Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
über Brüste oder Sexpraktiken, für die Heidi in Amerika immer wieder gut ist. Sie bedient hier das Klischee der immer willigen, etwas dümmlichen Blondine, die zum Fressen süß aussieht. „Jodeln Sie beim Sex?“ wird eine der häufigsten Fragen werden, die Reporter fortan an sie stellen werden.
Heidis andere Auftritte in Fernsehshows sind so genannte Cameos , winzige Rollen, in denen sie sich selbst spielt. In „Sex and the City“ beschränkt sie sich darauf, zu fragen, wie sie aussieht, kurz am Laufsteg sichtbar zu sein und Sarah Jessica Parker zuletzt kurz eine Fünf in die Hand zu geben. Bei „Malcolm in the Middle“ steht sie in Hockeymontur auf dem Eis, zieht den Helm ab und lächelt mit Zahnlücken, ein visueller Gag, bei dem sie keinen Ton sagen muss. In der Komödie „How I met your Mother“ gibt sie bei einer Party einem Mann Ratschläge, wie man Frauen anspricht, um sich dann aufzurichten und mit heller Stimme zu rufen: „Ich sehe Schnittchen!“ Ihre Aufgabe in all diesen Sendungen ist einfach: Augenblickslang Weiblichkeit in ihrer schönsten Ausprägung zu verkörpern, bevor der Plot weitergeht. Dafür sind keine großen Schauspielkünste notwendig.
Mit ihren Fernsehauftritten erreicht Heidi das erste Mal ein Millionenpublikum. Das ist viel, reicht aber in einer kurzlebigen Zeit nicht aus. Anders steht es mit der Tatsache, dass sie im November 1998 als erste Deutsche im Badeanzug auf die Titelseite der Badesportausgabe von Sports Illustrated kommt. Es handelt sich hier nicht nur um den Ritterschlag für die meisten Topmodels, von denen es eben dann, wenn auf ihre Bedeutung hingewiesen werden soll, unweigerlich angeführt wird, wann sie die Ehre hatten, für die Titelseite dieser Zeitschrift ausgewählt zu werden. Sports Illustrated erscheint wöchentlich, die Badesportausgabe aber nur einmal im Jahr. Sie zeigt auf ihren Seiten Models in Badebekleidung in allen möglichen Posen. Oft sind es auch Sportlerinnen, die hier auftauchen. So kam Steffi Graf schon im Jahr 1997 zu der Ehre, in die Zeitschrift aufgenommen zu werden, wenn auch nicht auf dem Titelblatt. Was ist so toll daran? Die Zeitschrift stellt in den USA so etwas wie einen gesellschaftlich akzeptierten, schön gebundenen Softporno dar, der dadurch, dass er bei einzelnen Models neben den Namen auch die Maße oder andere Informationen anbietet, eine Art Hierarchie aufstellt. Wer dann ganz groß außen drauf ist, wird dadurch in den Augen vieler Leser etwas ganz Besonderes, scheint unter all den anderen Models die Beste zu sein. Das wichtigste an Sports Illustrated aber: Die Zeitung hat damals weltweit eine Leserschaft von 55 Millionen. Wer da auf dem Cover posiert, wird in vielen Ländern bekannt, in denen man vorher noch eine kleine Nummer war.
Heidi hat die Bademodenausgabe der Sports Illustrated seit Jahren angepeilt und dabei neuerlich die Booker von Elite unter Druck gesetzt, ein Meeting zu arrangieren. Nach dem Erfolg bei Victoria's Secret gibt es hier keine Probleme, selbst wenn man von Seiten der Agentur auch keine Anstalten unternimmt, Heidis Termin bei der Redakteurin der Zeitschrift, Elaine Farley, professionell zu gestalten. Denn abgesehen von persönlicher Sympathie, die aus der direkten Begegnung mit einem Model entstehen kann, zählt bei diesen Begegnungen vor allem die Präsentationsmappe, die zeigt, welche fotografische Vorzüge es hat, wie es generell in Badebekleidung „rüberkommt“. So eine Mappe hat Heidi nicht. Sie hat in Eigenregie schöne Bilder, die sie im Laufe der Jahre akkumuliert hat, zusammengestellt. Sie bringt zum Vorstellungstermin aber auch noch eine Videokassette mit, auf der ihr erster Auftritt in einer der bekanntesten Fernsehtalkshows Amerikas, der „Late Show with David Letterman“ auf CBS, festgehalten wurde. Dieser wurde von Heidi PR-Beraterin Desiree Gruber organisiert und soll zeigen, dass Heidi sprachlich, aber auch mit ihrer Persönlichkeit im Fernsehen mit anderen Prominenten mithalten kann. Diese Kurzbesuche in Talkshows wirken auf den Zuschauer in der Regel wie mühelos. Es wird ein bisschen geplaudert, gescherzt und in der Regel auch Werbung für einen neuen Film oder ein neues Produkt gemacht. Dass der Unterhaltungswert von „David Letterman“ aber weit höher als in vergleichbaren Sendungen ist, liegt an den akribischen Vorbereitungen jeder Szene durch das Produzententeam. Die Show hat mehrere Gagschreiber, die sowohl dem Gastgeber als auch seinen Gästen die lustigen
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