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Heidi

Heidi

Titel: Heidi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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eine Weile dem Rauschen in den Tannen. Erst als der Wind nachließ, lief sie zum Großvater zurück.
    „Und jetzt möchte ich schauen, was du in der Hütte hast“, sagte sie.
    „So, so.“ Der Öhi erhob sich von der Bank und legte die Pfeife beiseite. „Na, dann nimm dein Bündel und komm mit.“
    Die Hütte war sparsam, aber gemütlich eingerichtet. Heidi entdeckte einen Tisch und einen Stuhl. In einer Ecke hatte sich der Großvater eine Schlafstelle zurechtgemacht und auf der gegenüberliegenden
Seite stand ein Herd. Der Almöhi öffnete einen großen Holzschrank.
    „Hier kannst du deine Kleider aufbewahren“, sagte er. „Vor dem Herbst wirst du sie sicher nicht brauchen.“ „Und wo soll ich schlafen, Großvater?“, fragte Heidi. „Hm“, machte der Öhi und rieb sich nachdenklich über die Stirn. „Ich glaube, ich habe eine Idee“, sagte er dann und zeigte auf eine Leiter.
    „Ist da oben etwa noch ein Zimmer?“, rief Heidi.

    Schnell kletterte sie die Leiter hinauf,
    kroch durch die Luke
    und landete auf dem Dachboden.

    Hier hatte der Almöhi Heubündel gestapelt, damit er seinen Geißen im Winter etwas zu fressen geben konnte. Es duftete herrlich nach getrocknetem Gras und durch ein kleines Fenster im Dach fiel ein heller Sonnenstrahl herein.

    „O ja!“, jubelte Heidi. „Hier will ich schlafen. Genau unter den Sternen.“ Sie stürzte sich auf die Heubündel und zog eines nach dem anderen unter das Fenster.
    Unterdessen kramte der Öhi in der Stube herum. Schließlich schien er gefunden zu haben, was er suchte, denn mit einem Mal tauchte sein Kopf in der Luke auf. Als er sah, welch schönes Lager Heidi sich hergerichtet hatte, grunzte er zufrieden.

    „Das hast du gut gemacht“, lobte er
    und hievte einen schweren Leinensack
    und eine Decke nach oben.
    Gemeinsam breiteten sie alles
    über die Heubündel unter dem Fenster.

    „Ach, wenn es doch schon Abend wäre!“, seufzte Heidi. Sie konnte es kaum erwarten, in ihrem neuen Bett zu schlafen.
    „Na ja, wir werden die Zeit schon rumkriegen“, meinte der Großvater. „Jetzt wird erst mal gegessen.“
    Er musste Heidi nicht lange überreden, denn plötzlich spürte sie einen Bärenhunger. Bereitwillig folgte sie dem Öhi in die Stube hinunter und sah dabei zu, wie er frisches Brot schnitt und ein dickes Stück Käse auf eine Eisenstange steckte und über dem offenen Feuer goldgelb werden ließ.
    Heidi suchte Teller und Besteck zusammen und deckte flugs den Tisch.

    „Und wo soll ich sitzen?“, fragte sie.
    Der Großvater zog einen Hocker hervor.
    Er hatte nur drei schiefe Beine
    und war ziemlich wackelig.
    Heidi saß ein wenig unsicher darauf.

    „Gleich nachher baue ich dir einen richtigen Stuhl“, versprach der Großvater, reichte seiner Enkelin ein Stück Brot und schnitt zwei dicke Scheiben von dem halb geschmolzenen Käse ab. Dann setzte er sich ebenfalls und sie fingen an zu schmausen. Das selbst gebackene Brot und der Käse schmeckten wunderbar. Heidi konnte sich nicht erinnern, jemals etwas so Köstliches gegessen zu haben.

    Nachdem sie das Geschirr abgespült hatten und das Brot und der Käse wieder gut verpackt waren, ging der Almöhi sogleich in den Schuppen und begann mit der Arbeit. Er sägte Bretter zu, bohrte Löcher hinein und schnitt kräftige Stöcke zurecht.

    Heidi sah ihm eine Weile dabei zu,
    sprang mal hierhin und mal dorthin,
    und ehe sie sich versah,
    brach der Abend herein.
    Der Geißenpeter kam mit seiner Herde
    von den Almwiesen zurück
    und Heidi begrüßte
    das weiße Schwänli
    und das braune Bärli.

    Die beiden Geißen leckten dem Großvater über die Hände, und Heidi sah staunend dabei zu, wie er eine kleine Schüssel unter das Schwänli stellte und sie zu melken begann. Ruckzuck war die Schüssel gefüllt. Der Almöhi hielt sie seiner Enkelin hin. „Hier, das ist dein Abendmahl.“
    Zögernd kostete Heidi von der warmen Milch. Sie schmeckte viel besser, als sie gedacht hatte, und so trank sie die Schüssel in einem Zug leer und verlangte gleich noch eine zweite. Der Geißenpeter lachte und rief: „Gute Nacht, Heidi, bis morgen.“ Dann stieß er seinen Pfiff aus und rannte mit dem Rest der Herde weiter bergab.

    Heidi reichte dem Öhi die leere Schüssel und gähnte herzhaft. Sie war hundemüde. „Sieh zu, dass du ins Bett kommst“, sagte der Großvater. „Ich hole derweil deinen Stuhl aus der Werkstatt.“
    Das ließ Heidi sich nicht zweimal sagen. Geschwind kletterte sie die Leiter hinauf und

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