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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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Hause.
    »Ja, einen Augenblick muß ich ihn gewiß niederstellen, nur bis mir der Arm nicht mehr so weh tut.« Mit diesen Worten stellte das Elsli den Hanseli hin, der augenblicklich in ein so durchdringendes Zetergeschrei ausbrach, daß aus der Stube Mutter und Tante und aus der Küche die Kathri herbeieilten.
    »Dich wollt’ ich lehren!« bemerkte die letztere mit einer schwingenden Bewegung der flachen Hand und zog sich wieder zurück. In großem Schrecken hatte das Elsli den Buben gleich wieder auf den Arm genommen; er schrie aber noch eine Weile fort über das Unrecht, das ihm geschehen war.
    »Mama, sag doch dem Schreihals, daß er auf dem Boden stehen soll, er drückt ja das Elsli ganz zusammen«, rief Fred zornig aus.
    Auf diesen Ausspruch hin schrie der Hanseli noch viel ärger und drückte nun seinen Kopf noch so schwer auf Elslis Schulter nieder, daß es sich kaum mehr aufrechthalten konnte.
    »Du darfst ihn wirklich auf den Boden stellen, Elsli«, sagte die Mutter hier; »er wird sich wohl zufriedengeben, komm!« und die Mutter wollte helfen, den kleinen Hans von dem Kinde abzulösen und auf den Boden zu stellen; aber es war schwere Arbeit: er hielt sich mit Armen und Beinen fest und zappelte und schlug aus mit den Füßen. Endlich aber stand er doch unten; nun aber erhob er ein so wütendes Geschrei und riß so heftig an dem Elsli herum, daß es in seinem Schrecken ihn schnell wieder auf den Arm nahm, und mit Ergebung in sein Schicksal sagte es: »Er will nicht, er wird immer bös, wenn ich ihn nur einen Augenblick hinstelle, und wenn ich aus der Schule heimkomme, so muß ich ihn auf der Stelle auf den Arm nehmen, sonst fängt er gleich so zu tun an.«
    »Aber der schwere Hans ist ja längst zwei Jahre alt, er muß ganz gut gehen, nicht nur stehen können«, sagte nun die Mutter ein wenig unwillig über den kleinen Tyrannen, »und dann ist ja das Kleine noch da, das wirst du auch herumtragen müssen. Wie machst du’s denn, Elsli?«
    »Ja, da wird er noch viel böser, wenn er sieht, daß ich das Kleine nehme; dann schlägt er drein und stößt mit den Füßen und schreit so furchtbar, daß es die Mutter an allen Orten hört, wo sie ist, und es macht sie böse, wenn er so tut. Dann ruft sie gleich, ich soll machen, daß der Lärm aufhöre, ich werde doch wohl den kleinen Buben noch zum Schweigen bringen können; aber er hört nie auf zu schreien, bis ich das Kleine wieder in die Wiege lege und ihn auf den Arm nehme; dann stoß’ ich eben die Wiege hin und her, so lange, bis das Kleine dann wieder gut ist oder einschläft.«
    »Komm einen Augenblick herein, Elsli, du siehst ja so müde aus«, sagte die Mutter teilnehmend; »und du, Hanseli, stehst jetzt auf deine Füße und wanderst selbst hinein, das kannst du ganz gut, und drinnen liegt ein schönes Stück Brot und ein Apfel, das bekommst du.«
    »Wenn du aber nicht gehen willst«, fügte hier die Tante bei, »so lassen wir dich hier stehen, aber Rudi und Heirli kommen gern mit und holen sich Brot und Äpfel, nicht wahr? Und das können sie auch ganz gut tun, ohne das Elsli halb umzureißen; komm mit mir!«
    Die beiden liefen gleich der Tante nach, und der kleine eigensinnige Hans hatte den Sinn der Rede auch gefaßt; er war ganz still, als das Elsli ihn nun wieder vom Arm heruntergleiten ließ, und wackelte ohne Widerrede an der Hand der Schwester neben der Frau Doktorin her ins Haus hinein. Hinterdrein kam Fred und schwang ein Weidenrütchen in der Hand, so, als wollte er damit andeuten, daß es ein Mittel gebe, widerspenstige Buben zum Marschieren zu bringen. Drinnen in der Stube angekommen, sperrten die drei Buben ganz weit die Augen auf, denn sofort ging die Mutter an den Schrank und holte den großen Brotkorb heraus und schnitt vier ungeheure Stücke von dem mächtigen Laib herunter; auf jedes legte sie einen schönen, roten Apfel, den sie nur aus dem Schrank herausholen konnte; da lagen sie wohl schon für die eigenen Kinder bereit. Jetzt wurde jedem der Buben und auch dem Elsli sein Stück mit dem Apfel gereicht, und Fred sagte: »Nun, frisch, beißt einmal los!« Augenblicklich gehorchten alle drei und knackten und knusperten nun darauflos, daß es jedem Lust gemacht hätte, mitzuhalten. Elsli sagte nun, warum es gekommen sei, und zeigte seinen Sack. Die Mutter hatte es geschickt, die Sachen, welche ihr die Frau Doktorin versprochen hatte, in dem Sack heimzuholen.
    »Nein, Kind, davon ist keine Rede«, sagte diese bestimmt; »wie könntest du

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