Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Mann wenig passiert. Die Friseurläden, die er vorher betrieben hat, betreibt er nachher auch. Es gibt keine „Projekte“ mehr, denen sich Ric widmen könnte. Ganz anders sieht das bei Heidi aus, die mit ihrem Status noch lange nicht zufrieden ist. Zwar hat auch Ric auf Anregung von Heidi in der Filmkomödie „Zoolander“ einen kleinen Auftritt, der auch ihn in die Kategorie einer Persönlichkeit katapultieren soll, die man aus Film und Fernsehen kennt und deren Dienste als Nobelfrisör man in Anspruch nimmt, weil sie als „in“ gelten. Doch eigentlich – wie sein späterer Lebensweg beweisen wird - liebt der italienischstämmige Coiffeur eher das Leben und ist längst mit dem zufrieden, was er sich geschaffen hat. Gastgeber einer Reality-Show der Marke „America's Next Topfrisör“ zu sein reizt ihn nicht. Heidi dagegen hat das Gefühl, ihr Potential längst noch nicht ausgeschöpft zu haben. Sie spricht zwar davon, gerne Kinder haben zu wollen, doch sie ist im Jahr 2002, als sie sich von Ric trennt, noch lange nicht bereit, sich aus dem Modelgeschäft ins Privatleben zurückzuziehen. Ganz im Gegenteil: Sie möchte das, was sie auf dem Weg an die Spitze gelernt hat, nun für den Sprung aus der bloßen Existenz als Topmodel in die Liga der Superstars nutzen, und sich mit erfolgreichen Hollywoodschauspielern oder Filmmoguln auf Augenhöhe bewegen. Dafür braucht sie, nüchtern betrachtet, auch einen anderen Partner, einen, der den wichtigsten Teil seines Lebens noch vor sich hat, der seinen Träumen nachstrebt – und vielleicht auch Heidi auf ihrem Weg mit seiner Kreativität helfen kann. Kurz gesagt: Heidi braucht auch einen Superstar an ihrer Seite. Aber wer könnte das sein? Viele große Stars sind in festen Händen. Andere haben kein Interesse an einer dauerhaften Beziehung. Die Beziehung mit Ric dauert auch relativ lange, weil kein Ersatz in Sicht ist. Ob auch die Tatsache, dass die Ehe kinderlos geblieben ist, für die Trennung verantwortlich ist? Darüber schweigen sich beide Teile aus.
Ein erster Durchbruch auf dem Weg zur Celebrity bedeutet für Heidi im Herbst 1998 die Fernsehserie „Spin City“, in der sie bereits als sie selbst, als „Supermodel Heidi Klum“, mitmacht und dabei Michael J. Fox küssen darf. Mittlerweile ist sie längst so berühmt, dass einer der Gags in der Sendung darin besteht, dass sich ein Mitarbeiter als Fan outet, indem er sich ihr Autogramm auf den Bauch schreiben lässt. Aus heutiger Perspektive fallen drei Dinge auf: Heidis Englisch ist sogar besser, als es später in ihren Jahren als Moderatorin sein wird. Sie ist so schlank, wie man es von einem Supermodel erwartet. Von ihrem Busen abgesehen ist fast dürr, hat keine Hüften. Im Vergleich zu späteren oder auch früheren Jahren sieht sie keineswegs so „gesund und natürlich“ aus, sondern durchaus wie ein „Hungerhaken“. Und sie ist eine gute Komödiantin, wirkt überzeugend, wenn ihr zerstrubbelter Kopf unerwartet aus dem Bett auftaucht, sie wie ein Zombie guckt und auf Deutsch „Kopfschmerzen“ sagt. Eigentlich hätte Heidi nur in drei Sendungen auftreten sollen, doch ihr Engagement wird aufgrund ihres Erfolgs noch einmal für weitere drei Sendungen verlängert. Es ist erstaunlich, dass Heidi später ihre Rolle als Fernsehschauspielerin so überaus selbstkritisch darstellen wird. Ihr Auftritt bei Spin City ist ein Erfolg. In ihrem Buch erzählt sie vor allem, wie es war, den kleinwüchsigen Star der Sendung zu küssen: „Um seinem Mund zu begegnen, musste ich mich hinabbeugen: Ich war nicht nur ein ganzes Stück größer als er, sondern trug zudem hohe Absätze, so dass die Differenz noch größer war. Ich beugte mich hinab, bis ich auf gleicher Höhe mit seinem süßen kleinen Gesicht war. Er hatte keinen großen Mund.“ Dennoch gab es da das „Kussproblem“: „Man kann nicht geradewegs auf jemanden losgehen. Ich wurde rot. Es schien ganz gut zu laufen. Wir mussten uns mehrere Male küssen. Wir haben haufenweise Pfefferminzbonbons gegessen, abwechselnd er eins, dann ich eins. Später kam eine Szene, in der wir nach dem Sex zusammen im Bett sind. Gerade als die Szene begann, fing ich an zu ... jodeln. Die Produzenten wussten, dass ich dieses Talent habe, und dachten, es könnte, im richtigen Augenblick eingesetzt, eine gute Reaktion auslösen. Was machst du denn da? fragte Michael. Ich jodele immer nach dem Sex, erwiderte ich.“
Die Behauptung würde Heidi ebenso verfolgen wie andere Späße
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