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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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Tierchen hast, so kehr doch um und lauf fort.«
    »Es läuft mir nach, es läuft mir nach, es ist eine Schlange!« schrie das Rikli und zappelte angsthaft auf demselben Fleck herum.
    »Fred, nimm die Eidechse weg, du siehst ja, wie das Kind sich aufregt«, sagte die Tante; »ursprünglich wird sie wohl auch irgendwie von dir herstammen.«
    »Gewiß, Tante«, betätigte Fred; »ich hatte sie in meine Tasche gesteckt, sie muß sich dann, während ich vorlas, leise entfernt haben. Aber dieses Rikli sollte doch zu einem vernünftigen Wesen erzogen werden; darum wollte ich warten, bis der Schrecken in eine Freundschaft für die Eidechse übergegangen wäre.«
    Die Tante war einverstanden, das Rikli müsse wirklich noch erzogen werden; aber der Versuch, den Fred unternommen, führe nur endloses Geschrei herbei. Man müsse an eine ernstliche Kur denken, durch welche das Rikli geheilt werden könne; jetzt aber solle es die Treppe hinaufgehen und Fred mit seiner Eidechse hinunter, daß der Lärm aufhöre. Dann ging die Tante in die Küche zurück und konnte endlich den Pudding vollenden.

Siebentes Kapitel.
Was der Oskar gründet und die Emmi anstiftet.
    ----
    Der Feklitus hatte mit Genugtuung die Festrede übernommen und zu Hause die Mitteilung von dem bevorstehenden Ereignis gemacht. Diese Mitteilung machte einen großen Eindruck auf Herrn Bickel und seine Frau, und sie beschlossen beide, dem Feste beizuwohnen, denn sie wollten doch den Feklitus anhören, wenn er zum ersten Male öffentlich sprechen würde. Es wurde auch sofort für den Redner ein nagelneuer Anzug angeordnet, der dem Anlaß entsprechen sollte, und noch an demselben Abend wurde der Schuhmacher beschickt und neue Stiefel wurden angemessen.
    Den Feklitus sah man seit dem Tage schweigend und tiefsinnig umhergehen, und man konnte wohl erkennen, daß er mit außerordentlichen Gedanken beschäftigt war.
    Eben war er aus der Schule herausgekommen, und zwar mit einem großen, unfreiwilligen Satz, denn die Nachfolgenden drängten so ungestüm, daß ein Luftsprung von den Vorderen gemacht werden mußte; da war keine Zeit, die Treppe Schritt um Schritt hinunterzugehen. Aber man konnte gut sehen, daß der Feklitus nicht gestimmt war, fröhliche Sprünge zu machen, denn er kam mit großen Runzeln auf der Stirn unten an und rannte nicht mit dem Siegesgeschrei erprobter Krieger, wie die anderen, davon, sondern langsam und stumm ging er um die Ecke des Schulhauses herum und stellte sich da auf die Lauer. Als nun alle Buben vorbeigerannt waren, kamen die Mädchen dahergelaufen, einmal zwei und wieder zwei und dann eine ganze Gruppe, und dann kam allein und ganz eilig das Elsli heran. Es hatte sich schon ein wenig verspätet, denn es hatte noch sehr genau seine Schulaufgaben für morgen aufgeschrieben. Plötzlich wurde es von hinten festgehalten und auf die Seite gezogen.
    »Laß mich gehen, Feklitus, ich muß schnell zur Nora, sie erwartet mich«, sagte es, als es nun sah, daß es der Feklitus war, der es gepackt und mit einem starken Ruck hinter das Schulhaus gestoßen hatte.
    »Ich will dich zuerst etwas fragen, dann kannst du gehen«, entgegnete er gebieterisch und hielt das Elsli an seinem Jüppchen fest.
    »So mach geschwind, ich muß gewiß gehen.«
    »So sag einmal«, hub jetzt der Feklitus forschend an, »wenn du einmal an einem Sängerfeste eine Rede halten müßtest, wie würdest du dann anfangen?«
    »Ach, das ist ja etwas Dummes, das muß ich ja mein Lebtag nicht«, rief das Elsli und riß am Röcklein, um fort zu können. Aber der Feklitus hatte eine feste Faust, es half nichts.
    »Ich habe nicht gesagt, daß du es einmal müssest«, fuhr er fort; »ich habe nur gesagt wenn, wenn – und wenn kann man zu allem sagen. Jetzt antwort: Wie würdest du anfangen, wenn du am Sängerfest eine Rede halten müßtest?«
    »Das weiß ich ja nicht, von dem weiß ich gar nichts, ich habe ja nie an so etwas gedacht«, und das Elsli riß wieder.
    »So denk jetzt daran! Du mußt sagen, wie du anfangen würdest, oder ich lasse dich nicht los, bis es dunkel Nacht ist«, und Feklitus hielt das Röckchen immer fester.»Ich will dir’s jetzt noch leichter machen und dir anfangen, dann aber fahre fort, oder dann wart nur! So fängt’s an: ›Hochgeehrte Herren und Brüder!‹ Jetzt fahr fort!«
    »Laß mich doch los, sieh, ich muß gewiß gehen«, bat das Elsli; »ich kann ja doch nichts Rechtes sagen.«
    »Du halsstarriges Elsi du« – brach jetzt der Feklitus zornig los –,

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