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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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geklettert war und warnend unter die Leute trat, folgten die Dörfler dem Vorschlag des Bäckers. Ihrer vier zogen und schoben den überwältigten Alten auf den Holzhaufen, dass er zuoberst zu liegen kam. Zwei hielten den Geißenpeter zurück, der schreiend dem Öhi zu Hilfe wollte. Der Bäcker selbst stieß seine Fackel in das feine Geäst, das, von der Sonne gedörrt, die Flämmchen knisternd begrüßte. Das zischte und züngelte an den Zweiglein empor, das entzündete sich in Windeseile. Was eben ein kicherndes Feuer gewesen, schlug als lohende Flamme zum Himmel. Der Alte wandte das Gesicht ab, in das der Rauch beißend quoll, er bäumte sich auf, als die erste rote Garbe ihn versengte.
    Der Pfarrer rief: »Haltet ein! Unrecht darf nicht mit Unrecht gesühnt sein!« Aber niemand hörte ihn.
    »Befreit meine Adelheid!«, schrie der Öhi vom Scheiterhaufen herab. »Mit mir macht, was ihr wollt! Aber befreit meine Tochter!«
    Gelb und rot umtobte das Feuer ihn, das den trockenen Haufen hurtig fraß. Seiner Pein nicht achtend, erhob
sich der alte Mann auf dem Reisig. »Uuuuputztäää!«, rief er. »Eine Uuputztä ist Adelheid und muss gereiniget werden!«
    Auch wenn so manchen nun sein Gewissen befiel, wollte doch keiner dem Großvater zu Hilfe eilen. Keiner außer dem Mädchen, das in diesem Augenblick hinter den Farnen hervorsprang.
    »Der Großvater sagt die Wahrheit«, rief Heidi, sein Stimmchen durchdrang die rauchgeschwängerte Nacht. »Eine Uuputztä ist sie, ich weiß es gewiss.«
    Erstaunen fasste jetzt alle ringsumher. Sie drehten sich um und beäugten das Mädchen im Unterkleid, das dort hervortrat. Den Augenblick nutzte Peter. Die Jackenärmel zog er über die Hände; Rauch und Hitze nicht achtend, sprang er zum funkensprühenden Haufen, griff den Arm des verzweifelten Alten und zog. Der Großvater ließ sich nach vorn fallen, dass er, das Flammenzeug mit sich reißend, zu Boden stürzte und qualmend dalag.
    Der Pfarrer, der ahnte, er hatte die Leute zu schlimm aufgehetzt, warf seinen Mantel über den alten Mann und klopfte und schlug, bis er die Flammen erstickt hatte. Irr vor Sorge stürzte Heidi zum Großvater hin, fiel auf die Knie und nahm das große, geschwärzte Gesicht in beide Hände. Von Bart und Haupthaar rauchte es, die Lider des Öhi flackerten, er war zwischen Sinn und Besinnungslosigkeit und konnte vor Schmerzen nicht sprechen.
    »Was meintest du, Kind, als du sagtest, Adelheid sei eine Uuputztä?« Der Pfarrer bückte sich und schaute Heidi ernst in die Augen. »Adelheid war deine Mutter. Sie ist seit langem tot. Du warst kaum ein Jahr alt, als sie starb. Du kannst dich ihrer wohl kaum erinnern.«

    »Kann es doch«, antwortete Heidi, und ein Weinen rang sich hervor, weil der Großvater so zugerichtet war und alles sich so zum Üblen gewendet hatte. »Die Mutter sei tot und der Vater sei tot«, sagte Heidi. »Das erzählte mir Tante Dete, bei der ich damals gewohnt habe.«
    »Nun, und?« Hinter dem Pfarrer scharten sich andere, die wissen wollten, was Heidi erzählte.
    »Es war aber nicht so.« Das Kind hob den Kopf. »In einer Vollmondnacht wie dieser ging mein Fenster auf, und herein schwebte die Mutter. Sie war weiß und wunderschön und setzte sich an mein Bett. Ich fragte, ob sie nicht tot sei. Da streichelte sie mich mit kalter Hand und sagte, tot sei sie wohl, zugleich aber untot. Eine Vampirsbraut sei sie geworden, eine Uuputztä; als solche müsste sie so lange über die Erde wandeln, bis sie im Grabe erlöst würde.«
    »Das Kind wird das geträumt haben«, sagte der Bäcker, dem es ein Ärgernis war, dass die Strafe am Großvater nicht ganz vollzogen worden war.
    »Vampirsbraut«, murmelte einer.
    »Vampir«, flüsterte eine Frau und bekreuzigte sich.
    Alle schlugen das Kreuzzeichen an Stirn, Mund und Brust. Der Pfarrer stand auf und wandte sich zum Sarg.
    »Es gibt nur einen Weg herauszufinden, ob das Kind wahr spricht.«
    Er reichte die Spitzhacke dem Kräftigsten unter ihnen, dem Schmied. Der setzte die Hacke an, holte aus und schlug mit voller Wucht zu. Sechs Mal musste das Eisen niederkrachen, bis sich der Sarg ergab, der Deckel splitterte und sein Inneres preisgab. Langsam, furchtsam beugten sich die Dörfler darüber und senkten die Fackeln hinab. Sie sahen
mit erschrockenen Augen, was der listige Dämon der Nacht sieben Jahre unter der Erde verborgen hatte. Sahen kein Skelett, das nach so langer Zeit aus Adelheid hätte werden müssen, sahen auch kein Niänenüütli,

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