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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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Maiskuchen daneben. Dann sagte sie:
    »So kannst du’s alle Tage haben, wenn du willst, und am Mittag und Abend noch viel besser, denn da kocht man für die Gäste und da bleibt immer etwas übrig. Dann kannst du für mich auslaufen und daneben geigen, wenn’s nötig ist, und kannst bei uns daheim sein, und hast deine eigene Kammer und mußt nicht mehr in der Welt herumziehen. Jetzt kannst du nur sagen, ob du willst.«
    Da antwortete Rico zufrieden: »Ja, ich will«, denn so viel konnte er ganz gut in der Wirtin Sprache sagen.
    Nun ging sie gleich mit ihm durch das ganze Haus und durch die Scheune und den Stall und in den Krautgarten und zum Hühnerhof, und von all den Plätzen aus erklärte sie ihm die Umgebung und die Richtung, wo es zum Krämer ging und zum Schuhmacher und noch zu mehreren anderen wichtigen Leuten. Rico gab genau acht, und um ihn zu prüfen, schickte die Wirtin ihn gleich an drei oder vier Orte, allerhand Sachen zu holen, wie Öl, Seife und Faden und einen geflickten Stiefel, denn sie hatte bemerkt, daß Rico einzelne Worte ganz gut sagen konnte.
    Rico besorgte alles richtig, das gefiel der Wirtin wohl und gegen Abend sagte sie: »Nun kannst du mit der Geige zur Frau Menotti gehen und dort bleiben, bis es Nacht wird.«
    Darüber freute sich Rico sehr, denn da kam er an dem See vorbei und nachher zu den schönen Blumen.
    Am See angekommen, lief er nach der kleinen Brücke und saß ein wenig nieder, denn da lag wieder alle die Schönheit vor ihm, das Wasser und die Berge im goldenen Duft, und er konnte fast nicht mehr weg.
    Aber er tat es doch, denn er wußte, daß er nun tun mußte, was ihn die Wirtin hieß, weil er dafür bei ihr wohnen durfte.
    Als er in den Garten trat, hörte ihn schon das Büblein – denn die Tür stand immer offen – und es rief: »Komm und spiel wieder!«
    Die Frau Menotti kam heraus und gab dem Rico freundlich die Hand und zog ihn in das Zimmer hinein. Es war eine große Stube, und man sah durch die breite Tür schön in den Garten und auf die Blumen hinaus. Das kleine Bett des kranken Bübleins stand gerade der Tür gegenüber und daneben standen nur Tische und Stühle und schöne Kasten im Zimmer, aber kein Bett mehr, denn des Nachts wurde das kleine Bett ins Nebenzimmer gebracht, wo auch dasjenige der Mutter stand; und am Morgen trug man das Bettchen mit dem Insassen wieder in die schöne, frohe Stube hinaus, wo jeden Morgen die Sonne einen glänzenden Streifen über den ganzen Fußboden hinwarf und das Herz des Bübleins fröhlich machte. Neben dem Bettchen standen zwei kleine Krücken, und von Zeit zu Zeit nahm die Mutter den Kleinen aus seinem Bett und leitete ihn auf den Krücken ein paarmal die Stube auf und nieder, denn er konnte weder gehen noch stehen; seine Beinchen waren völlig lahm, er hatte sie nie gebrauchen können.
    Als Rico in die Tür trat, schnellte sich das Büblein empor an einer langen Schnur, die von der Decke bis auf sein Bett herunterhing, denn es konnte nicht aus eigener Kraft aufsitzen. Rico trat herzu und schaute das Büblein schweigend an. Es hatte ganz dünne Ärmchen und kleine magere Finger und ein so kleines Gesicht, wie Rico nie an einem Buben gesehen hatte, und aus dem Gesichtchen heraus schauten zwei große Augen den Rico ganz durchdringend an, denn das Büblein, das wenig Neues vor Augen sah und nach viel neuen und nie gesehenen Dingen dürstete, schaute alles ganz scharf an, das auf seinen einsamen Weg kam.
    »Wie heißest du?« fragte das Büblein jetzt.
    »Rico«, war die Antwort.
    »Und ich Silvio. Wie alt bist du?« fragte es weiter.
    »Bald elf Jahre alt.«
    »Und ich auch bald«, sagte das Büblein.
    »Ach, Silvio, was du sagst«, fiel die Mutter ein; »noch nicht völlig vier bist du, so schnell geht’s nicht.«
    »Spiel wieder!« sagte nun der kleine Silvio.
    Die Mutter setzte sich an ihren Platz neben dem Bettchen, und Rico stellte sich etwas weiter unten hin und fing an zu geigen. Silvio konnte es nicht genug bekommen; sobald der Rico ein Stück fertig hatte, so ertönte sein: »Spiel wieder!«
    So hatte Rico alle seine Stücke wohl sechsmal durchgespielt; da ging die Mutter weg und kam wieder mit einem Teller voll von den goldgelben Trauben und sagte, nun müsse Rico ausruhen und sich auf den Stuhl setzen an das Bett und Trauben essen mit dem Silvio.
    Dann ging sie ein wenig in den Garten hinaus und sah ihren Sachen nach und war froh darüber, denn sie konnte fast gar nie von dem Bette des Kleinen weggehen, er litt es

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