Stoff, den die Finsternis wirklich zu beherrschen vermag.«
    »Nicht mehr lange«, entgegnete der Xandor.

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