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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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zu dieser Angelegenheit befragen?«
    »Von irgendwelchen Spaltungen habe ich noch nichts gehört. Die Verbindung ist abgebrochen. Ich habe nichts zu sagen.«
    »Beide halten große Stücke auf Sie. Sie haben uns geraten, Sie anzusprechen. Sie haben uns sogar geholfen, Sie hier ausfindig zu machen.«
    »Es wundert mich, dass Sie so hervorragend englisch sprechen, Aquinas. Ich habe Sie im Fernsehen deutsch sprechen gehört und sogar tschechisch synchronisiert, aber…«
    »Das ist alles eine Frage der Synchronisation«, meinte der Hund bescheiden. »Der dem Gehirn unmittelbar nachgeschalteten Synchronisation. Karl hat Ihnen ein Geschenk mitgebracht, von Ihren Freunden. Hol es doch mal, Karl.«
    »Gute Idee«, sagte Karl. Er erhob sich, nahm den weißen Blindenstock, schaltete ihn ein und stapfte zielstrebig davon.
    »Ich kann wirklich nicht in Ihrer Sendung auftreten«, sagte Maya. »Ich möchte keine Rollen mehr spielen.«
    »Sie sind zu einer Ikone geworden«, meinte der Hund.
    »So fühle ich mich aber nicht. Außerdem sollte man die Öffentlichkeit meiden, wenn man eine Ikone bleiben will, hab ich Recht?«
    »Genau wie Greta Garbo«, sagte der Hund.
    »Sie mögen alte Filme?«, fragte Maya überrascht.
    »Offen gestanden, kann ich alte Filme nicht ausstehen; ich mag nicht einmal mein eigenes Medium, das Fernsehen. Das Phänomen des Berühmtseins allerdings interessiert mich sehr.«
    »Eine so intellektuelle Unterhaltung habe ich noch mit keinem Hund geführt«, sagte Maya. »Ich kann nicht in Ihrer Sendung auftreten, Aquinas, das verstehen Sie doch hoffentlich. Aber ich unterhalte mich gerne mit Ihnen. In der Realität wirken Sie viel kleiner als im Fernsehen. Und Sie sind sehr interessant. Ich weiß nicht, ob Sie nun ein Hund sind oder ob man bei Ihnen eher von künstlicher Intelligenz sprechen sollte, aber Sie sind unbestreitbar eine eigenständige Persönlichkeit. Sie besitzen Tiefgang. Nicht wahr? Ich finde, Sie sollten der Unterhaltung den Rücken kehren. Vielleicht sollten Sie ein Buch schreiben.«
    »Ich kann nicht lesen«, sagte der Hund.
    Mayas Waffeln wurden gebracht. Sie langte herzhaft zu.
    »Schade, dass ich jetzt umsonst nach Des Moines gekommen bin«, meinte der Hund schmeichelnd.
    »Interviewen Sie den Bürgermeister«, erwiderte Maya kauend.
    »Davon verspreche ich mir nichts.«
    »Fliegen Sie zurück nach Europa und interviewen Sie Helene Vauxcelles-Serusier. Machen Sie sie nieder.«
    »Weshalb sollte ich das tun?«, fragte der Hund und spitzte die haarigen Ohren. »Und wo kann ich sie finden?«
    Karl kam zurück. Er brachte Pauls und Benedettas Geschenk mit. Maya schob die Waffeln beiseite, öffnete den Karton und nahm das Füllmaterial heraus. Die beiden hatten ihr eine alte Kamera geschickt. Die Art Handkamera, die früher einmal Kleinbildfilme verarbeitet hatte. Das Gerät war mit einer digitalen Bildplatte und Netzanschlüssen ausgestattet. Es war schwer, solide und wunderschön. Verglichen mit einer modernen Kamera wirkte es wie aus Granit gemeißelt.
    Und es war noch eine handgeschriebene Karte dabei.
    Glaub auf keinen Fall, was man über uns sagt, hatte Benedetta gekritzelt.
    Wir lieben unsere Abtrünnigen und verzeihen ihnen, schrieb Paul. In seiner schönen, tadellosen Handschrift.
     
    Daniel lebte jetzt in Idaho. Er war bodenständig geworden.
    Sie spürte es, als sie an die Grenze seines kleinen Privatreichs gelangte. Etwa zwanzig Morgen. Kein Stacheldraht, kein Zaun; der Unterschied war an der Beschaffenheit des Erdbodens erkennbar. Vielleicht lag es an den Spurenelementen. Vielleicht war es Folge seiner speziellen Art des Gartenbaus. Konnte bloße Intelligenz die Bäume zu schnellerem Wachstum veranlassen?
    Die Bäume, die Büsche, die Vögel, sogar die Insekten. Sie machten einen ungewöhnlichen Eindruck, als ob ihnen jemand ein unglaubliches Maß an Aufmerksamkeit zukommen ließe. Die Zweige waren wie gemalt, die Vögel sangen mit opernhafter Präzision.
    Ihr Exmann grub den Boden gerade mit einem Spaten um. Daniel war nur mehr etwa ein Meter zwanzig groß. Die Knochen waren geschrumpft, die Wirbelsäule hatte sich gestaucht, die Muskeln an Waden und Schenkeln hatten sich zu neandertalhaften Klumpen verdichtet. Er war alt und äußerst stark; er machte den Eindruck, als könne er den Spaten mühelos entzweibrechen.
    »Hallo, Mia«, sagte er; seine Stimme war vom vielen Alleinsein eingerostet.
    »Hallo, Daniel.«
    »Du hast dich verändert«, meinte er blinzelnd. »Ist es lange

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