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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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die Bühne hinaufdrängen. Nur Oskar, der doch sonst alles regierte, stand so dumm und verblüfft da, als hätte er etwas ganz Besonderes vernommen. Die Worte hatten ihm auch einen großen Eindruck gemacht: Wie konnte auch der Feklitus zu einem Gedanken gekommen sein, der ihm selbst gar nicht eingefallen und der doch von solcher Wichtigkeit war für das Fest, daß sie zu feiern hatten. Es mußte ja doch gesungen werden, daß man merken konnte, es sei ein Sängerfest. Nachdem Oskar den ersten Ärger verschluckt hatte, daß er nicht der Urheber des Gedankens war, stürzte er sich mit einem Male in die lärmende Menge und rief aus vollen Kräften: »Still! Jetzt muß man vor allem wissen, wer singen kann; wir müssen nun ein schönes Lied einstudieren.«
    Aber da fand es sich denn, daß keiner von ihnen singen konnte, auch der Feklitus nicht; der behauptete aber, es sei ja nicht nötig. Oskar selbst konnte keine Note richtig nachsingen, das wußte er wohl, aber er hatte erkannt, daß da gesungen sein mußte, und er rief nun mit Heftigkeit nach dem Fani und die anderen schrieen mit, denn es kam den meisten in den Sinn, daß der Fani singen konnte. Er war aber nicht zu finden, er war entschieden nicht bei der Schar, und auf einmal lief Oskar in gestrecktem Galopp davon, alle anderen nach, und jeder lief nach seiner Seite hin, so daß in einem Nu der ganze Festplatz leer stand und einsam die Rednerbühne darauf emporragte. Oskar stürzte nach Hause; er war in der größten Aufregung: was sollte nun aus seinem laut verkündeten Feste werden! Denn das war ihm nun ganz klar, vor allem mußte gesungen werden am Sängerfest, und das mußte er zustande bringen! Wie würde der Papa über seine Gründung spotten! Wie würde der Fred sticheln und sich überheben mit seinen stets überdachten Handlungen! – Nein, das konnte nicht sein, der Fani mußte auf den Platz, der konnte vorsingen, dann sängen die anderen schon nach. Zu Hause angekommen, rannte er der Stube zu, wo er eben die Emmi eintreten sah.
    »Wo ist der Fani, Emmi?« rief er ihr aufgeregt zu; »hast du ihn wieder aufgestiftet, uns untreu zu werden und mit dir auszuziehen?«
    Emmi wurde ein wenig rot, sagte aber nichts; sie tat so, als hörte sie nicht so recht, was er wollte. In diesem Augenblick streckte die Kathri den Kopf zur Tür herein. »Die Marget ist draußen, sie fragt, ob niemand wisse, wo der Fani sei, sie suche ihn allenthalben, es pressiere«, rief sie in einem Atemzug herein und verschwand wieder. Jetzt wurde Emmi dunkelrot bis unter die Haare hinauf und fing an, ängstlich an der Tante zu zupfen. Diese merkte auch gleich, daß etwas Unrichtiges begegnet war; sie nahm Emmi an der Hand und ging zur Tür hinaus. Die Mutter folgte, um nachzusehen, was die Marget so eilig hergebracht hatte. Diese erzählte in großer Aufregung, daß der Vetter Fekli gekommen sei, um ihr zu sagen, er habe im Sinn, den Fani gleich in der Fabrik anzustellen für eine besondere Arbeit, die der Bube gut machen könne und die ihm an den Schulferien-Nachmittagen und auch in mancher anderen Stunde eine Beschäftigung geben werde, die ihm ein schönes Stück Geld einbringe. Nun habe er gleich mit dem Fani reden wollen, aber den habe sie nun hin und her gesucht und nirgends finden können; und den Vetter dürfe sie auch nicht mehr warten lassen, der werde jetzt gewiß recht böse, wenn der Fani nicht einmal mitkomme, nachdem sie nun so lange fortgeblieben sei, nur um ihn zu suchen.
    Die Mutter rief sofort den Oskar herbei und hieß ihn nach allen Seiten auslaufen, um den Fani zu suchen, er würde ihn wohl am besten finden können, meinte sie, und die Marget könne dann ruhig nach Hause gehen, Oskar würde den Fani dann gleich heimschicken.
    Unterdessen hatte die Tante Emmi in ihre Schlafstube geführt, und sobald sie drinnen waren, umklammerte Emmi krampfhaft den Arm der Tante und flehte angstvoll: »Hilf mir doch, Tante, hilf mir doch, daß es nichts Schlimmeres gibt und daß der Papa nicht böse wird; hilf doch, daß Fanis Mutter es begreift, wie gut es ihm nun gehen wird und daß er ein großer Maler werden könne. Heut ist er nach Basel verreist.«
    »Was sagst du, Emmi? Was sagst du? Es wird ja, will’s Gott, nicht wahr sein!« rief die Tante in großem Schrecken aus.
    »Doch, es ist gewiß wahr, Tante; geh doch zu Fanis Mutter und mach, daß es ihr recht ist und daß sie nicht klagt beim Papa«, flehte Emmi. »Ich will dir alles erzählen, dann kannst du’s schon sehen und der

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