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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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aussprechen und sich freuen über den Wundergeiger und Brüderschaft mit ihm trinken.
    Nun aber kam die Wirtin dazwischen mit einem Teller voll Reis und einem großen Stück Huhn oben darauf; sie winkte dem Rico und sagte es den Leuten, sie sollten ihn in Ruh’ lassen, er müsse nun essen, er sei ja kreideweiß vor Anstrengung. Dann stellte sie seinen Teller auf einen kleinen Tisch in der Ecke und setzte sich zu ihm und ermunterte ihn, brav zu essen, das könne einem so mageren Bürschchen nur gut tun.
    Rico fand auch sein Nachtessen vortrefflich, denn seit dem Kaffee am frühen Morgen hatte er keinen Bissen mehr gesehen, und zu dem Fasten hatte er so viel erlebt heute!
    Sobald er auch seinen Teller leer hatte, fielen ihm die Augen zu vor Müdigkeit. Der Wirt war auch an den Tisch getreten und lobte den Rico für sein Spiel und fragte ihn, wem er angehöre und wohin er wolle. Rico sagte, indem er seine Augen mit Mühe offen hielt, er gehöre niemandem, und er wolle nirgendshin.
    Da ermunterte ihn der Wirt freundlich, er solle nur ohne Kummer schlafen gehen, morgen könne er dann die Frau Menotti wieder besuchen, die ihn hierher geschickt habe; die sei eine gar gute Frau und könne ihn vielleicht als Knechtlein gebrauchen, wenn er nicht wisse, wohin.
    Aber die Wirtin riß den Mann immer noch am Ärmel, so als ob er nicht sagen sollte, was er sagte; er redete aber doch fertig, denn er begriff nicht, was sie wollte.
    Nun fingen die Männer an den Tischen wieder zu lärmen an, sie wollten noch einmal ihr Lied gespielt haben. Da rief aber die Wirtin: »Nein, nein, am Sonntag dann wieder; er fällt ja um vor Müdigkeit.« Damit nahm sie den Rico an der Hand und führte ihn hinauf in eine große Kammer, da hing das Roßgeschirr an der Wand, und in der einen Ecke war Korn aufgeschüttet, und in der anderen stand sein Bett. In wenigen Minuten lag Rico darin und schlief tief und fest.
    Später, als in dem Hause alles still geworden war, da saß der Wirt noch an dem Tischchen, wo Rico gesessen, und die Frau stand vor ihm – denn sie war noch am Aufräumen – und sagte mit Eifer: »Den mußt du der Frau Menotti nicht wieder zuschicken; ein solches Bürschchen kann ich gerade gebrauchen zu allerhand Geschäften, und hast du denn nicht bemerkt, wie er geigen kann? Sie wurden ja alle wie wild davon. Gib acht, das gibt einen Geiger ab, wie keiner ist von unseren dreien, und Tänze spielen lernt der schon, dann hast du ihn für nichts an allen Tanztagen und kannst ihn noch ausleihen. Den mußt du gar nicht mehr aus der Hand lassen, er sieht manierlich aus und gefällt mir; den behalten wir.«
    »Es ist mir auch recht«, sagte der Wirt und sah ein, daß seine Frau etwas Vorteilhaftes ausgedacht hatte.
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Vierzehntes Kapitel.
Neue Freundschaft und die alte nicht vergessen.
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    Am Morgen darauf stand die Wirtin unter der Haustür und hielt ihre Umschau über das Wetter und was sich etwa über Nacht ereignet habe. Da kam der Bursche der Frau Menotti dahergegangen; der war zugleich Herr und Knecht auf dem schönen, fruchtreichen Gute der Frau, denn er verstand die Garten-und Feldarbeit und regierte und besorgte alles selbst und hatte es gut. Darum pfiff er auch fortwährend.
    Als er nun vor der Wirtin stand, stellte er das Pfeifen ein wenig ein und sagte: wenn der junge Musikant von gestern Abend noch nicht weiter sei, so solle er zur Frau Menotti herüberkommen, das Büblein wolle ihn noch einmal geigen hören.
    »Ja, ja, wenn es der Frau Menotti nur nicht zu stark pressiert«, sagte die Wirtin, indem sie beide Arme in die Seite stemmte, zum Zeichen, daß sie nicht in der Eile sei. »Vorderhand liegt der Musikant oben in seinem guten Bett und schläft noch tapfer, und ich gönne ihm seinen Schlaf. Der Frau Menotti könnt Ihr sagen, ich wolle ihn einmal vorbeischicken, denn er gehe nicht weiter, sondern ich habe ihn auf-und angenommen für gut; denn er ist ein verlassenes Waisenkind, das nicht wußte, wohin, und nun ist er wohl versorgt«, setzte sie mit Nachdruck hinzu.
    Der Bursche ging mit seinem Auftrag.
    Die Wirtin ließ den Rico ganz fertig schlafen, denn sie war eine gutmütige Frau, nur dachte sie zuerst an den eigenen Profit und dann nachher an den der anderen. Als Rico endlich von selbst erwachte, hatte er alle Müdigkeit ausgeschlafen und kam ganz frisch die Treppe herunter. Da winkte ihm die Wirtin in die Küche hinein und stellte ein großes Becken voll Kaffee vor ihn auf den Tisch und legte einen schönen, gelben

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