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Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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beschworen. Eine wogende Schwärze umgab die Steinkreise und griff mit rauchigen Fingern hinaus ins Land. Hier war ein Abbild der Schattenzone im Entstehen begriffen, in dem die Herren die Finsternis die Lichtwelt in ureigenster Gestalt betreten konnten, um dem Untergang beizuwohnen.
    Yhr trug Xatan in kaum mehr als einem Augenblick nach Gianton, der steinernen Stadt der Tauren, in der Tausende von Lebenden ihres Willens und ihres Verstandes beraubt und zu Kriegern der Finsternis geschmiedet wurden: zu Gianten. Hier entstand kein geringer Teil der unermeßlichen Heerscharen, die nur auf Xatans Befehl zum Angriff warteten. Wie die Shrouks waren sie Leben, dessen sich die Finsternis bediente, um das Leben zu bekämpfen.
    Wenig später schwebte Yhr geisterhaft hoch über den Wildländern, und Xatan starrte hinab auf die ewig verschneiten Gipfel der Voldend-Berge, der Berge am Rand der Welt. Jenseits, wo die Barbaren das Ende der Welt wähnten, sah Xatan die Stadt der Chimerer. Selbst aus dieser Entfernung war deutlich zu sehen, daß die Bewohner sie verlassen hatten. Die Schmieden standen leer, die Feuer waren kalt. Die Hallen, in denen die Teile zu wundersamen Abbildern der Natur zusammengefügt wurden, die Kammern der Magier, in denen die fertigen Schöpfungen mit ihrem Scheinleben versehen wurden, lagen verlassen von Lebenden, übersät nur mit Rüstzeug und Waffen, metallenen Körperteilen von Pferden und gewaltigen Vögeln.
    »Sie sind nach Osten gezogen«, stellte Xatan fest. »Und den Tribut dieses Jahres haben sie mitgenommen: eineinhalb Hundertschaften Krieger, ein Dutzend Kampfvögel und Späher, vier Dutzend Kampfkolosse und Pferde, alle aus Metallen, die sie aus diesen Bergen holen und die sie zu verarbeiten verstehen wie kein anderes Volk der Lichtwelt. Sie waren großen Geheimnissen auf der Spur, sagt Corchwiil. Aber bevor sie sie entdeckten, baute Genrals alter Feind Qu’Irin das Tor in die Wildländer auf seiner Suche nach Verbündeten und brachte ihnen die Schwarze Magie. Es war nicht viel, was er verstand, aber es genügte, die Chimerer von ihrer Suche nach den Kräften der Lichtwelt abzubringen, denn sie waren nun im Besitz von Kräften, um ihre Schöpfungen, die sie Maschinen nannten, zu beleben. Sie begannen Kriegsmaschinen für Qu’Irin zu bauen. Doch dann kam. Oannon. Er überlistete Qu’Irin und wurde Herr über das Tor zwischen Vangor und den Wildländern. Er bat die Chimerer nicht um ihre neuen Waffen, er drohte und ließ sie seine Macht spüren. Und sie krochen vor ihm, wie es die Art der Lebenden ist, wenn sie eine höhere Macht spüren. Und sie brachten jeden Winter eine eiserne Streitmacht als Tribut vor Oannons Tor. Nun ahnen sie wohl, daß ALLUMEDDON nah ist, und daß sie nicht viel zu verlieren haben. Ihre letzten Schöpfungen werden sie wohl gegen uns führen.«
    »Beunruhigt dich dieser Gedanke?« fragte Yhr, die interessiert zugehört hatte.
    »Nein. Wenn sie Kräfte der Lichtwelt hätten, wäre ich vielleicht beunruhigt. Aber Schwarze Magie…« Er grinste und fügte boshaft hinzu:
    »Dieser Qu’Irin hat uns einen guten Dienst erwiesen. Seine Taten sind besser als seine Absichten. Komm, laß uns sein Tor benutzen. Wir wollen nach Vangor zurückkehren.«
*
    Qu’Irins Tor war verlassen. Viele, die versucht hatten, es zu öffnen, waren unverrichteter Dinge wieder umgekehrt, gleich, ob sie die Magie des Lichts oder der Finsternis benutzt hatten. Nur ein Kristall, der Türstein, öffnete sie. Xatan besaß diesen Stein, solange er sich zu erinnern vermochte. Aber er kannte sein Geheimnis nicht, bis er in Chipaws Geist nach Antworten suchte. Er fand viele Antworten dort, aber sie gefielen ihm nicht, und Corchwiil tat sie als Geschwätz eines alten Weibes ab. Corchwiil tat noch mehr – er ließ viele von Chipaws Erinnerungen verstummen, in denen Xatan ein Lebender war, der einst einen anderen Namen trug.
    Xatan war nicht blind. Wäre Chipaw nur ein unwichtiges altes Weib, würden weder Corchwiil, noch Genral sie in Tra-Zylum dulden. Da war auch die Achtung und Scheu der Wolfer, wenn sie erschien. Und sie brachte ihm ein Gefühl entgegen, das er haßte; sie liebte ihn! Weil es ein menschliches Gefühl war, und weil er manchmal selbst nicht frei war von dieser Unvernunft, versetzte es ihn beinahe in Panik.
    Wider seinen Willen war er fasziniert von Chipaw. Sie war seine Mutter. Aber das bedeutete nichts. Die Vorstellung, im Leib einer niederen Kreatur herangewachsen zu sein, erfüllte

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