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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Großvater die Hütte und tat sein Säcklein auf. Der Öhi steckte ein großes Stück Brot hinein und ein ebenso großes Stück Käse. »Nun kommt noch das Schüsselchen«, fuhr er fort, »weil das Kind nicht trinken kann wie du, nur so von der Geiß weg, es kennt das nicht. Du melkst ihm zwei Schüsselchen voll zu Mittag, denn Heidi geht mit dir und bleibt bei dir. Zeig mir dein Pfyffeli, ob es auch scharf genug ist, das Kind zu beschützen.«
    Peter zog das Kurzschwert, das hatte er an einem Stück Schiefer so scharf geschliffen, dass der Großvater aufpassen musste, sich nicht zu schneiden.
    »Gut. Damit stichst du in jedes Niänenüütli wie in Butter hinein. Am besten, du haust ihm den Kopf ab, dann gibt es in Ewigkeit Ruh.«

    Der Ziegenhirt wusste das schon, gelobte dem Großvater aber, es genau so zu machen, damit der Alte Heidi mit ihm gehen ließ.
    »Jetzt könnt ihr ausziehen«, sagte der Öhi.
    Lustig ging es die Alm hinan. Der Wind hatte in der Nacht das letzte Wölkchen verblasen. Dunkelblau schaute der Himmel von allen Seiten, und mitten darauf stand die leuchtende Sonne und schimmerte auf die Alp. Die roten und gelben Blümchen machten ihre Kelche auf und lachten ihr fröhlich entgegen. Heidi sprang hierhin und dorthin und jauchzte vor Freude, alles Dunkle und Düstere war aus seinem Herzen getilgt, der lichte Tag vertrieb es aus seiner Seele. Dort fand es Trüppchen roter Himmelsschlüssel beieinander, und da schimmerte es blau vom Enzian, und überall nickten die zartblättrigen, goldenen Zistusröschen. Vor Entzücken vergaß Heidi sogar Peter und die Geißen, darum merkte es nicht, dass der Bub einem Niänenüütli den Garaus machte, der sich in die Höhe verlaufen hatte.
    Überall brach Heidi ganze Scharen von Blumen ab und packte sie in sein Schürzchen, denn es wollte sie mit heimnehmen und ins Heu stecken in seiner Schlafkammer, dass es dort drinnen werde wie hier draußen. Unter all dem Pflücken sah es nicht, wie Peter den geschlachteten Niänenüütli in die Felsenschlucht stürzte, die nun sein allerletztes Grab sein würde.
    Der Weideplatz, wo Peter Halt machte, lag am Fuße der hohen Felsen, die erst von Gebüsch und Tannen bedeckt, zuletzt aber kahl und schroff zum Himmel aufragten. Dort nahm Peter den Sack ab und legte ihn in eine Vertiefung des Bodens, denn der Wind kam manchmal in starken Stößen
daher. Lang streckte er sich auf den sonnigen Grund hin und erholte sich von der Anstrengung des Steigens. Heidi hatte sein Schürzchen mit den Blumen darin losgemacht und setzte sich neben ihn. Vor ihnen erhob sich das Schneefeld, links ragte ein zackiger Felsenturm auf. Weit umher war eine große Stille; nur sanft ging der Wind über die Glockenblumen, die auf ihren Stengelchen leise nickten.
    Peter war eingeschlafen, die Geißen kletterten in den Büschen umher. Heidi trank das goldene Sonnenlicht, die frischen Lüfte, den zarten Blumenduft in sich ein und begehrte nichts, als so zu bleiben immerzu. Es schaute lange zu dem hohen Bergstock auf, bis ihm war, als hätte er ein Gesicht bekommen. Heidi kniff die Augen zusammen, dass Sonne und Luft und Berg zu einem Glitzern verschmolzen; jetzt sah es dieses Gesicht ganz klar. Der Berg war ein Mann, grau und alt, und sein Empfinden war das von Stein. Als Heidi das spürte, überkam es eine große Traurigkeit, und weder der linde Tag noch die freundliche Sonne, auch nicht die harmlosen Blumen änderten etwas daran. Gerade stieg von der Spitze des Felsenturms ein Raubvogel hoch und stürzte krächzend hinab auf die Lüfte. Gewaltige Kreise zog er, und Heidi konnte nicht anders, als zu glauben, dass der Räuber seine Bahnen enger und enger ziehen würde, bis er auf Heidi niederstürzen und es in die Lüfte entführen würde. Warum musste es jetzt an die kalte Mutter im Sarg denken? Wieso erinnerte es sich des weißgespitzten Holzes in seiner Hand, das Heidi auf ihre Brust gesetzt hatte, damit der Großvater daraufschlug mit Wucht? Wie gehörte das eine zum andern, das Gesicht in den Wolken und die Uuputztä in der Gruft?

    »Peter!« Unsanft rüttelte Heidi ihn wach. »Warum ist meine Mutter eine Uuputztä geworden?«
    Benommen wusste der Geißenpeter nichts zu sagen, aber Heidi fragte ein zweites und drittes Mal, kniete zu ihm hin und schaute ihm wild in die Augen.
    »Warum ist sie nicht tot gewesen, warum war kein Frieden für sie in dem Sarg?«
    Peter wusste es nicht, und hätte er es gewusst, er hätte es nicht zu sagen verstanden, also

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