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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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sich hin, denn er dachte: “Das wird noch was absetzen!”, und der Sebastian sah es nicht ungern, wenn Fräulein Rottenmeier ein wenig in Aufregung geriet.
    Nach längerer Zeit erst, als der Augenblick des Schlafengehens nahte, machte Fräulein Rottenmeier ein ganz klein wenig die Tür auf und rief durch das Spältchen heraus: “Sind die abscheulichen Tiere fortgeschafft?”
    “Jawohl! Jawohl!”, gab Sebastian zurück, der sich im Zimmer zu schaffen gemacht hatte in Erwartung dieser Frage. Schnell und leise fasste er die beiden Kätzchen auf Klaras Schoß und verschwand damit.
    Die besondere Strafrede, die Fräulein Rottenmeier Heidi noch zu halten gedachte, verschob sie auf den folgenden Tag, denn heute fühlte sie sich zu erschöpft nach all den vorhergegangenen Gemütsbewegungen von Ärger, Zorn und Schrecken, die ihr Heidi ganz unwissentlich nacheinander verursacht hatte. Sie zog sich schweigend zurück, und Klara und Heidi folgten vergnügt nach, denn sie wussten ihre Kätzchen in einem guten Bett.

Im Hause Sesemann geht’s unruhig zu
    Als Sebastian am folgenden Morgen dem Herrn Kandidaten die Haustür geöffnet und ihn zum Studierzimmer geführt hatte, zog schon wieder jemand die Hausglocke an, aber mit solcher Gewalt, dass Sebastian die Treppe völlig hinunterschoss, denn er dachte: “So schellt nur der Herr Sesemann selbst, er muss unerwartet nach Hause gekommen sein.” Er riss die Tür auf—ein zerlumpter Junge mit einer Drehorgel auf dem Rücken stand vor ihm.
    “Was soll das heißen?”, fuhr ihn Sebastian an. “Ich will dich lehren, Glocken herunterzureißen! Was hast du hier zu tun?”
    “Ich muss zur Klara”, war die Antwort.
    “Du ungewaschener Straßenkäfer du; kannst du nicht sagen ‘
Fräulein Klara’, wie unsereins tut? Was hast du bei Fräulein
Klara zu tun?”, fragte Sebastian barsch.
    “Sie ist mir vierzig Pfennige schuldig”, erklärte der Junge.
    “Du bist, denk ich, nicht recht im Kopf! Wie weißt du überhaupt, dass ein Fräulein Klara hier ist?”
    “Gestern habe ich ihr den Weg gezeigt, macht zwanzig, und dann wieder zurück den Weg gezeigt, macht vierzig.”
    “Da siehst du, was für Zeug du zusammenflunkerst; Fräulein Klara geht niemals aus, kann gar nicht gehen, mach, dass du dahin kommst, wo du hingehörst, bevor ich dir dazu verhelfe!”
    Aber der Junge ließ sich nicht einschüchtern; er blieb unbeweglich stehen und sagte trocken: “Ich habe sie doch gesehen auf der Straße, ich kann sie beschreiben: Sie hat kurzes, krauses Haar, das ist schwarz, und die Augen sind schwarz und der Rock ist braun, und sie kann nicht reden wie wir.”
    “Oho”, dachte jetzt Sebastian und kicherte in sich hinein, “das ist die kleine Mamsell, die hat wieder etwas angestellt.” Dann sagte er, den Jungen hereinziehend: “‘s ist schon recht, komm mir nur nach und warte vor der Tür, bis ich wieder herauskomme. Wenn ich dich dann einlasse, kannst du gleich etwas spielen; das Fräulein hört es gern.”
    Oben klopfte er am Studierzimmer und wurde hereingerufen.
    “Es ist ein Junge da, der durchaus an Fräulein Klara selbst etwas zu bestellen hat”, berichtete Sebastian.
    Klara war sehr erfreut über das außergewöhnliche Ereignis.
    “Er soll nur gleich hereinkommen”, sagte sie, “nicht wahr, Herr
Kandidat, wenn er doch mit mir selbst sprechen muss.”
    Der Junge war schon eingetreten, und nach Anweisung fing er sofort seine Orgel zu drehen an. Fräulein Rottenmeier hatte, um dem Abc auszuweichen, sich im Esszimmer allerlei zu schaffen gemacht. Auf einmal horchte sie auf.—Kamen die Töne von der Straße her? Aber so nahe? Wie konnte vom Studierzimmer her eine Drehorgel ertönen? Und dennoch—wahrhaftig—sie stürzte durch das lange Esszimmer und riss die Tür auf. Da—unglaublich—da stand mitten im Studierzimmer ein zerlumpter Orgelspieler und drehte sein Instrument mit größter Emsigkeit. Der Herr Kandidat schien immerfort etwas sagen zu wollen, aber es wurde nichts vernommen. Klara und Heidi hörten mit ganz erfreuten Gesichtern der Musik zu.
    “Aufhören! Sofort aufhören!”, rief Fräulein Rottenmeier ins Zimmer hinein. Ihre Stimme wurde übertönt von der Musik. Jetzt lief sie auf den Jungen zu—aber auf einmal hatte sie etwas zwischen den Füßen, sie sah auf den Boden: ein grausiges, schwarzes Tier kroch ihr zwischen den Füßen durch—eine Schildkröte. Jetzt tat Fräulein Rottenmeier einen Sprung in die Höhe, wie sie seit vielen Jahren keinen getan

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