Perry Rhodan - 2552- Totenspiel
1.
Tot!
Es war der einzige Gedanke, zu dem Sinnafoch fähig war. Er wiederholte sich
in einer endlosen Schleife, bar jeder Hoffnung, schnitt immer tiefer in das, was von dem
Selbstverständnis des Vatrox geblieben war.
Seine Artgenossen: tot.
Über eine Milliarde Vatrox waren gestorben. Unsterbliche, die ein elendes
Ende gefunden hatten, von eigener Hand. Perry Rhodan, die Terraner und ihre Verbündeten hatten
eine Waffe gegen die Vatrox eingesetzt, gegen die jene wehrlos waren.
Hilflos hatte Sinnafoch verfolgen müssen, wie seine Artgenossen sich an ihren
Körpern vergangen hatten und ihr Vamu, das aus den sterbenden Körpern flüchtete, von den
Terranern eingefangen worden war. Nur mit letzter Kraft war es Sinnafoch gelungen, dem Drang,
sich selbst zu entleiben, zu widerstehen und auf den Handelsstern FATICO zu flüchten.
Die Helfer der Frequenz-Monarchie: tot.
Sicherheitsschaltungen hatten angesprochen, als die Vatrox starben. Eines
nach dem anderen hatten sich die Schlachtlichter der Frequenz-Monarchie selbst vernichtet. In der
Glut ihrer Explosionen waren unzählige Darturka und Okrivar und Helfer anderer Völker vergangen.
Mit ihrer glühenden Asche war die Macht der Frequenz-Monarchie verweht. VATROX-CUUR: tot.
Das Psi-Wesen, seit Anbeginn der Geschichte Mentor und Hüter der Va-trox, war
erloschen. VATROX-CUUR hatte nicht bestehen können, nachdem die Terraner das Vamu von so vielen
Vatrox abgeschöpft hatten.
Er selbst, Frequenzfolger Sinnafoch: so gut wie tot.
Sinnafoch hatte es vermocht, seinen Körper zu retten, den Anker seines Vamu.
Er hatte das Feld der verlorenen Schlacht hinter sich gelassen, war den Terranern entkommen. Doch
es war nur ein Aufschub.
Sinnafoch war zum Tode verurteilt. Die Hibernationsweltcn waren vernichtet.
Irgendwann würde die-ser Körper sterben. Im Kampf, an einer Krankheit, bei einem Unfall oder
einfach an seinem Alter. Dann würde Sinnafochs Vamu verwehen und kein neuer Körper würde darauf
warten, dass es ihn beseelte.
Es war vorbei.
Er war tot.
»Sinnafoch!«
Die Stimme war laut und drängend. Sinnafoch kümmerte es nicht. Er war tot.
Nicht einmal die Induktivzelle, die jeden seiner Gedanken las und kaum einen kommentarlos
durchgehen ließ, rührte sich. Die Zelle schwieg, womöglich für immer. Es war ein Gedanke, der den
Vatrox zugleich erschreckte und mit unbändiger Hoffnung erfüllte.
»Sinnafoch, zurückkomm!« Hände packten ihn an den Schultern, griffen so fest
zu, dass es schmerzte.
Er öffnete die Augen, sah einen behelmten Kopf. Hinter dem Visier sah er
graue Haut und einen schmalen, gespitzten Mund. Zwei Augen, schmalen Schlitzen gleich, sahen auf
ihn herab.
»Weiter, Sinnafoch! Weiter wir müssen!«, sagte der Mund. »Terraner nicht Ruhe
geben!«
Ein Okrivar. Er sprach merkwürdig. Es war Kruuper, der Gefährte, den
Sinnafoch nicht gewollt hatte. Wenn Philip nicht gewesen wäre ...
»Philip?«, flüsterte Sinnafoch. »Wo ist Philip?«
»Ruhig«, antwortete Kruuper, klopfte mit einer Hand auf den Boden, auf dem
Sinnafoch lag. »Philip hier ist. Er dich trägt.«
Sinnafoch hörte ein Niesen, der »Boden« unter ihm bewegte sich. Dann schoss
eine lange, warme Zunge von der Seite vor und leckte ihm über das Gesicht.
Die Geste des Okrills rührte etwas in Sinnafoch an, milderte seine
Verzweiflung. Philip, das ehemalige Tier, dem er Intelligenz geschenkt hatte, stand zu ihm, ganz
gleich, was geschah. Selbst wenn die Frequenz-Monarchie untergehen sollte.
Doch was nützte das? In diesen Minuten ging die Monarchie unter.
»Es ist sinnlos«, beschied Sinnafoch Kruuper. »Es ist vorbei.«
»Nicht vorbei ist«, widersprach der Okrivar. »Leben du. Leben Philip. Leben
Kruuper. Wollen bleiben am Leben!«
»Ja ...« Sinnafoch spürte, als er das Wort aussprach, dass es stimmte. Er
wollte leben. Immer noch. Trotz der vielen Leben, die er gelebt hatte. Auch wenn seine Existenz
eine Qual war. Eine Last, die mit jedem neuen Leben erdrückender wurde. Dennoch wollte Sinnafoch
nicht, dass es jemals zu Ende ging. Doch wie ...?
Kruuper hielt ihm ein Gerät hin. »Hier, benutz!«
Es war ein rechteckiges Gehäuse mit abgeflachten Kanten. Ein Controller der
C-Klasse. Eine Steuerung, die ihrem Besitzer nahezu unbegrenzte Macht über das Polyport-Netz
gewährte. Der Controller hatte ihnen die Flucht auf den Handelsstern ermöglicht. Er würde ihnen
auch ermöglichen, FAT1CO wieder zu
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