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Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Heidi und andere klassische Kindergeschichten

Titel: Heidi und andere klassische Kindergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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gestanden. So ging eine gute Zeit dahin, und auf einmal schaute die Großmama gegen Abend hin und sagte:
    »Wir müssen uns bald rüsten, Klärchen, die Sonne ist schon weit vorgerückt; die Leute müssen bald wiederkommen mit Pferd und Sessel.«
    Aber auf das eben noch so fröhliche Gesicht der Klara kam ein ganz trauriger Ausdruck, und sie bat eindringlich: »Oh, nur noch eine Stunde, Großmama, oder zwei! Wir haben ja die Hütte noch gar nicht gesehen und Heidis Bett und die ganze Einrichtung. Oh, wenn der Tag nur noch zehn Stunden hätte!«
    »Das ist nun nicht gut möglich«, meinte die Großmama, aber die Hütte wollte sie auch gern noch ansehen. Man brach also gleich vom Tische auf, und der Öhi lenkte den Stuhl mit fester Hand der Türe zu. Aber hier ging es nicht weiter, der Stuhl war viel zu breit, um durch die Öffnung eingehen zu können. Der Öhi besann sich nicht lange. Er hob Klara heraus und trug sie auf seinem sicheren Arm in die Hütte hinein.
    Hier lief die Großmama hin und her und besah sich genau die ganze Einrichtung und hatte ihren großen Spaß an der ganzen Häuslichkeit, die so hübsch aufgeräumt und wohlgeordnet aussah. »Das ist ja wohl dein Bett dort auf der Höhe, Heidi, nicht wahr?« fragte sie jetzt und stieg gleich unerschrocken das Leiterchen hinauf zum Heuboden. »Oh, wie das hübsch duftet, das muß ein gesundes Schlafgemach sein!« Und die Großmama ging zu dem Loche hin und guckte durch, und schon stieg auch der Großvater mit der Klara auf dem Arm nach, und hinterdrein hüpfte das Heidi herauf.
    Jetzt standen sie alle um Heidis schön aufgerüstetes Heubett herum, und ganz nachdenklich schaute die Großmama darauf hin und zog von Zeit zu Zeit in langen Atemzügen den würzigen Duft des frischen Heues mit Behagen ein. Klara war von Heidis Schlafstätte völlig hingerissen.
    »O Heidi, wie lustig hast du’s doch! Vom Bett aus siehst du gerade in den Himmel hinein und hast einen so schönen Geruch um dich und hörst die Tannen rauschen draußen. Oh, so lustig und kurzweilig hab ich noch gar kein Schlafzimmer gesehen!«
    Der Öhi schaute jetzt zu der Großmama hinüber.
    »Ich hätte so meine Gedanken«, sagte er, »wenn die Frau Großmama mir glauben wollte und ihr die Sache nicht widerstrebte. Ich meine, wenn wir das Töchterchen ein wenig hier oben behielten, so könnte es zu neuen Kräften kommen. Es sind da so allerhand Tücher und Decken mitgekommen, aus denen bereiten wir hier ein ganz apart weiches Bett, und um die Pflege des Töchterchens müßte die Frau Großmama keine Sorge haben, die übernehme ich.«
    Klara und Heidi jauchzten miteinander auf wie zwei freigelassene
Vögel, und über das Gesicht der Großmama kam ein ganzer Sonnenschein.
    »Mein lieber Öhi, Sie sind ein prächtiger Mann!« brach sie aus. »Was meinen Sie, was ich eben jetzt dachte? Ich sagte im stillen: Müßte nicht ein Aufenthalt hier oben das Kind ganz besonders stärken? Aber die Pflege! Die Sorge! Die Unbequemlichkeit für den Wirt! Und Sie kommen und sprechen es aus, so als wäre da gar nichts dabei. Ich muß Ihnen danken, mein lieber Öhi, ich muß Ihnen von ganzem Herzen danken!« Und die Großmama schüttelte dem Öhi die Hand ein Mal ums andere und immer wieder, und der Öhi schüttelte auch die ihrige mit einem ganz erfreuten Gesicht.
    Sofort ging der Öhi zur Tat über. Er trug Klara in ihren Sessel vor die Hütte zurück, vom Heidi gefolgt, das nicht wußte, wie hoch es vor Freude springen wollte. Dann lud er gleich die sämtlichen Tücher und Pelzdecken auf seine Arme und sagte wohlgefällig lächelnd: »Es ist gut, daß die Frau Großmama so wie zu einem Winterfeldzug gerüstet hatte: Das können wir brauchen.«
    »Mein lieber Öhi«, antwortete die Herzutretende lebhaft, »Vorsicht ist eine schöne Tugend und schützt vor manchem Ungemach. Wenn man auf den Reisen über Ihre Gebirge ohne Sturm und Wind und Wolkenbrüche davonkommt, so kann man nur danken, und das wollen wir tun, und meine Schutzmittelchen sind auch so noch gut zu gebrauchen; darin sind wir einig.«
    Während dieses kleinen Gespräches waren die beiden nach dem
Heuboden hinaufgestiegen und begannen nun die Tücher über das Bett
hinzubreiten, eins nach dem andern. Da waren ihrer so viele, daß das
Bett zuletzt aussah wie eine kleine Festung.
    »Jetzt soll mir noch ein einziger Heuhalm durchstechen, wenn er kann«, sagte die Großmama, indem sie noch einmal mit der Hand auf allen Seiten eindrückte, aber die weiche

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